Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Neue Sichten auf unstimmiges Stadt-Erbe
Studierende der Fachhochschule haben Denkmäler und Bauten in Erfurt untersucht. Eine Ausstellung zeigt die Ergebnisse
Ein Kriegerdenkmal in der Bahnhofstraße ist eines der über die Jahre verloren gegangenen Erb-Stücke der Stadt, mit denen sich Isabella Rath im Rahmen eines Fachhochschul-Projekts gerade beschäftigt. Gestanden hat es zwischen 1890 und dem Zweiten Weltkrieg vor der Reglerkirche. Heute findet die Studentin dort nur eine Mauer vor, die jeden Hinweis auf das einstige Denkmal verschweigt.
Das Projekt, in dem ihr Arbeitsfeld zu den nicht mehr existenten Denkmälern Erfurts verankert ist, beschäftigt sich mit dem „dissonanten Erbe“der Landeshauptstadt und nimmt Statuen, Bauten und auch Friedhofsflächen in den Blick, die aus heutiger Sicht brisante Debattenthemen bieten.
Auf Spurensuche mit dem Denkmalpfleger Mark Escherich
Ein ganzes Semester haben sich die Studierenden mit Bauhistoriker und Denkmalpfleger Mark Escherich auf die Spurensuche von unstimmigen und vielleicht auch teils unbequemen Zeugnissen von Repräsentation und Erinnerungskultur begeben. Ihre Funde und Ergebnisse werden die Hochschüler nach einer ersten Präsentation in ihrer heimischen Schlüterstraße auch im Erdgeschoss der Defensionskaserne
auf dem Petersberg ausstellen. In dieser Form, die einen ersten Ausblick auf die in Zukunft stehenden Schauen des geplanten Pop-Up-Museums bilden können, geht es unter anderem um dem Bismarck-Turm im Steigerwald und den SED-Ehrenhain auf dem Hauptfriedhof. Auch der Schmidtstedter Knoten oder die Hochhaus-Scheiben am südlichen Juri-Gagarin-Ring werden im Sinne des Erbes Erfurts betrachtet, mit denen die Stadt und ihre Bürger umgehen müssen.
Die Projekt-Ergebnisse werden am 23. und 24. Februar in der Defensionskaserne präsentiert. Ausstellungseröffnung ist am 22. Februar um 18 Uhr.