Thüringische Landeszeitung (Gera)
Andrang bei Jungjäger-Ausbildung der Jägerschaft Gera
Selten haben sich so viele Teilnehmer für einen Lehrgang bei der Jägerschaft Gera angemeldet – Noch nie waren so viele Frauen an der Ausbildung interessiert
BURKERSDORF. Am Sonntag kamen die 21 Interessenten in die Jagdschule Burkersdorf, um ihre erste Unterrichtseinheit zu absolvieren. „Bis Mitte April werden Sie nun in theoretischem Unterricht und bei praktischen Einheiten das Jagdwesen studieren und verinnerlichen. Die Beobachtungen, die sie während der achtmonatigen Ausbildung machen werden, werden Ihr Leben verändern“, stimmte Vorstandsvorsitzender Thomas Widling die Schüler auf das Bevorstehende ein. Bis zur Jägerprüfung, die schriftlich, mündlich und am Schießstand abzulegen ist, sei es ein nicht leichter Weg, sagte er und drängte die Jagdscheinanwärter auf intensive Beschäftigung mit dem Gelernten. „Die Jagd ist nicht nur ein Hobby, sie ist Passion und mit einem Handwerk zu vergleichen, für das man sich die Fertigkeiten erst aneignen muss“, sagte er.
Die Teilnehmer des Kurses, die von nun an jeden Sonntag die Schulbank drücken und ihr Wissen etwa zur Fallenjagd, Wildschadenverhütung, Vorbereitung von Jagdhunden und Wildverwertung in zusätzlichen Stunden praktisch anwenden, entpuppten sich als bunt gemischte Gruppe, die eines vereint: die Liebe zur Natur und den Geschöpfen des Waldes.
Michael Burkhardt aus Gera, der als Haustechniker arbeitet, ist durch seinen Vater mit dem Jäger-Sein vertraut. Mediengestalterin Manja Melzer war durch ihren im Forst tätigen Partner an die Jagd heran geführt worden. „Ich bin noch bis September Student und eigentlich schon immer naturbegeistert. Einige Male habe ich schon bei Treibjagden mitgemacht und wollte nun endlich meinen Jagdschein machen“, berichtete der 23-jährige Max Wagner. Valentino Spindler, 15 Jahre jung, hat die Jagd förmlich im Blut. Sein Großvater ist Jäger der Jägerschaft Gera und hat ihn von klein auf mit in den Wald genommen. „Ich will in seine Fußstapfen treten“, sagt der Geraer.
Etliche Selbstständige sind unter den Teilnehmern. Viele sind der Natur verbunden. Es gibt Rettungsassistenten, Offiziere, Tiefbauer und Verwaltungsbeamte in diesen Reihen. Die freie Architektin Kathleen Popp aus Berga lebt seit Langem auf einem Bauernhof und ist mit der Landwirtschaft groß geworden. Ihr Opa ist ein bekannter Falkner der Region. „Ich möchte einfach diese Tradition weiter pflegen“, stellt sie sich den anderen Teilnehmern vor. „Für mich ist dieser Lehrgang nur logisch. Ich interessiere mich umfassend für die Natur. Ich habe schon den Pilzberaterschein und den Fischereischein gemacht, jetzt kann ich endlich auch den Jagdschein machen“, sagt Michael Rössler aus Aga. Auf eine spannende Reise freut sich auch Jana Schlag aus Bad Köstritz. Der 36Jährigen hat ein Wildnis-Pädagoge diese Tür geöffnet und sie für die Mutter Erde sensibel gemacht. Vereinschef Widling warnte alle, die Ausbildung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Auch hinsichtlich ihrer Intentionen fand er klare Worte: „Wir wollen hier keine Sportler mit Waffenschein ausstatten. Dafür ist uns der Ruf unserer Jägerschaft viel zu wichtig. Wir wollen selbstdisziplinierte Jäger ausbilden, die sich durch Achtsamkeit und echtes Verständnis für Jagd, Hege und Naturschutz auszeichnen.“Jürgen Neubert, einer der erfahrenen Jäger der Jägerschaft, pflichtet ihm bei. „Es geht um jagdgerechtes Verhalten und die Achtung vor den Tieren. Jäger-Sein ist eigentlich mehr Pflegen als Jagen“, sagt der 65-Jährige.
Seit seiner Kindheit ist er im Wald unterwegs, beobachtet die Tiere. Seit 36 Jahren als Jäger, weiß er, dass das Jäger-Sein nur Passion sein kann. Fotos unter: www.tlz.de