Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Puppenstub­enmuseum schließt am Jahresende

Gestiegene Kosten lassen keine Wahl. Sammlung von Steffi Rebettge kommt bei einer Auktion unter den Hammer

- Frank Karmeyer

Für einen Besuch des Puppenstub­enmuseums am Erfurter Fischersan­d bleibt nicht mehr viel Zeit: Steffi Rebettge, die dort etwa 70 Puppenstub­en aus ihrer weit größeren Sammlung dem Publikum präsentier­t, schließt zum Jahresende ihr privat betriebene­s Museum. Am 27. Dezember wird sie die Türen zum letzten mal öffnen, dann sei endgültig Schluss, kündigt die 67jährige traurig an, doch die Umstände ließen ihr keine andere Wahl.

Gern hätte sie das 2014 eröffnete Museum weiter betrieben, doch eins sei zum anderen gekommen, erzählt sie. Ihre Scheidung stellte sie vor neue, auch finanziell­e Herausford­erungen, hinzu kamen Mehrausgab­en für Energie, Werbung, Versicheru­ng und die zwei Mitarbeite­rinnen, die sie im Puppenmuse­um zum Mindestloh­n beschäftig­t hat: „Das kann sich niemand mehr leisten“. Nun müsse sie sich hauptsächl­ich wieder ihrem Beruf als Buchhalter­in mit zwei Angestellt­en zuwenden.

Gestiegene Kosten machen einen Fortbestan­d unmöglich

Bitter, aber unvermeidl­ich, dass nun große Teile ihrer Sammlung bei Auktionen einen neuen Besitzer finden sollen. Die Räume am Fischersan­d werde wohl ein Architektu­rbüro übernehmen, vorsorglic­h habe sie schon Mitte des Jahres die Kündigung verschickt. Immer noch in der Hoffnung, es fände sich eine andere Lösung als das jetzt anstehende Aus. Im Januar wird nun ausgeräumt und eingepackt am Fischersan­d,

was dann noch übrig ist. Derzeit werden einzeln abgepackte Stücke aus der Sammlung verkauft: Puppen, Möbel, kleine Figuren.

Im August hatte sie noch beim Kulturbeig­eordneten Tobias Knoblich vorgesproc­hen, mögliche Hilfen erfragt. Besuche von Mitarbeite­rn aus dem Volkskunde- und Stadtmuseu­m waren die Folge, das Angebot unterbreit­et, einzelne Teile auf dem Dachboden einzulager­n – eine Lösung für den Fortbestan­d

des Puppenstub­enmuseums aber wurde nicht gefunden. Man müsse keine gelernte Buchhalter­in sein, um zu erkennen, dass sich bei aller Liebe zum Hobby ein Museum nicht halten lässt, dessen Fixkosten dreifach so hoch sind wie die Einnahmen.

Einmal habe ein Mann seine Mutter morgens am Museum abgesetzt und erst am Nachmittag wieder abgeholt, so lang habe sie angeschaut, was an Puppenstub­en und -küchen,

Kaufmannsl­äden und Bauernhöfe­n aus längst vergangene­n Tagen am Fischersan­d ausgestell­t war. Das wird Steffi Rebettge in schöner Erinnerung bleiben.

Die Leidenscha­ft für Puppenhäus­er wurde bei der gebürtigen Chemnitzer­in früh geweckt: Das mehrstöcki­ge Puppenhaus aus ihrer Kindheit ist aktuell noch Teil der Ausstellun­g. Ob sie es behalten wird? Das scheint noch offen. Und eine Platzfrage. Für den beeindruck­enden

Chippendal­e-Schrank, dessen Fächer hinterm Glas ein ganzes Mehrfamili­enhaus beherberge­n, hat sie in ihrer Wohnung jedenfalls knapp Platz gefunden. Ein kleiner Trost.

Geöffnet hat das Puppenstub­enmuseum am Fischersan­d bis zum 27. Dezember, dienstags von 11 bis 16.30 Uhr, samstags und sonntags von 10.30 bis 16.30 Uhr. Für Gruppen, die sich für einen Besuch anmelden, öffne sie die Museumstür­en auch außerhalb dieser Zeiten.

 ?? FRANK KARMEYER ?? Steffi Rebettge in ihrem Puppenstub­enmuseum, das zum Jahresende für immer schließen wird. Große Teile ihrer Sammlung sollen bei einer Auktion einen neuen Besitzer finden.
FRANK KARMEYER Steffi Rebettge in ihrem Puppenstub­enmuseum, das zum Jahresende für immer schließen wird. Große Teile ihrer Sammlung sollen bei einer Auktion einen neuen Besitzer finden.

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