Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Keine Angst vorm Schnee
Oberhoferin Buckwitz bei Zweierbob-WM vorn. Para-Pilot Johann mit neuer Achse Zehnter
Im Vierkampf um die Medaillen bei der Zweierbob-WM in St. Moritz führt ausgerechnet die Debütantin. Lisa Buckwitz vom BRC Oberhof hat mit ihrer Anschieberin Kira Lipperheide nach zwei Läufen einen minimalen Vorsprung von 0,05 Sekunden auf Kim Kalicki (Wiesbaden). Knapp dahinter rangieren die beiden Olympiasiegerinnen Laura Nolte (Winterberg/0,14) und Kaillie Humphries (USA/0,29).
Buckwitz, die sich zuletzt abgeschottet hatte, legte einen starken ersten Lauf trotz „Ecken und Kanten“hin. Dass Kalicki hauchdünn schneller am Start war, grämte Lipperheide ein wenig. „Da ist noch mehr drin“, so die Bremserin. „Die Entscheidung fällt in der Bahn, nicht am Start oder beim Material“, glaubt Kalicki, die 2022 in St. Moritz Europameisterin geworden war, ebenso wie Buckwitz. Vom angekündigten Schneefall in der Nacht hat Buckwitz keine Angst. „Wir haben die Kufen noch nicht vorbereitet“, sagte Buckwitz cool.
Bei den Männern will das „Imperium“aus Sachsen zurückschlagen. Der im Zweier von Johannes Lochner entthronte Francesco Friedrich ist optimistisch: „Das Training lief gut. Im Vierer taten wir uns in dieser Saison eh etwas leichter.“
Für Parabob-Pilot Nikolai Johann wäre es am Freitag fast knapp mit dem Start geworden. „Ich suchte eine ganze Weile die Schlüsselkarte für das Auschecken im Hotel. Hab sie aber dann doch gefunden“, erzählte der 33-Jährige von Integra Gera, bevor er sich in seinen Schlitten zwängte. Am Tag zuvor war Johann vorm Start erst das Lenkseil gerissen, dass er schnell noch mit Panzerband geklebt hatte. Den
zweiten Lauf verdarb ihm dann eine verbogene Achse.
„Platz 17 von 18 Startern, das war es mit der Chance auf die erhoffte Medaille“, sagte der Wahl-Leipziger. Johann verbesserte sich beim Sieg des Österreichers Hermann Ellmauer mit soliden Fahrten noch auf Rang zehn. Christoph Langen, Olympiasieger und Materialexperte des Weltverbandes IBSF, hatte über
Nacht eine neue Achse in den Schlitten eingebaut, den sich Johann im Rennen mit dem Südafrikaner Michael Stevens (17.) teilte. Der komplette Vorstand vom Bobund Schlittenverband für Deutschland (BSD) war früh aufgestanden. Am Tag zuvor hatte schon Präsident Andreas Trautvetter die Daumen gedrückt. Ein paar neue gelbe BSDJacken gab es auch für Johann und
seinen Trainer Robert Göthner. Johann beendet nach der WM seine Saison, obwohl noch zwei WeltcupRennen anstehen. „Aus finanziellen und persönlichen Gründen“, so Johann. In der nächsten Saison hofft er auf mehr Trainingsmöglichkeiten in Oberhof, „denn dort gibt es nach der Modernisierung der Bahn für uns Parapiloten einfach großartige Möglichkeiten. Danke Thüringen!