Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
„Es gibt Dinge, die sind einfach wichtiger“
Das „Steakhaus am Borntal“in Erfurt schließt aus triftigem Grund nach 33 Jahren endgültig seine Pforten
Am 31. Januar 2024 endete eine gastronomische Ära in Erfurt. Das „Steakhaus am Borntal“tafelte am Abend zum letzten Mal das auf, was die Gäste seit über drei Jahrzehnten sehr zu schätzen wussten. Gute, ehrliche, bürgerliche Thüringer Küche. Denn Matthias und Elke Schäfer schließen ihr Restaurant schweren Herzens.
Restaurant muss aus Krankheitsgründen schließen
„Es fühlt sich besch… an“, sagt der 60-Jährige, und seine Frau Elke nickt. Eigentlich hatte das Gastwirtsehepaar vorgehabt, bis zum 30. April für die Gäste da zu sein, um dann das Steakhaus aus Altersgründen dicht zu machen. Doch dann stellten die Ärzte bei Elke nach einer Untersuchung noch Ende des alten Jahres eine medizinische Diagnose, die keinen Aufschub duldete. „Es gibt Dinge, die sind einfach wichtiger“, sagt Matthias Schäfer.
Im Dezember 1991 ging das Steakhaus mit rustikalem Ambiente und einem uralten gesetzten Kachelofen an den Start. Damals noch mit einem Bruder von Matthias Schäfer, der die frühere Bäckerei in eine Gaststube und Küche für die neue gastronomische Ausrichtung hatte umbauen lassen.
Bei einem Krankenhausaufenthalt kam dann aber der Jüngere nach intensivem Nachdenken zu dem Ergebnis, lieber auf die Kneiper-Karriere
verzichten zu wollen. Aber da waren Kredite und eine Hypothek aufs elterliche Haus, das bis 1985 die Backstube im Erdgeschoss
beherbergt hatte. „Wir haben vier Wochen nicht geschlafen und dann aber gesagt, wir machen es“, sagt Schäfer. Am 1. April 1992 der
Sprung ins kalte Wasser. Er warf seinen soliden Beruf als Lokschlosser bei der Bundesbahn hin, sie ihren Job als Inventurprüferin. Er hatte fortan den Service unter seinen Fittichen, sie führte das Regiment in der Küche. Los ging’s und es hat funktioniert. Bereut haben es beide bis heute nicht, wie sie sagen, auch wenn sie auf vieles verzichten mussten. Bei einer 6-Tage-Woche bleibt halt nicht viel Zeit für sich übrig. Nach Corona wurde dann auf vier Tage pro Woche reduziert.
Seit Ende Dezember steht nun aber fest, es geht nicht länger. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Das Restaurant wird erst einmal im Stillstandsmodus bleiben. Was dann kommt? „Keine Ahnung“, sagt Matthias Schäfer.
„Unsere volle Konzentration liegt jetzt darauf, Elkes Gesundheit wieder herzustellen. Und wenn das geschafft ist, schauen wir uns endlich ein Stückchen der Welt an“, sagt er. Seine große Stammkundschaft habe das mit großem Bedauern, aber mit viel Verständnis aufgenommen.
Am letzten Abend wurde für die Treuen noch einmal richtig aufgetafelt. Das Restaurant war komplett ausgebucht, genau wie die letzten 14 Tage – seit jenem Tag, als auf der Internetseite des Steakhauses vom folgenschweren Entschluss der beiden zu lesen war. Aber es gibt eben Wichtigeres.