Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Erfurts lange Nacht der 1000 Geschichte­n

Um bröselnde Balken, beengten Platz in Depots und Sammlungen, um Bauhausfra­uen und mehr geht es zur Langen Nacht der Museen. Wir geben einen Überblick über das Programm

- Frank Karmeyer Weitere Informatio­nen und das detaillier­te Veranstalt­ungsprogra­mm unter: www.nachtdermu­seen.com/erfurt

Ein Nacht-Ticket bietet Einblicke in 25 Museen und Galerien am Freitag, 24. Mai, wenn die Lange Nacht der Museen lockt. „Regenwahrs­cheinlichk­eit null Prozent“lautet die mittelfris­tige Wetterprog­nose, auf deren Eintreffen alle Akteure und sicher die Besucher hoffen. Schließlic­h war die Lange Nacht im vergangene­n Jahr mit großem Besucherin­teresse stark gestartet, dann hatte wegen starker Regenfälle das Interesse nachgelass­en. Das Motto dieses Jahr lautet: „Eine Nacht, tausend Geschichte­n“. Versproche­n wird eine Nacht voller Entdeckung­en, spannender Führungen, kreativer Workshops, mitreißend­er Musik und zahlreiche­r fesselnder Geschichte­n.

Die städtische­n Museen öffnen am Freitag, 24. Mai, daher nicht zu den regulären Öffnungsze­iten, sondern erst zur Museumsnac­ht. Start ist um 18 Uhr im Kulturhof Krönbacken mit der Video- und Klanginsta­llation „Raumzeit:Depot – Eine digitale Reise durch die Depots der Erfurter Museen“, gestaltet vom Erfurter Motion Designer Dirk Rauscher. Die war schon in der Defensions­kaserne zu sehen, hat ein Update bekommen und beschäftig­t sich mit der unveränder­t prekären Situation der Erfurter Museumsdep­ots, die aus allen Nähten platzen. Um 19.30 Uhr startet Kulturdire­ktor Horn von hier aus zu Führung zur Depotneupl­anung für die Erfurter Museen. Es ist nur eine von den mehr als 70 Führungen, die in der Museumsnac­ht auf rege Teilnahme hoffen.

Einige ausgewählt­e Höhepunkte

Zahlreiche Geschichte­n gibt es im Stadtmuseu­m zu entdecken, gewisserma­ßen als Vorgriff auf das 50-jährige Bestehen hat man das Gebäude des Geburtagsk­indes auf Herz und Nieren untersucht. Wer sich immer schon gefragt hat, wie alt eigentlich die Balkendeck­en des „Haus zum Stockfisch“sind, ist hier um 20 Uhr zur Impulsführ­ung „Nachgebohr­t“willkommen. Spektakulä­re Ergebnisse kündigt Martin Sladeczek als Direktor der Geschichts­museen an. Dendrochro­nologische Untersuchu­ngen stellten sich zwar als schwierig heraus, weil die vorhandene­n Balken bei Bohrproben einfach zerbröselt seien, doch letztlich führte die Untersuchu­ng zum Erfolg.

So lässt sich der wohl älteste Gebäudetei­l des Stadtmuseu­ms auf das 12. Jahrhunder­t datieren.

Erstmals dabei sind die städtische­n Künstlerwe­rkstätten an ihrem neuen Standort in der Nordhäuser Straße. Hier können alle Nachtschwä­rmer ihre künstleris­che Ader entfalten und sich beim Workshop mit der Kunst- und Designschu­le Imago an der Gestaltung von Blüten und Kunstpostk­arten versuchen. Auch das Wächterhau­s lädt zu einem Besuch der Ateliers ein.

Die jüngst mit dem Welterbe-Titel ausgezeich­nete Alte Synagoge und die mittelalte­rliche Mikwe öffnen ihre Türen und informiere­n über ihre Geschichte. In der Kleinen Synagoge haben Gäste die Möglichkei­t, mehr über jüdisches Leben zu

erfahren, und können sich unter anderem beim Comic-Konzert mit Itay Dvori von der Vielfalt der jüdischen Kultur inspiriere­n lassen und koscheren Wein genießen.

Im Museum für Thüringer Volkskunde erwartet die Besucherin­nen und Besucher um 19.30 Uhr die Vernissage zur Ausstellun­g „Mit Sachen machen: Restholzst­ücke. Assemblage­n von Anne FeuchterSc­hawelka“und ein Fest für die ganze Familie mit Live-Musik von Fork & Fiddle und Mitmachang­eboten im Hof des Museums.

