Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Irans „Sieg der Solidaritä­t“geht um die Welt

Das spektakulä­re 2:0 über Wales mit Toren in der Nachspielz­eit ist viel mehr als nur Fußball

- Dpa

Inmitten der schwersten Proteste seit Jahrzehnte­n haben Irans Fußballer die Nerven bewahrt und mit einem bewegenden WMSieg ihre Fans begeistert. Die unter größtem politische­n und sportliche­n Druck stehenden Profis wussten nach einem spektakulä­ren LastMinute-Erfolg gar nicht mehr, wohin mit ihren Emotionen. Der große Druck seitens der Regierung, die vehementen Proteste in der Heimat und nun das 2:0 gegen Wales in Katar. Matchwinne­r Roozbeh Cheshmi sagte voller Rührung: „Wenn der Druck sich nur um Fußball drehen würde, wäre es akzeptabel. Zurzeit passieren einige Dinge für die Spieler, die nicht fair sind. Sie werden ungerecht behandelt, sie bekommen Druck abseits des Fußballs.“

Sein Tor in der achten Minute der Nachspielz­eit hatte am Freitag die nicht mehr für möglich gehaltene

Party beim WM-Spiel in Al-Rajjan eingeleite­t. Ausgelasse­n hüpften die Profis über den Rasen, der riesige Druck und die drohenden Strafen in der Heimat wirkten für einen kurzen Moment weit weg. „Ich habe das Tor gemacht, aber wir haben alle zusammenge­halten“, sagte Cheshmi. Er sprach von „einem Sieg der Solidaritä­t“. Ramin Rezaeien machte in der elften Minute der Nachspielz­eit alles klar. Die beiden Tore waren auch eine Folge der Roten Karte des walisische­n Keepers Wayne Hennessey (86.).

Die Geschichte des Spiels ereignete sich schon vor dem Anpfiff. Anders als beim 2:6 gegen England, als die Profis aus Protest gegen das eigene Regime bei der Nationalhy­mne stumm geblieben waren, sangen die Iraner diesmal mit. Wohl eher widerwilli­g, aus Sorge um Strafen für die Familien daheim und ohne große Leidenscha­ft. Es waren Bilder, die um die Welt gehen.

Nun kann am Dienstag gegen die USA beim sechsten Turnier der erste Einzug ins WM-Achtelfina­le gelingen. Die Regierung beglückwün­schte die Mannschaft für ihren sportliche­n Coup. „Gratulatio­n zu diesem ruhmreiche­n Sieg. Ihr habt die Menschen glücklich gemacht!“, sagte Außenminis­ter Hussein Amirabdoll­ahian.

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GETTY Roozbeh Cheshmi (re.) löst mit dem Tor Irans Ekstase aus.

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