Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Immenser Druck: Schüler gewinnen Thüringer Brückenbau-Wettbewerb
Bei ihnen stimmt einfach alles! Welches Kriterium das Team der Walter-Gropius-Schule zum Sieg führt und wofür es das Preisgeld nun ausgeben will
Erfurt. Die Schüler strömen aus dem Hörsaal. Es herrscht aufgeregte Stimmung, einige unterhalten sich, andere richten ihre Augen gespannt auf die Brückenmodelle, die im Flur der Fachhochschule aufgebaut sind. Insgesamt neun Teams aus fünf Schulen nehmen am diesjährigen Wettbewerb „Brücken für Erfurt“der Fachrichtung Bauingenieurwesen teil.
Aus Erfurt sind die Walter-Gropius-Schule, das Evangelische Ratsgymnasium und das GutenbergGymnasium mit insgesamt fünf Teams dabei. Dazu kommen noch das Käthe-Kollwitz-Gymnasium Lengenfeld unterm Stein und die Thüringer Gemeinschaftsschule Wenigenjena Jena. Die vergangenen Wochen haben sie in ihrer Unterrichtszeit eifrig getüftelt, ausgemessen und nachjustiert. Gesponsert wird das ganze von der Ingenieurkammer Thüringen und dem Verband Beratender Ingenieure Thüringen.
Bis zu einer Tonne müssen sie aushalten
Heute ist es endlich soweit. Eine zweiköpfige Jury, bestehend aus Hans-Reinhard Hunger, Vizepräsident der Ingenieurkammer Thüringen und Johannes Koch, seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter, mustert mit Adleraugen jedes einzelne Modell. „Es ist wichtig, dass sie die vorgegebenen Maße, also eine Länge von 140 Zentimetern, eine Breite von 25 Zentimetern und eine Höhe von 50 Zentimetern nicht überschreiten“, sagt Holger Schmidt, Vizepräsident für Studium und Lehre. Im Bauset, dass die Schüler zu Beginn erhalten hatten, sei beispielsweise auch eine drei Millimeter dicke Schneidunterlage aus Pappe dabei gewesen. „Die dürfen sie natürlich nicht nehmen.“
Auch die Schüler dürfen in den Punkten Kreativität und Qualität mitbewerten. Der größte Test steht den Modellen allerdings noch bevor: Mittels einer Metallvorrichtung wird auf die Mitte des Modells bis zu eine Tonne an Druck ausgeübt. Dazu haben sich die Schüler und Lehrer im Innenhof der Fachhochschule versammelt. Das ist der aufregendste Moment eines jeden Teams. „Eine gleichmäßige Massenverteilung ist wichtig, damit die Materialien
gleichmäßig beansprucht werden“, sagt Holger Schmidt. Nacheinander bringen die Teams ihre Modelle nach vorne und platzieren sie unter der Vorrichtung. Dabei müssen sie darauf achten, dass die eigene Brücke genau auf zwei Holzklötzen steht. Dann geht es los. Eine Tabelle, die mittels Beamer auf eine Leinwand geworfen wird, zeigt die steigende Traglast in Kilonewton und die zunehmende Verformung der Brücke in Millimetern. Schätzen dürfen die Teams auch, wie gut ihr Modell abschneiden wird.
Gleich das erste Modell von Team Eins, der Walter-Gropius-Schule räumt ordentlich ab, mit einer Traglast von 272 Kilogramm bei rund drei Kilogramm Eigengewicht. „Da hätten sich auch vier oder fünf von euch draufstellen können“, scherzt Holger Schmidt. Das Team ist begeistert. Unterschiedlicher könnten die Brücken nicht sein. Wo die einen auf Stützen an der Unterseite
setzen, haben andere ihr Modell mit Schnüren von oben her gesichert. Worauf es ankommt, ist das Verhältnis von Gewicht der Brücke zur Traglast. „In der Regel wiegen die
Modelle zwischen 0,5 und 3 Kilo, die Schüler müssen ja nicht alle Materialien auch verwenden“, sagt Juror Hunger. Zur Siegerehrung versammeln sich die Teams wieder im
Hörsaal. Eine weitere Tabelle verkündet die erreichten Punktzahlen in den Kategorien „Dokumentation des Projektes“, „Qualität der Ausführung“, „Originalität“und „Tragfähigkeit der Brücke“.
Walter-Gropius-Schule gewinnt mit Abstand
Mit 97 Gesamtpunkten kann das Team der Walter-Gropius-Schule den Wettbewerb mit Abstand für sich entscheiden.
„Ich hab Ihnen doch gesagt, wir werden Erster“, sagt einer der Schüler stolz zu Michael Thöring, der das Team beim Tüfteln in seinen Unterrichtsstunden angeleitet hat. Auf die Frage, was die Schule mit dem Preisgeld macht, sagt der Werkenlehrer: „Wir werden wahrscheinlich nach den Osterferien gemeinsam was Essen gehen, damit alle was davon haben.“Nächstes Jahr wollen sie wieder teilnehmen, im Brückenbauen sind sie schließlich erprobt.