Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
9000 Kilometer von der Heimat entfernt
Thüringer Wirtschaft setzt bei Ausbildung auf junge Menschen aus dem Ausland. Landesamt für Migration geplant
9000 Kilometer von der Heimat entfernt hat Enkhjin Batzaya eine Ausbildung begonnen. Sie habe vor vier Jahren daheim in der Mongolei begonnen, die deutsche Sprache zu erlernen, berichtet die junge Frau den versammelten Gästen in der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt.
Im Juli kam sie nach Thüringen, am 1. August startete im Best Western Hotel in Apfelstädt im Landkreis Gotha ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau. „Ich fühle mich sehr wohl in Thüringen, habe die Menschen
hier als weltoffen und freundlich kennengelernt“, sagt Enkhjin Batzaya. Sie danke insbesondere ihrer Betreuerin von der FAV Servicegesellschaft, die immer ansprechbar sei.
Die FAV, die ihren Sitz in Gotha hat, unterstützt die Thüringer Wirtschaft bei der Anwerbung von ausländischen jungen Menschen als Auszubildende. Dazu wurde eigens das Förderprogramm „Aktionsstruktur transnationale Fachkräfte für Thüringen“aufgelegt. Zur feierlichen Begrüßung an diesem Tag sind 23 jungen Frauen und Männer aus der Mongolei, 13 junge Leute aus der Ukraine und ein Azubi aus Aserbaidschan nach Erfurt gekommen. Sie und die Vertreter ihrer Ausbildungsbetriebe und der ausländischen Kooperationspartner werden von Kammerpräsident Dieter Bauhaus willkommen geheißen.
Schon im Oktober vergangenen Jahres ist Volodymyr Stanchak aus der Ukraine nach Thüringen gekommen. Schon als der daheim am College den Deutschkurs begonnen habe, sei es das Ziel gewesen, eine Ausbildung in Deutschland zu absolvieren, bestätigt er. „Ich werde in Waltershausen bei Hako zum Fertigungsmechaniker ausgebildet“, berichtet der 20-Jährige. Die Technologie der Multicar, die man im Werk fertige, fasziniere ihn. Auch er lobt die Unterstützung durch ein Team der FAV bei der Wohnungssuche und den vielen Formularen, die er habe ausfüllen müssen.
Thüringen habe viel zu bieten, erklärt Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) mit Verweis auf die Historie. „Mit ihnen gemeinsam wollen wir nun die Zukunft Thüringens gestalten“, sagt der Regierungschef an die jungen Menschen gewandt. Die Thüringer fordert der Ministerpräsident auf, gute Gastgeber zu sein und eine Willkommenskultur zu entwickeln. Man werde ein Landesamt für Migration aufbauen, so Ramelow weiter.
Ohne gezielte Zuwanderung werde es nicht möglich sein, die Fachkräftelücke zu schließen, verweist der Regierungschef auf die Statistik. „Bis 2035 gehen in Thüringen rund 300.000 Menschen in Rente und es kommen nur 150.000 junge Leute ins Berufsleben nach“, so Ramelow. Deshalb sei schon jetzt jedes Unternehmen gut beraten, sich um Lehrlinge aus dem Ausland zu bemühen.
Den Kammern dankte Ramelow für ihre Vorreiterrolle bei der Anwerbung ausländischer Bewerber.