Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Gloriosa läutet zweimal in dieser Woche
Wann die Glocke ertönt, ist in der Läuteordnung genau vorgeschrieben. Fans können sie nun jedoch doppelt genießen
Fans der Gloriosa aufgepasst. Die größte frei schwingende mittelalterliche Glocke der Welt läutet in dieser Woche gleich zweimal: zum Ende der Ölweihmesse am Dienstag, 26. März, gegen 13 Uhr und am Ostersonntag, 31. März, vor dem feierlichen Hochamt gegen 10.50 Uhr. Letztmals hatte sie am Neujahrstag geläutet. Das nächste Mal erklingt sie am 18. Mai. Insgesamt ertönt sie in diesem Jahr zehn Mal.
Die Ölweihmesse beginnt um 11.45 Uhr. Ölweihmessen finden immer in der Karwoche und in allen Diözesen der Welt statt. Dabei weihen die Bischöfe die heiligen Öle, die bei der Spendung der Sakramente Taufe, Firmung, Krankensalbung, Priester- und Bischofsweihe gebraucht werden. Die Salbung eines Menschen mit Öl versinnbildlicht seine Erwählung durch Gott und bringt Segensfülle, Stärkung und Heil(ung) zum Ausdruck. Auch bei Kirchen- und Altarweihen werden die in der Ölweihmesse geweihten Öle verwendet.
In der Abendmesse des Gründonnerstages gedenkt die Kirche des letzten Abendmahles Jesu mit seinen Jüngern und feiert die Einsetzung der heiligen Eucharistie durch Jesus. Das „Grün“des Gründonnerstages stammt vermutlich vom mittelhochdeutschen „gronan“, weinen. Am Gründonnerstag wurden früher Menschen, die für schwere Sünden öffentlich büßten, wieder in die kirchliche Gemeinschaft aufgenommen. Diese Büßer nannte man auch „Weinende“.
Im Gottesdienst am Abend des Gründonnerstages werden Mitgliedern der Gemeinde vom Bischof die Füße gewaschen. Die Fußwaschung ist ein Ausdruck dienender Liebe, wie sie Jesus vorgelebt hat. Obwohl es ein Knechtsdienst war, hatte auch Jesus beim letzten Abendmahl den Jüngern die Füße gewaschen.
Die Glocken und die Orgel erklingen an diesem Abend bis zur Osternacht zum letzten Mal. Sie schweigen zeichenhaft an den Tagen des Leidens und Todes Jesu. Auch das Entfernen des Altarschmuckes am Ende der Messe und die Übertragung des eucharistischen Brotes in den Dom stimmen die Gläubigen darauf ein.
Der Ostersonntag ist der erste Tag der Osterzeit, die fünfzig Tage bis zum Pfingstfest dauert. Auch jede Sonntagsmesse gilt als Osterfeier, als Feier des Todes und der Auferstehung Jesu Christi. Um 11 Uhr beginnt das Österliche Pontifikalamt mit Bischof Ulrich Neymeyr im Erfurter Dom, davor gegen 10.50 Uhr läutet die Gloriosa. Um 17 Uhr findet die die Österliche Pontifikalvesper (Abendgebet) statt.