Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Riesen-Windrad von Töttleben soll gleich mehrere Geschwister bekommen
Antrag auf Repowering im Windpark Erfurt-Ost. Acht kleine statt sechs große Windräder. Vorranggebiet ist auch im Südwesten geplant
Seit der Inbetriebnahme des Riesen-Windrades von Töttleben Anfang 2021 ist in Erfurt keine weitere Windkraftanlage über 50 Meter errichtet worden. Allerdings liegt ein Antrag auf das sogenannte Repowering für das Stadtgebiet vor, wie das Erfurter Umwelt- und Naturschutzamt auf Anfrage bestätigt. Beim Repowering handelt es sich um den Ersatz von kleinen durch große Windkraftanlagen.
Der Antrag stammt von Anfang 2021. Demzufolge plant ein Investor ein Repowering im Windpark Erfurt-Ost, also in unmittelbarer Nähe des Töttlebener Windrades.
Der Antrag beinhalte den Abriss von acht der vorhandenen kleineren Windräder und den Neubau von sechs großen Anlagen, die dem Vernehmen nach die Dimension des Töttlebener Riesen erreichen können. Das Windrad, das aktuell wegen Auffälligkeiten an den Rotorblättern repariert wird, hat eine Nabenhöhe von 160 Metern und 80 Meter lange Rotorblätter. Das Genehmigungsverfahren für das Repowering läuft noch. „Es liegt bislang keine Genehmigung vor“, sagt der Rathaus-Sprecher Patrick Weisheit.
Die Verfahren können erfahrungsgemäß mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Das Umweltamt schreibt bis zu 20 andere Behörden an und fordert sie zu Stellungnahmen und Gutachten etwa zu Lärm und Schattenwurf der beantragten Anlagen, zum Einfluss auf den Naturschutz, zum Brandschutz oder zur Flugsicherung auf.
Regionalplan für Windenergie liegt im Entwurf vor
In dem Verfahren muss sich die Stadtverwaltung an die Kriterien des Bundes- und Landesrechtes halten. Die Kommune hat auf den Genehmigungsprozess keinen Einfluss. Weitere Anlagen über 50 Meter, die einer immissionsschutzrechtlichen Genehmigung bedürfen, seien seit 2021 weder beantragt noch genehmigt worden, teilt das
Umweltamt mit. Kleinere Anlagen müssten nach Baurecht vom Erfurter Bauamt genehmigt werden.
Das schließt freilich nicht aus, dass jenseits der Stadtgrenze in Sichtweite von Erfurter Ortsteilen weitere große Windräder entstehen, die in den Nachbarkommunen bearbeitet werden. Zudem durchläuft gerade ein Regionalplan Windenergie die Gremien, der Vorranggebiete für Windenergieanlagen in Mittelthüringen festlegen soll und in betroffenen Erfurter Ortsteilen bereits ein großes Gesprächsthema ist. Während Prüfgebiete bei Hochstedt und Vieselbach im Erfurter Osten verworfen wurden, weil sie in der Anflugschneise des Flughafens liegen, sollen laut dem Regionalplan-Entwurf Areale im Windpark Erfurt-Ost zwischen Kerspleben, Töttleben und Schwerborn („W 14“) sowie zwischen Möbisburg und Waltersleben („W 27“) als Vorranggebiete ausgewiesen werden.
Der später in diesem Jahr geplante Beschluss des Regionalplanes würde die Erweiterung der bestehenden Windparks sowie das Repowering mit höheren Anlagen ermöglichen. Anträge für Anlagen auf Erfurter Stadtgebiet liegen für „W 27“im Südwesten der Stadt allerdings bislang nicht vor, ist den Antworten des Umweltamtes sowie den Unterlagen des Regionalplan-Entwurfs zu entnehmen.