Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Von Unkenrufen und längst vergangenen Zeiten
Richard W. Schaefer bot eine Volkshochschul-Exkursion durch die nördliche Gera-Aue an
Erfurt. „Das wird nie was“, unkten viele Erfurter, als die ersten Ideen für die Umgestaltung der Gera-Aue im Zusammenhang mit der Bundesgartenschau 2021 in der Landeshauptstadt bekannt wurden. Das betraf vor allem das geplante fünf Kilometer lange grüne Band zwischen Nordpark bis nach Gispersleben. Vor allem am Anlegen des Auenteiches in der Nähe der neuen Pierre Mauroy-Brück über die NQV meldeten die Pessimisten ihre Zweifel an. Daran erinnerte Richard W. Schaefer am Samstag bei einer (kostenlosen) Exkursion der Erfurter Volkshochschule durch die nördliche Gera-Aue.
Fluss hat seinen Lauf geändert
Dass die Gera in grauer Vorzeit an Erfurt vorbei floss, nahmen Birgit und Arnfried Merbold erstaunt zu Kenntnis. Durch tektonische Verwerfungen änderte der Fluss seinen Lauf, so Richard W. Schaefer. Die ersten Siedler ließen sich oberhalb der Flussniederung am Roten Berg nieder. Dort gaben spätere Ausgrabungen darüber Auskunft, dass sich eben da eine Grablege des einstigen Thüringischen Königshauses aus dem fünften Jahrhundert befand. ließ der Gästeführer wissen. Vermutlich handelte es sich bei der aufgebahrten Frau um Tochter Radegunde, die noch heute in Frankreich als Heilige verehrt wird. Auch
das war dem Erfurter Ehepaar neu.
Birgit und Arnfried Merbold nahmen schon mehrfach an Führungen mit Richard W. Schaefer teil, etwa in der Krämpfervorstadt. Für ein weiteres Angebot der Volkshochschule Erfurt „Ilversgehofen – vom Küchendorf zum Industriestandstandort“am 4. Mai hätten sie sich bereits angemeldet. Wie Richard W. Schaefer erläuterte, habe er noch während
der Bauarbeiten, also 2020, bereits Führungen durch die GeraAue angeboten. Damals musste er jeweils eine Genehmigung vom Garten- und Friedhofsamt einholen. Fünf-, sechs Mal im Jahr lädt er, neben den Rundgängen durch die Altstadt und die Vorstädte, zu Exkursionen in die Gera-Aue ein. Anfangs noch über die gesamten fünf Kilometer vom einstigen Garnisonslazarett
(heute Künstlerwerkstätten) und die Gaststätte „Luftbad“nahe des Klinikums bis zum einstigen Heizkraftwerk Gispersleben. Das sei allerdings in der anberaumten Zeit von eineinhalb bis zwei Stunden nicht zu schaffen gewesen. Daher wurde das Angebot auf zwei Etappen südlich oder nördlich der Brücke an der Warschauer Straße aufgeteilt.
Der Landschaftspark Gera-Aue zieht seit 2022 nicht nur Erfurter der angrenzenden Wohngebiete an, sondern mit seinen Auenwäldern, Parkanlagen und Grünflächen mit Liegewiesen auch Erholung Suchende über die Grenzen der Stadt hinaus.
Derartige Pläne reichten übrigens bis in die Zeit um 1900 zurück, ergänzte Richard W. Schaefer.