Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
40 von 68 Schulen warten noch auf schnelles Internet
Erfurt schöpft Gelder aus dem Bundes-Förderprogramm aus und digitalisiert 25 Bildungsstätten
Erfurt. Dank der Fördermittel aus dem Digitalpakt ist die Digitalisierung der Erfurter Schulen einen großen Schritt vorangekommen. Von den 68 Staatlichen Schulen in der Stadt warten aber rund 30 Schulen weiterhin auf einen Internetanschluss. Etwa zehn weitere Schulen verfügen inzwischen zwar über die Infrastruktur, können aber wegen fehlender Glasfaseranschlüsse nach außen noch kein oder nur super-langsames Internet im Unterricht nutzen.
Nach Angaben von Baudezernent Matthias Bärwolff (Linke) wird die Stadt Erfurt die Fördermittel aus dem Digitalpakt in Höhe von gut 13 Millionen Euro voll ausschöpfen. Von den 25 Maßnahmen seien 15 fertiggestellt, acht in Bau und würden zwei demnächst begonnen. Weil für die Auszahlung der Fördermittel die Schlussrechnungen nötig seien, sei bislang aber nur ein kleiner Teil abgerechnet, bestätigt Bärwolff.
Das Förderprogramm begann 2019 und läuft in diesem Oktober aus. Für die Verlegung der Kabel und den Kauf der Endgeräte fallen pro Schule je nach Größe zwischen 350.000 Euro und einer Million Euro an. Alle 25 Maßnahmen würden in diesem Jahr abgeschlossen, sagt Bärwolff. Weitere Schulen seien in den letzten Jahren saniert oder neu gebaut worden und hätten ohne Gelder aus dem Digitalpakt Internetanschluss erhalten.
Drei Kriterien für die Schulauswahl
Die im Digitalpakt berücksichtigten Schulen seien über alle Schularten verteilt. Die Auswahl sei nach drei Kriterien erfolgt: nach der technischen Umsetzbarkeit, der Bereitschaft der Schulen zu Bauarbeiten während des Schulbetriebs und nach dem Bedarf. Ein besonders hoher Bedarf sei etwa an Schulen mit hohen Migrantenanteilen identifiziert worden, da die fremdsprachigen Schüler auf Übersetzungshilfen aus dem Internet angewiesen seien, sagt Bärwolff. Nicht berücksichtigt worden seien für den Digitalpakt 1 hingegen Schulen, an denen in den nächsten Jahren laut Schulsanierungsprogramm ein Ersatzneubau oder seine Generalsanierung bevorsteht. An anderen Schulen reiche das zur Verfügung stehende Stromnetz nicht für den Internetbetrieb aus. Schließlich sei auch das Fördergeld aus dem ersten Digitalpakt zu wenig, um alle Schulen internetfähig zu machen, an denen es aktuell möglich wäre.
„Für den Digitalpakt 2 haben wir noch großen Bedarf“, bestätigt Matthias Bärwolff. Von einer Wiederauflage des Förderprogramms, deren Ausgestaltung noch zwischen Bund und Ländern verhandelt wird, erhofft sich der Baudezernent aber nicht nur weiteres Geld. Bärwolff appelliert auch für mehr Flexibilität.
Konkret fordert er, Fördermittel künftig auch für Sim-Karten einsetzen zu können. Die Schul-Tablets könnten dann per Mobilfunk auf das Internet zugreifen. Dies sei eine geeignete Übergangslösung für Schulen, die erst in mehreren Jahren saniert oder neu gebaut werden und ohne diese Lösung noch jahrelang auf Internet verzichten müssten. Der Einsatz von Gigacubes sei hingegen geprüft, aber wegen der entstehenden Strahlenbelastung angesichts der für eine ganze Schule benötigten Leistung verworfen worden.
Bärwolff fordert Engagement von der Telekom
Mehr Engagement fordert Bärwolff zudem von der Telekom. Das Unternehmen habe vor zwei Jahren die Ausschreibung zum geförderten Glasfaser-Anschluss der „weißen Flecken“in Erfurt gewonnen, zu denen auch die Schulstandorte gehören. Die Umsetzung gehe aber viel zu langsam voran.
„Die Thomas-Mann-Schule wird digitalisiert, ist bisher aber nur an ein Kupferkabel angeschlossen“, nennt Bärwolff ein Beispiel. „Wir wünschen uns da mehr Engagement.“