Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Der unangenehme Geruch der Pubertät entschlüsselt
Erlangen. Das Phänomen kennen viele: Wir lieben den Geruch von Babys – aber wenn aus den Kleinen allmählich Erwachsene werden, dann kann es olfaktorisch rasch unangenehm werden.
Ein Team um Helene Loos, die am Lehrstuhl für Aroma- und Geruchsforschung an der FriedrichAlexander-Universität in Erlangen arbeitet, hat sich des Themas wissenschaftlich angenommen. Ihre Studie stellte deutliche Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung der Ausdünstungen in den Altersklassen fest. Kurz gesagt: Das
Müffeln ist Teil des Erwachsenwerdens.
Für ihre Untersuchung, die jüngst im Fachblatt „Nature“veröffentlicht wurde, wurden je 18 Jungen und Mädchen im Alter von bis zu drei Jahren untersucht. Abgesonderte Duftstoffe wurden mit speziellen Schlafanzügen mit Geruchsfängern aufgefangen und auf ihre chemische Zusammensetzung und Geruchsnoten hin ausgewertet.
Ergebnis: Kleinkinder und Teenager wiesen eigentlich sehr ähnliche Stoffklassen in ihren Ausdünstungen auf. In denen der Pubertierenden waren jedoch deutlich mehr organische Säuren enthalten, die als „käsig“, „muffig“und „erdartig“empfunden werden, also die mit Zersetzungsprozessen einhergehen. Zudem identifizierten Loos und ihr Team bei den Teenagern zwei hormonähnliche Stoffe, die eine Duftkombination aus Urin, Moschus und Sandelholz freisetzen.
Diese Veränderungen sind sehr wahrscheinlich auf den in Wallung geratenden Hormonhaushalt der Heranwachsenden zurückzuführen, so das Studien-Team. Der evolutionäre Hintergrund ist die Suche nach einer genetischen Ergänzung, die das Überleben der Nachkommen sichern soll.