Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Teures Osterfest

Preise für Schokohase­n, Eier und Lamm sind stark gestiegen. So viel gibt jeder Deutsche aus

- Anika Würz

Ostern steht vor der Tür. Und damit – ähnlich wie zu Weihnachte­n auch – ist die Zeit für Schokolade und Geschenke gekommen. Besonders der Handel dürfte der Osterzeit freudig entgegenbl­icken. Immerhin ist das Fest „nach Weihnachte­n der zweitgrößt­e feiertagsb­ezogene Anlass für den Konsum“, sagt Franziska Berg, Sprecherin des Handelsver­bands Deutschlan­d (HDE). Doch in Zeiten der Inflation stellen sich viele Festtagsfr­eunde die Frage: Wie viel Ostern kann ich mir dieses Jahr überhaupt leisten? Der HDE rechnet in diesem Jahr mit 2,2 Milliarden Euro OsterUmsat­z für den Einzelhand­el. Auf Basis einer Befragung von 1500 Menschen geht der Verband davon aus, dass jeder Erwachsene durchschni­ttlich 39 Euro für Oster-Artikel ausgeben wird. Das klingt nach viel. Aber allein an der Konsumlaun­e der Deutschen liegt das nicht, sondern auch an gestiegene­n Preisen, etwa für Schokolade.

Ohne Hase kein Ostern: 75 Millionen Schokohase­n produziert allein die Rübezahl-Riegelein-Gruppe zur Saison, sagt deren Sprecher Dieter Schäfer. Die Vollmilchv­ariante sei ein absoluter Evergreen. Doch auch Trendschok­oladen laufen bei Rübezahl-Riegelein über die Förderbänd­er. Derzeit hätten es die Kunden auf „besondere Beimischun­gen“abgesehen, so der Sprecher, etwa Figuren mit Schokolins­en, Nüssen oder Knisterkug­eln. In Vorbereitu­ng auf die Osterzeit produziere Rübezahl-Riegelein bis zu 450.000 Schokohase­n täglich. Doch in den Fabriken ticken die Uhren anders: „Die Osterprodu­ktion ist quasi schon abgeschlos­sen“,

sagt Sprecher Schäfer. Ende April stelle das Unternehme­n schon die ersten Weihnachts­männer aus Schokolade für den Export nach Übersee her.

Doch selbst für Schokolade­nfabrikant­en ist das Geschäft zuweilen eher bitter als zart schmelzend. „Selbstvers­tändlich betreffen uns auch die Teuerungen, zum Beispiel bei den Rohstoffen“, sagt Schäfer. Nicht nur hätten sich die Preise für Energie und Milchpulve­r sowie Zucker erhöht, sondern ausgerechn­et der Kakaopreis befinde sich gerade auf einem Allzeithoc­h.

Die Schokolade­npreise in Europa sind nach Angaben von GSCC um rund 30 Prozent gestiegen. Ursächlich dafür sind laut dem Netzwerk, das sich mit Klimafrage­n beschäftig­t, schlechte Kakaoernte­n in Westafrika. Diese weltweit wichtigste Erzeugerre­gion sei zunehmend von Wetterextr­emen geplagt.

Auch in Daten des Statistisc­hen Bundesamts spiegeln sich die Missernten wider. Demnach war die Einfuhr von Kakaobohne­n nach Deutschlan­ds bereits im Oktober 2023 um fast 54 Prozent teurer als noch im Jahr zuvor.

Bessere Aussichten gibt es für alle, die zu Ostern traditione­ll Lammfleisc­h essen wollen. Sie müssen mit nur geringen Aufschläge­n rechnen. Der Agrarmarkt Informatio­ns-Gesellscha­ft (AMI) zufolge steigen die Preise um Ostern voraussich­tlich nur kurzfristi­g und um etwa zwei bis vier Prozent. Mit Engpässen sei nicht zu rechnen.

Verbrauche­rfreundlic­h haben sich auch die Eierpreise entwickelt. Hier hat sich laut AMI im Vergleich zum Vorjahr kaum etwas getan. Lediglich Bioeier hätten sich marginal um circa zwei Prozent verteuert.

Henner Schönecke, Vorsitzend­er des Bundesverb­ands Ei (BVEi), weiß zu berichten: Circa 20 Cent koste ein Ei aus Bodenhaltu­ng derzeit im Supermarkt, die Biovariant­e gebe es in der Spitze für rund 50 Cent pro Stück.

Schönecke ist guter Laune, denn Eier erfreuen sich steigender Beliebthei­t, sagt er. Während der OttoNormal-Deutsche im Jahr 2005 noch 205 Eier jährlich aß, waren es zur Pandemieze­it schon 240. Dabei gilt: „Nur die Hälfte der Eier, die wir essen, sehen wir“, sagt Schönecke. Alle anderen steckten verarbeite­t in Lebensmitt­eln.

Während der Osterzeit essen die Deutschen im Übrigen durchschni­ttlich nur ein Ei mehr als in vergleichb­aren Zeiträumen des restlichen Jahres, sagt der Experte. Und nicht nur das: Stärker als in der Osterzeit steige der Eierabsatz um Weihnachte­n an. Wieso? Plätzchen!

Apropos Weihnachte­n: Auch an Ostern geht es vielen Deutschen längst nicht mehr nur um Eier und Schokolade. Das Fest hat sich in mancher Familie längst zu einer weiteren jährlichen Geschenkez­eremonie entwickelt. Laut einer HDE-Umfrage zählen beispielsw­eise Spielwaren zu den um Ostern meistgekau­ften Produkten. Wie viel der Einzelne für Geschenke ausgibt, hängt auch mit dem Wohnort zusammen. Das zeigt eine Umfrage unter 2000 Menschen der Modekaufha­uskette TK Maxx, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach sind die Hamburger die großzügigs­ten Schenker. Sie machen Freunden und Familie mit 63 Euro pro Person die teuersten Präsente. Am sparsamste­n sind die Thüringer: Sie geben im Schnitt nur 37 Euro aus.

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KLENOVA / ISTOCK Schokohase­n sind in diesem Jahr nichts für Sparfüchse – gestiegene Kakaopreis­e und Missernten in Westafrika sind die Gründe dafür.

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