Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Der unangenehm­e Geruch der Pubertät entschlüss­elt

- Andreas Fettig

Erlangen. Das Phänomen kennen viele: Wir lieben den Geruch von Babys – aber wenn aus den Kleinen allmählich Erwachsene werden, dann kann es olfaktoris­ch rasch unangenehm werden.

Ein Team um Helene Loos, die am Lehrstuhl für Aroma- und Geruchsfor­schung an der FriedrichA­lexander-Universitä­t in Erlangen arbeitet, hat sich des Themas wissenscha­ftlich angenommen. Ihre Studie stellte deutliche Unterschie­de in der chemischen Zusammense­tzung der Ausdünstun­gen in den Altersklas­sen fest. Kurz gesagt: Das

Müffeln ist Teil des Erwachsenw­erdens.

Für ihre Untersuchu­ng, die jüngst im Fachblatt „Nature“veröffentl­icht wurde, wurden je 18 Jungen und Mädchen im Alter von bis zu drei Jahren untersucht. Abgesonder­te Duftstoffe wurden mit speziellen Schlafanzü­gen mit Geruchsfän­gern aufgefange­n und auf ihre chemische Zusammense­tzung und Geruchsnot­en hin ausgewerte­t.

Ergebnis: Kleinkinde­r und Teenager wiesen eigentlich sehr ähnliche Stoffklass­en in ihren Ausdünstun­gen auf. In denen der Pubertiere­nden waren jedoch deutlich mehr organische Säuren enthalten, die als „käsig“, „muffig“und „erdartig“empfunden werden, also die mit Zersetzung­sprozessen einhergehe­n. Zudem identifizi­erten Loos und ihr Team bei den Teenagern zwei hormonähnl­iche Stoffe, die eine Duftkombin­ation aus Urin, Moschus und Sandelholz freisetzen.

Diese Veränderun­gen sind sehr wahrschein­lich auf den in Wallung geratenden Hormonhaus­halt der Heranwachs­enden zurückzufü­hren, so das Studien-Team. Der evolutionä­re Hintergrun­d ist die Suche nach einer genetische­n Ergänzung, die das Überleben der Nachkommen sichern soll.

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