Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Das Schweigen brechen
Wie eine landesweite Aktion auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam macht und über Hilfen informiert
Drohungen, Schläge, sexuelle Übergriffe: Allein im vergangenen Jahr wurden 2408 Frauen Opfer häuslicher Gewalt. Die Dunkelziffer dürfte höher liegen. Weil das Thema schambesetzt ist und weil viele Frauen gar nicht wissen, wohin sie sich wenden sollen, konstatiert Thüringens Gleichstellungsbeauftragte Gabi Ohler und zitiert eine Studie, wonach nur ein geringer Prozentsatz von Frauen Beratungsstellen oder Frauenhäuser kennt. Solche Lücken anzugehen und das Thema stärker in die Öffentlichkeit zu bringen, war die Intention der thüringenweiten Aktion
„25.11. ich handle jetzt“. Zehn Tage lang stellte die Kampagne schlaglichtartig fiktive Tagebucheinträge von Betroffenen in die sozialen Netzwerke und informierte über die mehr als 80 Beratungsangebote im Land. Geras Oberbürgermeister Julian Vonarb verwies zum Abschluss der Aktion auf die Stimmen der Kommunen, die sich für dieses Thema stark machten. Neben Gera waren auch viele andere Städte mit ihren Hilfsangeboten im Boot. Ein erster gemeinsamer Aufschlag, der verstetigt werden soll, so die Akteure. Denn nicht nur im Wissen um Anlaufstellen gibt es noch viel Luft nach oben. Gabi Ohler verwies auf einen Landesaktionsplan,
der gerade erstellt werde, und der vor allem auch den Fokus auf die Arbeit in angeschlossenen Bereichen wie Justiz und Polizei richten soll.
Veränderungsbedarf sieht die Gleichstellungsbeauftragte auch bei der Struktur der Frauenhäuser, die aus der kommunalen Zuständigkeit wieder in die des Landes wechseln sollten. Neben einheitlichen Standards wäre es für jede Frau dann möglich, in einem fremden Landkreis einen Platz zu bekommen, was derzeit nicht geht. Aber für eine solche Übernahme müsste die Finanzierung gesichert sein.