Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Wie wichtig ist Kontrolle?
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Kontrolle verspricht Erfolg. Sie hilft deshalb gegen Angst vor dem Scheitern. Perfektion ist ein Schutzschild. Wer alles richtig macht und alles unter Kontrolle hat, muss nichts befürchten. Problem: Das kann nicht klappen. Denn das Leben ist ja keine Murmelbahn, die wir nur richtig aufbauen müssen, mit unendlich vielen Probeläufen. Praktisch sind viele Faktoren schlicht außerhalb unserer Einflusssphäre. Gegen den daraus folgenden Frust setzen wir dann oft „mehr desselben“, wie der Psychologe Paul Watzlawick sagte. Je weniger gelingt, desto verzweifelter bemühen wir uns um Kontrolle.
Warum ist Kontrolle wichtig? 2 Wie können wir lernen, etwas Kontrolle abzugeben?
Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten. Es ist doch verrückt, dass wir aus unserem erlebten Scheitern nicht lernen, dass es mit der Kontrolle einfach nicht so klappt, wie wir das gern hätten. Eine Situation tatsächlich vollumfänglich unter Kontrolle haben zu wollen, ist Größenwahn. Wenn ich nicht alles kann, kann ich nichts! Beides ist falsch.
3 Wann ist es richtig, doch mal die Kontrolle zu behalten?
Die Kunst besteht darin, Kontrolle nicht mehr als etwas anzusehen, dass wir entweder haben oder nicht haben, sondern als eine gleitende Skala. Ist uns etwas wichtig, lohnt es sich, mehr Zeit und Energie zu investieren. Wichtig dabei ist der Unterschied zwischen Ungewissheit und Risiko. Risiko bedeutet, dass wir eine Vorstellung davon haben, mit welcher Wahrscheinlichkeit etwas schiefgeht oder gelingt. Ungewiss sind Dinge, die wir nicht einschätzen können. Risiken lassen sich kontrollieren, Ungewissheiten nicht.