Thüringische Landeszeitung (Gera)
Weg vom schlechten Deponie-Image
Volkhard Lehmann sdorf hat den Zuschlag bekommen, ein Dorferneuerungskonzept für UntitzMeilitzPösneck zu entwickeln
Ihr Konzept für die Dorferneuerung von UntitzMeilitzPösneck hat bei der letzten Gemeinderatssitzung in Wünschendorf aufhorchen lassen. Wie weit ist es gediehen? Es geht um die Dorferneuerung in dem Bereich Wünschendorf Meilitzer Ebene mit den drei genannten Ortsteilen. Dafür wurde beim Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung ein Antrag gestellt, in dieses Förderprogramm aufgenommen zu werden. Das ist jetzt positiv beschieden worden. Momentan sind wir dabei, den Dorfentwicklungsplan aufzustellen. Grundlage unseres Konzeptes waren erste Gedanken, wie wir die Gegend sehen und wie sie sich entwickeln könnte. Was zeichnet das Konzept aus? Für diese Region sind im Laufe der Jahre bereits Unmengen an Entwicklungsplänen vorgelegt worden, unter anderem als Landesentwicklungskonzept oder Flächennutzungsplan. Sie alle haben einige Punkte gemeinsam. So soll das touristische Entwicklungspotenzial weiter ausgebaut, Die Deponie in Untitz. Momentan wird sie abgedeckt. werden, gleichfalls das Radwegenetz, das zudem mit der angrenzenden Region verknüpft werden soll. All diese Punkte bilden auch für unser Konzept die Grundlage. Ausgangsort aller Planungen wird Meilitz sein – aufgrund seiner Lage entlang der Straße und gut entwickelter Infrastruktur wie mit Bahnhof, Bushaltestelle, Radweg, Kindergarten, Bäcker, Eisdiele und mehr. Was ist mit Untitz und Pösneck? Obwohl Untitz ein schöner kleiner Ort ist, verknüpft damit bisher kein Mensch im Landkreis etwas Positives. Untitz ist immer mit der Deponie verbunden, die ein schlechtes Image bringt. Pösneck kennt kaum jemand. Die wenigen Häuser sind herrlich gelegen, man fährt hinein und wieder zurück. Ihnen schwebt eine zweite WegErschließung zum Märchenwald vor? Die Idee kam bereits, als wir uns mit der Dorferneuerung in Mosen beschäftigten, die jetzt gerade umgesetzt wird. Der Märchenwald liegt viel näher an Mosen als an Wünschendorf. Es ist möglich, ihn von dort aus zu erschließen. Das wurde beispielsweise mit einer Parkplatzausschilderung schon begonnen. Dabei hatten wir immer eine zweite Erschließung ab Meilitz für Radfahrer und Wanderer im Hinterkopf. Man fährt von der Hauptstraße ab und oberhalb von Wünschendorf entlang, über Falka, Mosen und ist auch im Märchenwald. Landschaftlich ist diese Strecke herrlich. Die Entfernung ist ähnlich wie der Weg über Wünschendorf. Ein ausgeschilderter Rundweg ab Meilitz über Untitz, Pößneck, Falka, Mosen durch den Märchenwald und zurück über Wünschendorf nach Meilitz wäre nur 13 Kilometer lang. Für Wanderer und Radfahrer problemlos schaffbar. Die Strecke bis zum Ort Untitz ist relativ uninteressant. Wie wollen Sie diesen Teil aufpeppen? Mit einem Abfall-Erlebnispfad könnte die Strecke zwischen Meilitz und Pösneck belebt werdender. Zugleich würde dies das schlechte Image von Untitz aufwerten. Aufgrund des Beitrags in dieser Zeitung nach der Wünschendorfer Gemeinderatssitzung riefen mich Verantwortliche vom Abfallwirtschaftszweckverband und Recyclingzentrum an. Sie waren hellauf von der Idee begeistert und haben ihre Partnerschaft signalisiert. Sie bieten ja bereits einoder zweimal im Jahr geführte Touren an. Vor ein paar Tagen trafen wir uns für eine erste Verständigung. Können Sie Details für dieses Projekt nennen? Noch in diesem Jahr wird die Deponie vollständig abgedeckt und bepflanzt werden. Es entsteht ein großer grüner Hügel mit bodendeckenden Pflanzen, Gräsern. Wir favorisieren zum einen einen freien, äußeren Bereich mit Schautafeln und einem Erlebnisbereich wie Barfußpfad, an dem jeder Wanderer und Radfahrer vorbeikommt. Zum anderen könnte es im eingezäunten Bereich auf dem Deponiegelände geführte Touren geben. Hier soll noch einmal ein eigener Rundweg entstehen. Auf der Kuppe lässt sich ein attraktiver Aussichtspunkt errichten. Dieser 360 Grad-Rundblick gestattet eine Sicht bis zur Osterburg Weida, bis zum Kloster Mildenfurth und nach Niederpöllnitz. Auf dem Gelände selbst werden Erlebnisstationen eingerichtet. Diese könnten die Verrottung von Rohstoffen zeigen, ein Modell von der Deponie selbst und die Sortieranlage des Recyclingcentrums könnten die Besucher anschauen. Es gibt viele Möglichkeiten für Interessierte, Schulen, Kindergärten. Erlebnispädagogik und Umwelterziehung wären machbar, ein Grünes Klassenzimmer. Klingt interessant. Ist es auch realisierbar? In Gera scheiterten bisher viele hochtrabende Ideen an der praktischen Umsetzung und am Geld. Das wäre mit wenig Aufwand und überschaubaren Kosten machbar. Man muss kein Gelände dazu kaufen, keinen Berg mehr aufschütten, sondern das Gebiet lediglich beschildern. Vielleicht muss mit dem einen oder anderen Eigentümer gesprochen werden, wenn man einen landwirtschaftlichen Weg dabei öffentlich nutzen möchte. Und das Ganze wäre ein Alleinstellungsmerkmal für ganz Thüringen, Sachsen und SachsenAnhalt. Welcher Zeitraum schwebt Ih Foto: Christiane Kneisel nen für die Realisierung vor? Bis Mai 2017 soll die Dorfentwicklungskonzeption abgegeben werden. Dieses Jahr wird die Abdeckung des Deponiegeländes fertiggestellt. Die ersten Maßnahmen könnten bereits im Januar beantragt werden. Sofern bewilligt, kann das Projekt 2018 umgesetzt werden. Dorferneuerung beinhaltet aber noch mehr. Was ist für die Orte geplant? Hier haben wir auch unsere Vorstellungen. Da sind vielleicht einige Gebäude zu sanieren oder ist ein Platz herzurichten. Konkretes wollen wir ab Oktober gemeinsam mit den Einwohnern besprechen. In Untitz gab es schon eine Dorferneuerung, Platz und Teich sind saniert. Was die Gemeinden dann machen wollen, darüber muss man reden. Wie geht es nun weiter? Als nächstes wird eine Arbeitsgruppe aus Bewohnern der drei Ortsteile in Zusammenarbeit mit der Gemeinde gegründet. Alte und junge Leute, Chroniker und Gewerbetreibende. Wir planen nur das, was von den Bürgern auch gewollt ist.