Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Erfurts lange Nacht der 1000 Geschichten
Um bröselnde Balken, beengten Platz in Depots und Sammlungen, um Bauhausfrauen und mehr geht es zur Langen Nacht der Museen. Wir geben einen Überblick über das Programm
Ein Nacht-Ticket bietet Einblicke in 25 Museen und Galerien am Freitag, 24. Mai, wenn die Lange Nacht der Museen lockt. „Regenwahrscheinlichkeit null Prozent“lautet die mittelfristige Wetterprognose, auf deren Eintreffen alle Akteure und sicher die Besucher hoffen. Schließlich war die Lange Nacht im vergangenen Jahr mit großem Besucherinteresse stark gestartet, dann hatte wegen starker Regenfälle das Interesse nachgelassen. Das Motto dieses Jahr lautet: „Eine Nacht, tausend Geschichten“. Versprochen wird eine Nacht voller Entdeckungen, spannender Führungen, kreativer Workshops, mitreißender Musik und zahlreicher fesselnder Geschichten.
Die städtischen Museen öffnen am Freitag, 24. Mai, daher nicht zu den regulären Öffnungszeiten, sondern erst zur Museumsnacht. Start ist um 18 Uhr im Kulturhof Krönbacken mit der Video- und Klanginstallation „Raumzeit:Depot – Eine digitale Reise durch die Depots der Erfurter Museen“, gestaltet vom Erfurter Motion Designer Dirk Rauscher. Die war schon in der Defensionskaserne zu sehen, hat ein Update bekommen und beschäftigt sich mit der unverändert prekären Situation der Erfurter Museumsdepots, die aus allen Nähten platzen. Um 19.30 Uhr startet Kulturdirektor Horn von hier aus zu Führung zur Depotneuplanung für die Erfurter Museen. Es ist nur eine von den mehr als 70 Führungen, die in der Museumsnacht auf rege Teilnahme hoffen.
Einige ausgewählte Höhepunkte
Zahlreiche Geschichten gibt es im Stadtmuseum zu entdecken, gewissermaßen als Vorgriff auf das 50-jährige Bestehen hat man das Gebäude des Geburtagskindes auf Herz und Nieren untersucht. Wer sich immer schon gefragt hat, wie alt eigentlich die Balkendecken des „Haus zum Stockfisch“sind, ist hier um 20 Uhr zur Impulsführung „Nachgebohrt“willkommen. Spektakuläre Ergebnisse kündigt Martin Sladeczek als Direktor der Geschichtsmuseen an. Dendrochronologische Untersuchungen stellten sich zwar als schwierig heraus, weil die vorhandenen Balken bei Bohrproben einfach zerbröselt seien, doch letztlich führte die Untersuchung zum Erfolg.
So lässt sich der wohl älteste Gebäudeteil des Stadtmuseums auf das 12. Jahrhundert datieren.
Erstmals dabei sind die städtischen Künstlerwerkstätten an ihrem neuen Standort in der Nordhäuser Straße. Hier können alle Nachtschwärmer ihre künstlerische Ader entfalten und sich beim Workshop mit der Kunst- und Designschule Imago an der Gestaltung von Blüten und Kunstpostkarten versuchen. Auch das Wächterhaus lädt zu einem Besuch der Ateliers ein.
Die jüngst mit dem Welterbe-Titel ausgezeichnete Alte Synagoge und die mittelalterliche Mikwe öffnen ihre Türen und informieren über ihre Geschichte. In der Kleinen Synagoge haben Gäste die Möglichkeit, mehr über jüdisches Leben zu
erfahren, und können sich unter anderem beim Comic-Konzert mit Itay Dvori von der Vielfalt der jüdischen Kultur inspirieren lassen und koscheren Wein genießen.
Im Museum für Thüringer Volkskunde erwartet die Besucherinnen und Besucher um 19.30 Uhr die Vernissage zur Ausstellung „Mit Sachen machen: Restholzstücke. Assemblagen von Anne FeuchterSchawelka“und ein Fest für die ganze Familie mit Live-Musik von Fork & Fiddle und Mitmachangeboten im Hof des Museums.
In der Kunsthalle ist zur Langen Nacht die Fotoausstellung von Uta Mahler, Werner Mahler und Ludwig Schirmer „An seltsamen Tagen über Flüsse in die Städte und Dörfer bis ans Ende der Welt“zu betrachten. Hier erzählen Bilder von zahlreichen
Geschichten der Menschen und ihrem Leben im thüringischen Berka. Auf dem Fischmarkt gibt es zudem eine Tanz-Performance und DJ-Musik von Hagen Kleemann.
Auch das Margaretha-ReichardtHaus öffnet seine Türen und gewährt Einblicke in die Arbeit der Bauhaus-Künstlerin. Hier können Besucherinnen und Besucher das Puppentheaterstück „Margarete und die Bauhaus-Frauen“erleben, das später am Abend auch im Angermuseum Erfurt aufgeführt wird. Hier kann man einen Blick in die neue Sonderausstellung „Heinz Zander. Zeit und Traum“. Live-Musik im Hof mit Anne Martin und den OneNighters runden das Programm der Museumsnacht im Angermuseum ab. Das Deutsche Gartenbaumuseum öffnet in diesem
Jahr seine Türen nicht am gewohnten Standort, sondern im Pop-upStore am Fischmarkt 11 mit einem Familienangebot und das bereits ab 16 Uhr.
Im Naturkundemuseum werden Einblicke in die Sammlung, die wissenschaftliche Bibliothek und die Präparationswerkstätten geboten, während im Hof Blues-Musik erklingt.
Alle jüngsten Museumsfans können sich auf eine „Rallye für kleine Nachteulen“freuen, dabei geht es ums Sammeln von Stempeln in den beteiligten Museen und Galerien. Versprochen werden tolle Preise für eifrig sammelnde Nachteulen, die sich im Drucken im Druckereimuseum, beim Schreiben mit Federkiel und Wachstafel im Stadtmuseum oder dem Papierschöpfen im Volkskundemuseum ausprobieren können. Außerdem gibt es eine Familienführung „Mythos Petersberg“im Programm: Insgesamt 13 Stationen gibt es zu entdecken und nach erfolgreicher Stempeljagd können bis 23 Uhr die Preise im erfurtkultur-Laden (hinter Bernd das Brot) abgeholt werden.
Wer sich unsicher ist, welcher Weg die Angebote nach eigenen Interessen am besten verknüpft, dem sei die kleine Broschüre zur Langen Nacht als Wegweiser empfohlen. Darin sind auch Tourenempfehlungen enthalten.
Zum Ausklang der Langen Nacht wird ins Café Nerly geladen: Ab 22 Uhr zur Aftershow-Party mit DJMusik von La Kay.
Tickets für 7 Euro (ermäßigt 5) sind im Vorverkauf noch bis zum 23. Mai in der Alten Synagoge, im Angermuseum Erfurt, in der Kunsthalle, im Museum für Thüringer Volkskunde, im Naturkundemuseum, im Stadtmuseum „Haus zum Stockfisch“und an den Vorverkaufsstellen des Ticketshops Thüringen (zzgl. Bearbeitungsgebühr) erhältlich. Mit dem Ticket können die zwei eingesetzten Shuttle-Busse zum Schlossmuseum Molsdorf, dem Margaretha-Reichardt-Haus, dem Petersberg, dem Druckereimuseum und Schaudepot im BenarySpeicher und dem Erinnerungsort Topf & Söhne kostenfrei genutzt werden. Eine Familienkarte kostet 17 Euro im Vorverkauf, für Inhaber des Familienpasses 12 Euro.