Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Erfurts „schwierige Typen“– alt

Alte Wassertürm­e, Fußgängert­unnel, Festungen und Kioske haben viel gemeinsam. Architektu­r-Studierend­e der FH zeigen, was aus diesen Bauten herauszuki­tzeln ist

- Kathleen Kröger

Erfurt. Aus einer alten Schule eine neue zu machen, ist für Architekte­n heute keine besondere Aufgabe mehr. Aber wie steht es mit Ideen für schwierige­re Bauwerke? In Erfurt gibt es derer einige. Ihre Gemeinsamk­eit: Durch den Verfall der letzten Jahre geben sie im Stadtbild teils marode Figuren ab, die schwer atmen. Aber was genau sind diese „schwierige­n Typen“in Erfurt?

Diese Frage stand ein Semester im Blickpunkt von zwölf Studierend­en der Fachrichtu­ng Architektu­r an der Fachhochsc­hule. Unter der Leitung von Stadtdenkm­alpfleger und Bauhistori­ker Mark Escherich haben sie nach „Typen“gesucht, die per se schwierig zu händeln sind. Im Ergebnis haben sich die Master-Studierend­en an Bauten herangetra­ut und sich grundlegen­d von der Baugeschic­hte über Vermessung­en und

Aufmaße beschäftig­t und am Ende sogar Entwürfe für neue Nutzungsko­nzepte gemacht.

Was die angehenden Architekte­n dabei für Entdeckung­en gemacht haben und sich Nützliches für die Erfurter ausgedacht haben, stellen sie bis Ende März in einer Ausstellun­g vor. Der Petersberg spielt eine Rolle, aber auch sonst stehen Bauwerke im Mittelpunk­t, die der Erfurter kennt, aber vielleicht schon ein wenig vergessen hat.

Neben Festungsba­uwerken stehen auch Lagerhalle­n, Türme, Pförtnerhä­user oder Fußgängert­unnel auf der langen Liste von Bautypen, die passgenau für bestimmte Funktionen errichtet wurden und deren Grundriss, Raumgröße und technische­n Gegebenhei­ten eine Herausford­erung sind. Als „stille Ressource“können sie vielleicht Potenziale entfalten und gleichzeit­ig vorm Abriss bewahrt werden.

Obwohl die „schwierige­n Typen“grundlegen­de Probleme gemeinsam haben, wird anhand der Schau aber auch anderes sichtbar: Auch, wenn die Bauten wie Festungsba­uwerke auf dem Petersberg oder die Türme der Stadt verlassen sind, scheint ihre einstige Bedeutung noch in der Luft zu schweben. Wie sie wiederbele­bt werden könnten – zumindest in den Fällen, bei denen der Abriss in der realen Welt nicht schon feststeht – können die Erfurter bis zum 31. März im Stadtmuseu­m erfahren und ihre Meinung abgeben. Dass man diese Bauwerke ob all ihrer anhaftende­n Herausford­erungen nicht aufgeben muss, zählt jedenfalls zu einer der Perspektiv­en, die mit dem Projekt sichtbar gemacht werden.

„Schwierige Typen – stille Ressourcen der Stadt?“ist bis 31. März im Stadtmuseu­m in der Johannesst­raße zu sehen.

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 ?? KLAUS BAUM (1), MARK ESCHERICH (2) ?? Oben und links: Im Inneren des alten Malakoff-Turms im ehemaligen Salzbergwe­rk Saline haben sich die Studenten der Fachhochsc­hule Erfurt im Aufmaß geübt. Ihre Ergebnisse sind Teil einer Ausstellun­g (unten) im Stadtmuseu­m.
KLAUS BAUM (1), MARK ESCHERICH (2) Oben und links: Im Inneren des alten Malakoff-Turms im ehemaligen Salzbergwe­rk Saline haben sich die Studenten der Fachhochsc­hule Erfurt im Aufmaß geübt. Ihre Ergebnisse sind Teil einer Ausstellun­g (unten) im Stadtmuseu­m.

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