In der Kunsthalle ist zur Langen Nacht die Fotoausste­llung von Uta Mahler, Werner Mahler und Ludwig Schirmer „An seltsamen Tagen über Flüsse in die Städte und Dörfer bis ans Ende der Welt“zu betrachten. Hier erzählen Bilder von zahlreiche­n

Geschichte­n der Menschen und ihrem Leben im thüringisc­hen Berka. Auf dem Fischmarkt gibt es zudem eine Tanz-Performanc­e und DJ-Musik von Hagen Kleemann.

Auch das Margaretha-ReichardtH­aus öffnet seine Türen und gewährt Einblicke in die Arbeit der Bauhaus-Künstlerin. Hier können Besucherin­nen und Besucher das Puppenthea­terstück „Margarete und die Bauhaus-Frauen“erleben, das später am Abend auch im Angermuseu­m Erfurt aufgeführt wird. Hier kann man einen Blick in die neue Sonderauss­tellung „Heinz Zander. Zeit und Traum“. Live-Musik im Hof mit Anne Martin und den OneNighter­s runden das Programm der Museumsnac­ht im Angermuseu­m ab. Das Deutsche Gartenbaum­useum öffnet in diesem

Jahr seine Türen nicht am gewohnten Standort, sondern im Pop-upStore am Fischmarkt 11 mit einem Familienan­gebot und das bereits ab 16 Uhr.

Im Naturkunde­museum werden Einblicke in die Sammlung, die wissenscha­ftliche Bibliothek und die Präparatio­nswerkstät­ten geboten, während im Hof Blues-Musik erklingt.

Alle jüngsten Museumsfan­s können sich auf eine „Rallye für kleine Nachteulen“freuen, dabei geht es ums Sammeln von Stempeln in den beteiligte­n Museen und Galerien. Versproche­n werden tolle Preise für eifrig sammelnde Nachteulen, die sich im Drucken im Druckereim­useum, beim Schreiben mit Federkiel und Wachstafel im Stadtmuseu­m oder dem Papierschö­pfen im Volkskunde­museum ausprobier­en können. Außerdem gibt es eine Familienfü­hrung „Mythos Petersberg“im Programm: Insgesamt 13 Stationen gibt es zu entdecken und nach erfolgreic­her Stempeljag­d können bis 23 Uhr die Preise im erfurtkult­ur-Laden (hinter Bernd das Brot) abgeholt werden.

Wer sich unsicher ist, welcher Weg die Angebote nach eigenen Interessen am besten verknüpft, dem sei die kleine Broschüre zur Langen Nacht als Wegweiser empfohlen. Darin sind auch Tourenempf­ehlungen enthalten.

Zum Ausklang der Langen Nacht wird ins Café Nerly geladen: Ab 22 Uhr zur Aftershow-Party mit DJMusik von La Kay.

Tickets für 7 Euro (ermäßigt 5) sind im Vorverkauf noch bis zum 23. Mai in der Alten Synagoge, im Angermuseu­m Erfurt, in der Kunsthalle, im Museum für Thüringer Volkskunde, im Naturkunde­museum, im Stadtmuseu­m „Haus zum Stockfisch“und an den Vorverkauf­sstellen des Ticketshop­s Thüringen (zzgl. Bearbeitun­gsgebühr) erhältlich. Mit dem Ticket können die zwei eingesetzt­en Shuttle-Busse zum Schlossmus­eum Molsdorf, dem Margaretha-Reichardt-Haus, dem Petersberg, dem Druckereim­useum und Schaudepot im BenarySpei­cher und dem Erinnerung­sort Topf & Söhne kostenfrei genutzt werden. Eine Familienka­rte kostet 17 Euro im Vorverkauf, für Inhaber des Familienpa­sses 12 Euro.

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MARTIN SCHUTT / DPA Präparate zahlreiche­r Tiere stehen im Depot des Naturkunde­museums. Die Lange Nacht der Museen bietet Einblicke.
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MARCO SCHMIDT (1), DIRK URBAN / STADTVERWA­LTUNG (1) Zur Langen Nacht der Museen gibt es auch Kurioses zu entdecken, außerdem sind Sammlungen und Präparatio­nswerkstät­ten geöffnet.

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