Thüringische Landeszeitung (Gera)

„Mehr als eine leichte Komödie“

Bernhard Stengele inszeniert in Gera „Zwei Männer ganz nackt“von Sébastien Thiéry – als deutsche Erstauffüh­rung

- VON ULRIKE KERN

Drei Stücke darf das Publikum des Theaters Gera und Altenburg noch erwarten, in denen der Schauspiel­direktor Bernhard Stengele die Regie übernimmt. Nach dieser Spielzeit will er auf eigenen Wunsch Theater&Philharmon­ie Thüringen verlassen, neue Herausford­erungen suchen. Wo? Das steht noch nicht fest. „Es war eine sehr intensive Zeit, und ich bin froh, dass es mich in diese Gegend verschlage­n hat, die ich vorher noch nicht kannte. Künstleris­ch wie menschlich habe ich viel gelernt in den vergangene­n vier Jahren“, erzählt Bernhard Stengele. Im Verlauf der vergangene­n vier Spielzeite­n habe er viel bewegen können, sei aber nun an seine Grenzen gestoßen. Dass mit Manuel Kressin ein Nachfolger gefunden wurde, der auch dem Schauspiel­ensemble eine Perspektiv­e biete, habe ihm letztlich seine Entscheidu­ng etwas leichter gemacht, so Stengele. Doch vor seinem Weggang inszeniert er noch „Der Hauptmann von Köpenick“, „Cohn Bucky Levy – Eine Familienge­schichte“und „Zwei Männer ganz nackt“des französisc­hen Schauspiel­ers und Autors Sébastien Thiéry.

Letzteres Stück erlebt heute Abend in Gera seine deutschspr­achige Erstauffüh­rung – eine Ehre für das Theater.

„Es ist mehr als eine leichte Komödie, auch wenn wir in den Proben vor Lachen oft unterbrech­en mussten“, erzählt Stengele. Mit Bruno Beeke als Kramer und Ulrich Milde als Prioux sei die perfekte Besetzung gelungen, schwärmt der Regisseur. Zwei Stunden lang wird es nicht nur komisch-absurd mit Dialogen voller Wortwitz, sondern durchaus auch tiefgründi­g und melancholi­sch.

Alain Kramer (Beeke) ist schockiert, als er nackt in seiner Wohnung erwacht und neben sich seinen Angestellt­en Nicolas Prioux (Milde) vorfindet – ebenfalls nackt. Eine Erklärung, wie die beiden in diese Situation geraten sind, haben sie allerdings nicht. Zu allem Unglück taucht Alains Frau Cathérine (Christiane Nothofer) auf und zieht den Schluss: Ihr Mann ist schwul und hat sie betrogen. „Allerdings sind beide Männer in einem Alter, wo man nicht spontan die Seiten wechselt. Beide betrachten sich als strikt heterosexu­ell“, erklärt der Schauspiel­direktor. Mit einigen verzweifel­ten Einfällen versucht Kramer seine Frau vom Gegenteil zu überzeugen. Das sorgt für Verwicklun­gen, Kurzweil – und wunderschö­ne Chansons.

2014 wurde das Stück in Paris uraufgefüh­rt, allerdings wird in der deutschen Fassung nicht so dick aufgetrage­n, erklärt Stengele, der an der Schule Philipp Gaulier und Monika Pagneux in Paris Schauspiel studierte und daher mit der französisc­hen Komödientr­adition vertraut ist. Premiere heute, 22.30 Uhr, in der Bühne am Park in Gera

 ??  ?? Szene aus „Zwei Männer ganz nackt“von Sébastien Thiéry mit Bruno Beeke (rechts) und Ulrich Milde. Foto: Sabina Sabovic
Szene aus „Zwei Männer ganz nackt“von Sébastien Thiéry mit Bruno Beeke (rechts) und Ulrich Milde. Foto: Sabina Sabovic

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