Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Mit voller Kraft gegen Cyberattacken
Innenminister plant zentrale Abwehrplattform und warnt vor Angriffen im ländlichen Raum
Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) will im Kampf gegen Cyberattacken aufrüsten. Er plant die Einrichtung einer zentralen Abwehrplattform, in der Kompetenzen aus allen Ressorts dauerhaft gebündelt sind. Maier sagt im Gespräch mit dieser Zeitung zum Auftakt des neuen Formates „TLZ Klartext digital“: „Was ich für Thüringen anrege ist eine Cyberabwehrplattform, auf der wir das Thema bündeln und ressortübergreifend Kompetenzen zusammenholen.“
Das Konzept fußt demnach auf drei zentralen Säulen: Es gehe zunächst darum, die Reaktionsgeschwindigkeiten bei Angriffen auf Einrichtungen der kritischen Infrastruktur zu verbessern. Maier verweist auf die Bereiche Strom und Energie, aber auch auf das Gesundheitssystem. „Wenn da angegriffen wird, sieht es schon nach Stunden kritisch aus. Das können wir uns zum Beispiel im Gesundheitssystem nicht erlauben“, sagt der stellvertretende Ministerpräsident.
Neben der Verbesserung der Reaktionsgeschwindigkeit muss nach seiner Ansicht auch deutlich mehr Geld in die Sicherheit von Systemen investiert werden. Hier blickt der auch für die Kommunen zuständige Minister insbesondere in die kleinen Verwaltungen – und kann eine gewisse Sorge nicht verbergen. Denn: Gerade in kleinen Gemeinden werde oft mit günstigen Lösungen gearbeitet, und die Server stünden „ungeschützt in den Kellern der Verwaltungen“. Er warnt insbesondere vor Angriffen im ländlichen Raum. „Es gibt Länder, die wollen uns schaden. Das kann auch im Thüringer Wald passieren. Wir müssen das Thema viel ernster nehmen“, fordert er.
Daraus ergibt sich die dritte Säule der Abwehrplattform, die Maier mit verstärkter Sensibilisierung für die Gefahren im digitalen Raum umsorge schreibt. „Der Angriff im digitalen Raum ist für uns oft schwer vorstellbar“, schätzt er ein. Der Sozialdemokrat fordert allerdings auch von den Unternehmen, in deren Hand sich Einrichtungen der Daseinsvorbefinden, sich intensiver um die Cybersicherheit zu kümmern. Sie seien „in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass ihre Infrastruktur sicher ist“. Gleichfalls ist Maier überzeugt, dass dafür Förderprogramme benötigt werden.
Wann die neue und dauerhafte Cyberabwehrplattform kommt, darauf will sich Maier noch nicht festlegen. Klar ist aus seiner Sicht aber bereits, dass sie an das Innenministerium und dort beim Staatssekretär für Inneres angedockt werden soll. Neben seinem eigenen Haus sieht er unter anderem das Wirtschaftsministerium, das Finanzministerium, aber auch das Energieministerium und das Infrastrukturministerium im Fokus. Die zentrale Einrichtung sei aus seiner Sicht auch deshalb nötig, weil der Krisenstab IMAS als Dauereinrichtung für Cyberabwehr überfordert wäre.
Es gibt Länder, die wollen uns schaden. Das kann auch im Thüringer Wald passieren. Wir müssen das Thema viel ernster nehmen. Georg Maier (SPD), Innenminister