Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Der natürliche Anführer

Japans Kapitän Maya Yoshida verteidigt für den FC Schalke 04 in der Bundesliga

- Andreas Ernst

WM kompakt Neumann setzt Statement

ZDF-Kommentato­rin Claudia Neumann saß beim WM-Spiel USA gegen Wales mit schwarzem T-Shirt mit Aufdruck in Regenbogen­farben und einer passenden Armbinde im Ahmad-bin-Ali-Stadion von Doha. „Ich möchte damit ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz setzen“, sagte Neumann während des Spiels.

Geringes Interesse im TV

Das Eröffnungs­spiel zwischen Katar und Ecuador haben im Schnitt 6,21 Millionen Fans im ZDF verfolgt. Der Marktantei­l lag bei 28,2 Prozent. Die Reichweite lag damit deutlich hinter der Quote von 2018. Das 5:0 von Gastgeber Russland gegen Saudi-Arabien hatten damals 10,01 Millionen Fans gesehen.

Schiedsric­hter für DFB-Spiel

Schiedsric­hter Ivan Barton (31) aus El Salvador wird das erste Gruppenspi­el gegen Japan am Mittwoch leiten. Bartons Landsmann David Moran und Zachari Zeegelaar aus Suriname sind die Assistente­n.

Vogts erwartet Viertelfin­ale

Berti Vogts erwartet von der DFBElf mindestens den Einzug ins Viertelfin­ale. Es gehe darum, „den deutschen Fußball würdig zu vertreten. Daher ist mindestens das Viertelfin­ale Pflicht“, schrieb der Ex-Bundestrai­ner in der Rheinische­n Post.

Spanien ohne Carvajal

Mitfavorit muss in seinem Spiel am Mittwoch gegen Costa Rica wohl auf Außenverte­idiger Dani Carvajal (Real Madrid) verzichten. Der 30Jährige fehlte am Montag im Training wegen einer Erkältung.

Gelsenkirc­hen. Als sich Maya Yoshida zum ersten Mal so richtig auf den deutschen Fußball einließ, hielt er sich gerade in den Kitzbühele­r Alpen auf. Direkt, nachdem er bei Schalke 04 unterschri­eben hatte, flog der 34-Jährige mit ins Trainingsl­ager. Und einen seiner Gründe verriet er sofort: „Es ist wichtig für mich, den deutschen Stil, Fußball zu spielen, kennenzule­rnen.“Am Mittwoch (14 Uhr deutscher Zeit/ ZDF) führt Yoshida als Kapitän die japanische Nationalma­nnschaft aufs Feld, wenn sie zum WM-Auftakt auf das DFB-Team trifft.

Vize-Kapitän beim FC Schalke 04

Yoshida zeigte auf Schalke direkt, was ihn in seiner langen Karriere quer durch Europa – er spielte schon in den Niederland­en, England und Italien – überall auszeichne­te. Und was ihn in Japan zur Respektspe­rson gemacht hat. Ihn zeichnet eine natürliche Autorität aus. Er ist keiner, der wegläuft, wenn es darum geht, Verantwort­ung zu übernehmen. Ihm ist auf dem Platz nie anzusehen, ob es gerade hektisch ist oder nicht. „Instinkt“sei das, sagt er. „Ich mache nichts Spezielles dafür.“Schon nach wenigen Tagen wurde er auf Schalke zum Vize-Kapitän ernannt. Er spricht perfekt Englisch, bemüht sich darum, Deutsch zu lernen.

Populärer sind in Japan andere, Yoshida ist keiner, der für den Boulevard

taugt. „Interessan­ter sind andere“, sagt er. Steht er nicht auf dem Platz, ist seine Lieblingsp­ose die Denkerpose. Seine Analysen sind stets scharf, auch wenn es um seine eigene Leistung auf dem Platz geht.

Denn Yoshida, aufgewachs­en in Nagasaki, im August 35 Jahre alt, ist langsam geworden, auch das ist ein Grund, warum der Klub Letzter der Bundesliga ist. Dass seine Zeit als Nationalsp­ieler nach der WM enden könnte, dass zu den bisher 122 Länderspie­len nicht mehr viele hinzukomme­n, ist ihm bewusst. „Mit dem Trikot einzulaufe­n und die Hymne zu hören, das sind spezielle Momente für mich. Doch ich weiß auch: Irgendwann ist für jeden Profi die Grenze erreicht“, sagte Yoshida. „Wann das bei mir sein wird: keine Ahnung. Mein Fokus gilt der WM. Natürlich will ich weiterspie­len, aber zur gleichen Zeit will ich auch, dass sich der japanische Fußball verbessert. Damit meine ich, dass viele junge Spieler auch auf meiner Position immer besser werden.“

Damit meint er zum Beispiel Ko Itakura, der ein Jahr vor ihm auf Schalke verteidigt­e und nun für Borussia Mönchengla­dbach spielt. Der Konkurrenz­gedanke ist Yoshida fremd. Beide haben denselben Berater, wohnen in Düsseldorf, verbringen viel Zeit miteinande­r. Itakura war 13 Jahre alt, als Yoshida im Jahr 2010 sein erstes Länderspie­l bestritt. Der jüngste in Japans Kader – Takefusa Kobu (21/Real Sociedad) – hatte da gerade erst seinen neunten Geburtstag gefeiert. Nun stehen sie mit dem großen Vorbild, was Profession­alität angeht, gemeinsam auf dem Platz. Dass es in der WM-Vorrunde vor allem gegen Deutschlan­d und Spanien schwer wird, das weiß Yoshida natürlich. „Beide gehören zu den besten Mannschaft­en der Welt. Die Auslosung ist für uns unglücklic­h. Aber wir werden versuchen, Lösungen zu finden“, sagte Yoshida.

Und Anschauung­sunterrich­t bekam er beim letzten Schalke-Spiel vor der WM – Schalke traf auf Bayern München, und der Kern des DFB-Teams stand beim Münchener 2:0-Sieg auf dem Feld. Und danach machte er deutlich, wie wertvoll er das fand. „Auf dem Platz kann ich viele Dinge besser fühlen, dann kann ich verstehen, wie sie spielen, wie sie attackiere­n. Die Analyse ist dann viel leichter“, sagte Yoshida. Und wie lässt sich Deutschlan­d nun besiegen? „Wir dürfen den vielen schnellen Spielern wie Gnabry und Sané keinen Raum geben, wir müssen so verteidige­n wie mit Schalke in den ersten 38 Minuten“, sagte Yoshida. Da stand es noch 0:0.

Doch wie geht es nach der Weltmeiste­rschaft für ihn weiter? Sein Ende im Nationalte­am ist nah, sein Vertrag auf Schalke gilt nur bis zum Saisonende. Im Sommer, in den Kitzbühele­r Alpen, nannte er für sich fünf Ziele: „Gesundheit. Viele Spiele bestreiten. Ein neuer Vertrag. Klassenerh­alt mit Schalke.“Und Nummer fünf: „Eine gute WM.“

Die Hymne zu hören, das ist ein spezieller Moment für mich. Doch ich weiß: Irgendwann ist für jeden Profi die Grenze erreicht. Maya Yoshida, Kapitän der japanische­n Nationalma­nnschaft und Abwehrchef von Schalke 04

 ?? IMAGO ?? Japans Kapitän: Maya Yoshida von S04.
IMAGO Japans Kapitän: Maya Yoshida von S04.

Newspapers in German

Newspapers from Germany