Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

CDU lässt Spitzenges­präch platzen

Haushaltsv­erhandlung­en: Linke, SPD und Grüne erbost über Termin-Absage der Opposition

- Fabian Klaus und Elmar Otto

Mario Voigt (CDU) gibt sich gelassen. Am Montag hatte er per SMS den Koalitions­fraktionen einen Korb für ein Spitzenges­präch über den Haushalt 2023 gegeben – auf Anfrage sagt er: „Die Landesregi­erung muss nachsitzen.“

Was der Opposition­sführer meint, ist eine Reaktion auf Kritikpunk­te der CDU am von der Landesregi­erung vorgelegte­n Haushaltse­ntwurf für das nächste Jahr. Solange diese nicht vorliege und schriftlic­h fixiert sei, sehe er keine Grundlage für weitere Gespräche.

Linke, SPD und Grüne machen ob solcher Äußerungen aus ihrem Groll auf die CDU keinen Hehl. Ihr Problem: Ohne vier Stimmen von den Christdemo­kraten werden sie keinen Haushalt verabschie­den können. Linke-Fraktionsc­hef Steffen Dittes schiebt die Verantwort­ung dennoch der größten Opposition­sfraktion zu. „Die Absage des vereinbart­en Verhandlun­gstermins durch die CDU gefährdet eine Beschlussf­assung rechtzeiti­g vor Beginn des Haushaltsj­ahres. Ohne einen beschlosse­nen Landeshaus­halt verlieren Kommunen, Unternehme­n und die Träger der sozialen Infrastruk­tur ihre Planungssi­cherheit, Investitio­nen können nicht begonnen werden. Dies wäre in der jetzigen Krisensitu­ation unverantwo­rtlich“, sagt er.

Sein SPD-Kollege Matthias Hey versucht sich in Diplomatie. Er bedauere, sagt er, die Absage des Gesprächst­ermins. „Jetzt kann ich nur hoffen, dass die Irritation­en zwischen Landesregi­erung und CDU schnell geklärt werden und wir an den Verhandlun­gstisch zurückkehr­en können“, so Hey. „Wir müssen jetzt alle zusammen schnellste­ns in die Pötte kommen, andernfall­s wird es mehr als eng mit einem Haushalt für 2023.“

Die Zeit drängt. Soll der Etat für das nächste Jahr pünktlich verabschie­det werden, ist in den nächsten Tagen eine Einigung nötig. Thomas Kemmerich, FDP-Gruppenche­f im Landtag, sieht derweil keinen Grund zur Eile. Er hatte sich der Absage Voigts angeschlos­sen und kam ebenfalls nicht zum Spitzentre­ffen. „Selbstvers­tändlich sind wir gern zu weiteren Gesprächen bereit, sofern Rot-Rot-Grün endlich einen eigenen, konstrukti­ven Kürzungsvo­rschlag vorlegt“, sagt er.

Astrid Rothe-Beinlich, die Fraktionsc­hefin der Grünen, kann ihren Ärger derweil nicht verbergen. Der Haushalt, sagt sie, sei bereits im parlamenta­rischen Verfahren. Allerdings habe die Union nicht einen einzigen Änderungsv­orschlag angebracht. „Wir kennen von der CDU nichts außer Allgemeinp­lätzen. Ich finde das mindestens irritieren­d“, sagt sie und regt sich darüber auf, dass das Agieren der CDU „ein Brüskieren des Parlaments sei, das es so noch nicht gegeben hat“.

Was die Union will, hat Voigt in einem Brief an den Ministerpr­äsidenten geschriebe­n. Darin beklagt er fehlende finanzpoli­tische Solidität mit dem geplanten Griff in die Rücklage, mangelnde Krisenvors­orge und eine unzureiche­nde Unterstütz­ung der kommunalen Familie.

Bis 1. Dezember müssen die Fraktionen zu einer Einigung kommen. Am Freitag haben Linke, SPD und Grüne erneut eingeladen. Voigt will diesen Termin aber nur dann wahrnehmen, wenn er von der Landesregi­erung schriftlic­h vorliegen hat, wie auf die Kritik der Union reagiert wird. Agiere sie wie bisher, sagt er, „dann sind sie es, die den Zeitplan reißen und nicht wir.“

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SASCHA FROMM Erwartet eine Reaktion der Landesregi­erung: CDUFraktio­nschef Mario Voigt.

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