Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Erfurts „schwierige Typen“– alt
Alte Wassertürme, Fußgängertunnel, Festungen und Kioske haben viel gemeinsam. Architektur-Studierende der FH zeigen, was aus diesen Bauten herauszukitzeln ist
Erfurt. Aus einer alten Schule eine neue zu machen, ist für Architekten heute keine besondere Aufgabe mehr. Aber wie steht es mit Ideen für schwierigere Bauwerke? In Erfurt gibt es derer einige. Ihre Gemeinsamkeit: Durch den Verfall der letzten Jahre geben sie im Stadtbild teils marode Figuren ab, die schwer atmen. Aber was genau sind diese „schwierigen Typen“in Erfurt?
Diese Frage stand ein Semester im Blickpunkt von zwölf Studierenden der Fachrichtung Architektur an der Fachhochschule. Unter der Leitung von Stadtdenkmalpfleger und Bauhistoriker Mark Escherich haben sie nach „Typen“gesucht, die per se schwierig zu händeln sind. Im Ergebnis haben sich die Master-Studierenden an Bauten herangetraut und sich grundlegend von der Baugeschichte über Vermessungen und
Aufmaße beschäftigt und am Ende sogar Entwürfe für neue Nutzungskonzepte gemacht.
Was die angehenden Architekten dabei für Entdeckungen gemacht haben und sich Nützliches für die Erfurter ausgedacht haben, stellen sie bis Ende März in einer Ausstellung vor. Der Petersberg spielt eine Rolle, aber auch sonst stehen Bauwerke im Mittelpunkt, die der Erfurter kennt, aber vielleicht schon ein wenig vergessen hat.
Neben Festungsbauwerken stehen auch Lagerhallen, Türme, Pförtnerhäuser oder Fußgängertunnel auf der langen Liste von Bautypen, die passgenau für bestimmte Funktionen errichtet wurden und deren Grundriss, Raumgröße und technischen Gegebenheiten eine Herausforderung sind. Als „stille Ressource“können sie vielleicht Potenziale entfalten und gleichzeitig vorm Abriss bewahrt werden.
Obwohl die „schwierigen Typen“grundlegende Probleme gemeinsam haben, wird anhand der Schau aber auch anderes sichtbar: Auch, wenn die Bauten wie Festungsbauwerke auf dem Petersberg oder die Türme der Stadt verlassen sind, scheint ihre einstige Bedeutung noch in der Luft zu schweben. Wie sie wiederbelebt werden könnten – zumindest in den Fällen, bei denen der Abriss in der realen Welt nicht schon feststeht – können die Erfurter bis zum 31. März im Stadtmuseum erfahren und ihre Meinung abgeben. Dass man diese Bauwerke ob all ihrer anhaftenden Herausforderungen nicht aufgeben muss, zählt jedenfalls zu einer der Perspektiven, die mit dem Projekt sichtbar gemacht werden.
„Schwierige Typen – stille Ressourcen der Stadt?“ist bis 31. März im Stadtmuseum in der Johannesstraße zu sehen.