Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Der Sonne entgegen
Trotz Sturz sichert sich Biathletin Juliane Frühwirt einen Platz im deutschen Weltcup-Team
Marco Alles
Vuokatti. Selbst ein Sturz konnte sie nicht bremsen. Juliane Frühwirt hat den Sprung in die Weltcup-Mannschaft der Biathleten geschafft. Bei den Qualifikationsrennen im finnischen Vuokatti sicherte sie sich einen der drei freien Plätze im Damenteam. Neben der 24-Jährigen vom SV Motor Tambach-Dietharz lösten auch Sophia Schneider und Anna Weidel das Ticket.
Bereits gesetzt waren nach ihren Leistungen in der vergangenen Saison Olympiasiegerin Denise Herrmann-Wick sowie Franziska Preuß und Vanessa Voigt vom SV Rotterode. Unerwartet fehlen werden Vanessa Hinz, die mit der deutschen Staffel im Februar in Peking noch die olympische Bronzemedaille gewonnen hatte, sowie die ebenfalls weltcuperfahrene Janina HettichWalz. Sie müssen sich über den zweitklassigen IBU-Cup anbieten.
„Ich bin sehr erleichtert und froh, dass ich es geschafft habe. Denn die Tests liefen doch ziemlich holprig“, sagt Frühwirt und verweist auf den ärgerlichen Sturz im 10-km-Wettbewerb. Zwar blieb sie körperlich unversehrt, doch der Schaft ihres Gewehres brach bei dem Malheur. Als Retter in der Not fungierten die Skitechniker, die die Waffe über Nacht reparierten. Die Thüringerin „bedankte“sich dafür im darauffolgenden 7,5-km-Sprintrennen mit zwei fehlerfreien Schießeinlagen.
„Läuferisch war es sicher noch nicht optimal, aber die wichtigen Wettkämpfe kommen ja auch erst jetzt“, sagt sie mit Blick auf den Weltcup-Auftakt am kommenden Dienstag im finnischen Kontiolahti. Bevor es am Sonntag mit dem deutschen Tross in Richtung Nordkarelien geht, freut sich die Zollbeamtin aber zunächst auf ein paar ruhige Tage zu Hause: „Hier oben hatten wir kaum Sonne. Ich hoffe, in Wallgau bekomme ich sie mal zu sehen.“
Frauen:
Denise Herrmann-Wick (Erzgebirge Oberwiesenthal), Franziska Preuß (SC Haag), Vanessa Voigt (SV Rotterode), Juliane Frühwirt (Motor Tambach-Dietharz), (SV Oberteisendorf ), Anna Weidel (WSV Kiefersfelden)
Männer:
Benedikt Doll (SZ Breitnau), Johannes Kühn (WSV Reit im Winkl), Philipp Nawrath (SK Nesselwang), Roman Rees (SV Schauinsland), Justus Strelow (Stahl Schmiedeberg), David Zobel (SC Partenkirchen)
Die Heimat von Superstar Magdalena Neuner ist seit einigen Jahren auch der Wohnort der Zollbeamtin. Seit Frühjahr 2017 trainiert sie am Stützpunkt in Mittenwald beim Neuner- und DahlmeierEntdecker Bernhard Kröll. Bereits vor einem Jahr hatte sich Frühwirt für die A-Mannschaft qualifiziert, war zum Weltcup-Start im schwedischen Östersund jedoch unter ferner liefen eingekommen. Im Einzel hatte sie Rang 59 belegt, im Sprint nur Platz 93, so dass es schnell wieder zurück in den IBU-Cup ging.
Das bisherige Trainingsjahr, in dem die Formkurve stetig nach oben zeigte, macht der guten Schützin Hoffnung, sich in diesem Winter dauerhaft unter den Besten zu etablieren. Ein erster Fingerzeig waren die beiden Bronzemedaillen bei den deutschen Meisterschaften im September in Oberhof auf Skirollern. Nun konnte sie ihre Fortschritte auch auf Schnee bestätigen.
Strelow und Zobel lösen Tickets in Männermannschaft
Bei den Männern gab es einen Vierkampf um die zwei noch vakanten Plätze. Aus diesem gingen die beiden am Stützpunkt Oberhof trainierenden Justus Strelow und David Zobel als Sieger hervor. Sie begleiten die gesetzten Benedikt Doll, Johannes Kühn, Philipp Nawrath und Roman Rees zum Weltcup-Auftakt. Lucas Fratzscher (WSV Oberhof) und Philipp Horn (Eintracht Frankenhain) hatten in den Testwettkämpfen das Nachsehen.
Vor allem Horn war mit großen Ambitionen in das Vorbereitungscamp gereist, nachdem der Sommer für ihn überaus erfolgreich verlief. Dem WM-Gold im Supersprint in Ruhpolding hatte der 28-Jährige in Oberhof zwei deutsche Meistertitel (Einzel, Sprint) folgen lassen und schien auf dem Weg zurück zu alter Stärke. Nun muss er den Umweg über den IBU-Cup in Kauf nehmen.