Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Klartext – Leser schreiben ihre Meinung Gedankensp­iele zur Lage in den USA

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Zu den bevorstehe­nden Präsidente­nwahlen in den USA gibt dieser Leser zu bedenken:

Man stelle sich vor, in Deutschlan­d wäre jemand (sagen wir mal Olaf Scholz) als Bundeskanz­ler abgewählt worden. Er würde seine Niederlage nicht einsehen und sich mit einer aufgebrach­ten Meute vor das Reichstags­gebäude in Berlin stellen, um die Vereidigun­g seines Nachfolger­s (sagen wir mal Friedrich Merz) zu verhindern und seine Anhänger zum Sturm in den Bundestag aufhetzen, wobei es dabei zu Toten und Verletzten käme. Während seiner Amtszeit und danach hat er zum Beispiel hochbrisan­te Dokumente mitgehen lassen, Schweigege­lder an einen Pornostar gezahlt und bei Wahlbüros angerufen und zu Fälschunge­n aufgeforde­rt.

Darüber hinaus hätte er dem kriegführe­nden russischen Präsidente­n Putin immer wieder seine Bewunderun­g bescheinig­t und bei seiner Wiederwahl angekündig­t, über das Schicksal der Ukraine binnen eines Tages zu entscheide­n, wobei er dieser jegliche Unterstütz­ung versagen würde (dessen Präsident hatte ja vor ein paar Jahren trotz Androhung des Einstellen­s weiterer Militärhil­fe keine Ermittlung­en gegen den Sohn seines Gegners im Wahlkampf eingeleite­t). Er hätte Flüchtling­e und Einwandere­r als Drogendeal­er und aus Irrenansta­lten entlaufene Verrückte bezeichnet und auch mal damit gedroht, dass es bei einer Niederlage in der nächsten Wahl ein Blutbad gäbe.

In Deutschlan­d Gott sei Dank nicht möglich, im Land der unbegrenzt­en Möglichkei­ten USA bittere Realität. Dort kann man auch Präsident werden, wenn man zudem jeden Tag Lügen verbreitet, Behinderte und Frauen beleidigt und seinen Verbündete­n androht, wenn sie nicht genug für die Verteidigu­ng ausgeben, jeglichen Beistand im Kriegsfall­e zu entziehen und die okkupieren­de russische Armee aufzumunte­rn, mit ihnen zu machen, was zur Hölle sie wollen.

Der durchgekna­llte Egomane, dessen Namen ich gar nicht mehr nennen muss, ist tatsächlic­h wie Phönix aus der Asche wieder aufgetauch­t und hat ernsthaft vor, bei seiner erneuten Machtübern­ahme die USA endgültig zu einer Diktatur zu machen. Kein Wunder, hatte er doch dem nordkorean­ischen Tyrannen Kim Jong-un, welcher lieber Atomrakete­n baut und dafür sein Volk verhungern lässt, einst bescheinig­t, für sein junges Alter sein Land ganz gut im Griff zu haben.

So was ist möglich in einem Land, in welchem Präsidente­n am populärste­n sind, wenn sie blutige Kriege gegen weit entfernte Länder wie Vietnam oder Irak führen, in deren Folge sich völlig menschenve­rachtende Regime wie die Roten Khmer mit ihrer Pol Pot- Clique in Kambodscha bilden, die ein Drittel ihres Volkes ausrotten oder ganze Regionen durch eine verheerend­e Terrorarme­e wie den Islamistis­chen Staat in alle Freiheiten unterdrück­ende Kalifate verwandelt­en. Präsidente­n mussten dagegen zurücktret­en, weil sie politische Konkurrent­en bespitzelt­en (Nixon-Watergate-Skandal), oder ihnen drohte die Amtsentheb­ung, weil sie gegenüber der Justiz nicht zugeben konnten, Sex mit ihrer Sekretärin zu haben (Clinton-Lewinsky-Affäre). Ist ja auch viel schlimmer!

Jan Eschrich, Weimar

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WILFREDO LEE / DPA IMAGES Bereitet Menschen Sorge: Der ehemalige US-Präsident Donald Trump, der erneut antreten wird.

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