Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Eisenach schwimmt sich frei
Nach dem 31:29-Sieg in Leipzig fahren die ThSV-Handballer mit ihren Fans im Zug nach Hause
Es ist vollbracht! Der ThSV Eisenach feierte in der Handball-Bundesliga endlich den ersten Sieg in diesem Jahr. Das 31:29 (13:14) am Sonntag beim SC DHfK Leipzig war hochverdient.
„Ich bin stolz auf die Mannschaft, die Fans, den Verein und die Stadt. Uns ist heute eine kleine Geschichte gelungen. Die große wollen wir noch schreiben“, sagte Eisenachs Trainer Misha Kaufmann. „Wir haben uns jetzt freigeschwommen“, meinte der Schweizer erleichtert.
Pünktlich fuhr der Sonderzug mit fast 800 Fans gen Leipzig. Manager René Witte strahlte über den perfekt organisierten Coup, als der Fanmarsch mit den lautstarken Blauen vor dem Spiel an der 6000Mann-Arena eintraf. Mehr als 1000 ThSV-Anhänger sorgten dann fast für Heimspiel-Atmosphäre in der Fremde. Ein echtes Handballfest, das sich auch DHB-Präsident Andreas Michelmann und der berühmte Leipziger Maler Neo Rauch nicht entgehen lassen wollten.
Unter Leitung der Magdeburger Top-Schiedsrichter Schulze/Tönnies hatten die Eisenacher den besseren Start. Leipzig brauchte nach Snajders Treffer sechs Minuten bis zum 1:1. Auch von Zehnders Torlosigkeit ließen sich die Gäste zunächst nicht schocken. Nach einer Viertelstunde stand es allerdings 5:8. Doch die Thüringer schlugen schnell zurück. Donker feierte unter „Eisenach“-Rufen der Fans den 9:9-Ausgleich (19.). Auch wenn viele Angriffsvarianten der Thüringer mit dem agilen Lumbroso nicht zündeten, so hielt die Abwehr den ThSV im Spiel. Mit 13:14 ging es in die Pause. Alles offen.
Doch die Thüringer waren nach dem Wechsel nicht sofort da. Innerhalb von nur vier Minuten kassierten sie fünf Tore zum 14:19 (34.). Doch Eisenach holte auch in Unterzahl auf, weil Grgic und endlich auch Zehnder trafen (21:22/42.). Mit 26:25 durch Meyer ins leere Tor gelang die Führung. Noch zehn Minuten – was für eine Dramatik. Jetzt saß keiner mehr in der ausverkauften Arena. Dann ein Drei-Tore-Plus. Nach so vielen unglücklichen Auswärtsniederlagen musste es diesmal zum ersten Sieg 2024 reichen. Und der ThSV band tatsächlich den Sack zu – 31:29. Der Rest war Jubel.
„Zu Beginn hatten wir mit dem Rückzug Probleme. Aber wir haben uns immer wieder zurückgekämpft“, sagt der Este Mait Patrail, der als ungelernter Kreisläufer den Job des erkrankten Kurch übernehmen musste. „Ich habe lange nicht so viel gespielt. Doch ich fühle mich fit. Die Fans waren unser achter Mann“, sagte Patrail.
Sein Trainer fand: „Wir waren etwas cleverer als die Leipziger und entschlossener. Jetzt setze ich mich ganz ruhig hinten in den Zug nach Hause – und die Mannschaft feiert mit den Fans“, sagte Kaufmann und grinste. Manager René Witte, der die glorreiche Idee mit dem Sonderzug hatte, scherzte vor der Abfahrt: „Bier ist genug da; wenn nicht, halten wir eben zwischendurch an.“