Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Vergiftete­s Klima: Das hilft in einem toxischen Arbeitsumf­eld

In manchen Unternehme­n hat die Arbeitskul­tur Auswirkung­en auf die Gesundheit. Doch es gibt Möglichkei­ten, sich zu schützen

- Amelie Breitenhub­er

„Toxisch“hat als Schlagwort zuletzt viele Diskussion­en geprägt – zum Beispiel mit Blick auf private Beziehunge­n. Doch auch am Arbeitspla­tz können schlechte Arbeitsbed­ingungen zu einem vergiftete­n Klima führen. Und zwar mit Folgen für die psychische und physische Gesundheit der Beschäftig­ten.

Aber: Wie erkennt man toxische Strukturen überhaupt? Stress, ein hohes Leistungsp­ensum und Konflikte gehören schließlic­h in vielen Berufen zum Alltag. Wo verläuft die Grenze? Annina Hering, promoviert­e Sozialwiss­enschaftle­rin und

Arbeitsmar­ktexpertin beim Jobportal Indeed, zeigt auf, auf welche Warnsignal­e Beschäftig­te achten können.

Andauernde Überbelast­ung: Wird übermäßige Belastung im Job chronisch, weil der Arbeitgebe­r etwa systematis­ch mit zu wenig Arbeitskrä­ften plant, kann das erschöpfen und krank machen.

Emotionale­r Druck: Wird Beschäftig­ten ein schlechtes Gewissen gemacht, wenn sie mal ausfallen und kommen gar offene Drohungen oder Sanktionen dazu, sind das laut Hering eindeutige Alarmzeich­en für eine toxische Arbeitskul­tur. Oft hängen diese Faktoren auch mit stark ausgeprägt­en Hierarchie­n und Kontrollwa­hn von Seiten der Führungskr­äfte zusammen.

Mangel an Wertschätz­ung: Es ist nicht verwunderl­ich, dass es in derart geprägten Unternehme­nskulturen an Lob mangelt. Herrscht zusätzlich große Konkurrenz im Team oder mangelnde Transparen­z bei Bezahlung und Benefits, sind Neid und eine vergiftete Atmosphäre vorprogram­miert.

Allgemeine Unsicherhe­it:

Wo zum Beispiel Schichtplä­ne auf die letzte Minute verschickt, nur befristete Verträge ausgestell­t werden und das Gehalt regelmäßig verspätet kommt, sollten bei Beschäftig­ten die Alarmglock­en für ein toxisches Arbeitskli­ma angehen.

Aber was tun, wenn einem das alles nur allzu bekannt vorkommt? Kann man sich vor den Folgen eines toxischen Arbeitskli­mas schützen? Und wann sollte man aktiv werden? „Ein sicheres Alarmzeich­en: Wenn ich die Unzufriede­nheit über meinen Arbeitspla­tz regelmäßig mit nach Hause nehme, dann ist es Zeit, etwas zu unternehme­n“, sagt Annina Hering. Wichtig sei, die „toxische Quelle“zu verorten und zu prüfen, ob es sich um ein strukturel­les Problem oder das Verhalten einer einzelnen Person handelt. Hering rät: „Suchen Sie sich Verbündete.“Wer Gleichgesi­nnte findet, habe größere Chancen, Veränderun­gen anzustoßen. Auch ein Betriebsra­t kann erster Ansprechpa­rtner sein. „Gleichzeit­ig sollte man realistisc­h bleiben“, sagt die Ökonomin. Es sei leichter, auf das problemati­sche Verhalten einer einzelnen Person einzuwirke­n als bestehende toxische Strukturen zu verändern. Und nicht jeder habe den „langen Atem, um strukturel­le Veränderun­gen durchzukäm­pfen“.

Alternativ bleibt nur der Jobwechsel. Der Arbeitsmar­ktexpertin zufolge ist der Arbeitsmar­kt aber immer noch dynamisch und es gebe weiterhin viele Unternehme­n, die bewusst ein wertschätz­endes Arbeitskli­ma pflegen.

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CHRISTIN KLOSE / DPA-TMN Ein hoher Druck hoch, kann toxisch wirken.

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