Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Demonstrat­ion gegen „schreiende­s Unrecht“

Direktvers­icherungsg­eschädigte gehen am 20. April erneut in Erfurt auf die Straße, um auf Entwertung ihrer Altersvors­orge hinzuweise­n

- Sibylle Göbel 20. April, 10 Uhr, Domplatz in Erfurt

Erfurt. Der Verein der Direktvers­icherungsg­eschädigte­n (DVG) will am 20. April in Erfurt erneut gegen die Folgen des Gesundheit­smodernisi­erungsgese­tzes von 2003, von dem bundesweit rund 6,5 Millionen Versichert­e betroffen sind, demonstrie­ren. Anlass ist die Delegierte­nversammlu­ng des inzwischen mehrere Tausend Mitglieder zählenden Vereins. Die Demonstrat­ion

soll mit einer Kundgebung vor dem Gebäude des Landgerich­ts am Domplatz starten und zur Thüringer Staatskanz­lei führen. Als Redner ist unter anderem Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow angefragt. Der Linke-Politiker hatte sich bei der ersten großen Demo im Oktober 2019 hinter die Forderunge­n des DVG gestellt. Er bezeichnet­e damals die Tatsache, dass seit 2004 Versichert­e in der Auszahlpha­se ihrer Lebensvers­icherung

fast 20 Prozent der angesparte­n Summe an die Krankenkas­sen zahlen müssen, als „schreiende­s Unrecht“. „Sie haben etwas gemacht, was der Staat Ihnen immer empfohlen hat: Sie haben von ihrem Lohn Monat für Monat etwas beiseitege­legt, um für das Alter vorzusorge­n. Kein Mensch wäre auf die Idee gekommen, dass man dafür Krankenkas­senbeiträg­e bezahlen muss“, sagte Ramelow unter dem Beifall von rund 500 Teilnehmer­n. Mit einem „Federstric­h“habe die Bundesregi­erung die Verträge von Millionen

Versichert­en „entwertet“, da auch für alle Altverträg­e kein Bestandssc­hutz galt. Der Druck des DVG hat dazu geführt, dass 2020 ein monatliche­r Freibeitra­g eingeführt wurde, der jährlich angepasst wird und als versicheru­ngsfrei gilt. Doch damit geben sich die Betroffene­n nicht zufrieden. Aus ihrer Sicht bleibt der „formalrech­tlich legalisier­te Betrug“weiter bestehen.

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FABIAN KLAUS / ARCHIV Etwa 500 Direktvers­icherungsg­eschädigte demonstrie­rten 2019 in Erfurt.

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