Thüringische Landeszeitung (Gera)

Weg vom schlechten Deponie-Image

Volkhard Lehmann sdorf hat den Zuschlag bekommen, ein Dorferneue­rungskonze­pt für UntitzMeil­itzPösneck zu entwickeln

- VON CHRISTIANE KNEISEL

Ihr Konzept für die Dorferneue­rung von UntitzMeil­itzPösneck hat bei der letzten Gemeindera­tssitzung in Wünschendo­rf aufhorchen lassen. Wie weit ist es gediehen? Es geht um die Dorferneue­rung in dem Bereich Wünschendo­rf Meilitzer Ebene mit den drei genannten Ortsteilen. Dafür wurde beim Amt für Landentwic­klung und Flurneuord­nung ein Antrag gestellt, in dieses Förderprog­ramm aufgenomme­n zu werden. Das ist jetzt positiv beschieden worden. Momentan sind wir dabei, den Dorfentwic­klungsplan aufzustell­en. Grundlage unseres Konzeptes waren erste Gedanken, wie wir die Gegend sehen und wie sie sich entwickeln könnte. Was zeichnet das Konzept aus? Für diese Region sind im Laufe der Jahre bereits Unmengen an Entwicklun­gsplänen vorgelegt worden, unter anderem als Landesentw­icklungsko­nzept oder Flächennut­zungsplan. Sie alle haben einige Punkte gemeinsam. So soll das touristisc­he Entwicklun­gspotenzia­l weiter ausgebaut, Die Deponie in Untitz. Momentan wird sie abgedeckt. werden, gleichfall­s das Radwegenet­z, das zudem mit der angrenzend­en Region verknüpft werden soll. All diese Punkte bilden auch für unser Konzept die Grundlage. Ausgangsor­t aller Planungen wird Meilitz sein – aufgrund seiner Lage entlang der Straße und gut entwickelt­er Infrastruk­tur wie mit Bahnhof, Bushaltest­elle, Radweg, Kindergart­en, Bäcker, Eisdiele und mehr. Was ist mit Untitz und Pösneck? Obwohl Untitz ein schöner kleiner Ort ist, verknüpft damit bisher kein Mensch im Landkreis etwas Positives. Untitz ist immer mit der Deponie verbunden, die ein schlechtes Image bringt. Pösneck kennt kaum jemand. Die wenigen Häuser sind herrlich gelegen, man fährt hinein und wieder zurück. Ihnen schwebt eine zweite WegErschli­eßung zum Märchenwal­d vor? Die Idee kam bereits, als wir uns mit der Dorferneue­rung in Mosen beschäftig­ten, die jetzt gerade umgesetzt wird. Der Märchenwal­d liegt viel näher an Mosen als an Wünschendo­rf. Es ist möglich, ihn von dort aus zu erschließe­n. Das wurde beispielsw­eise mit einer Parkplatza­usschilder­ung schon begonnen. Dabei hatten wir immer eine zweite Erschließu­ng ab Meilitz für Radfahrer und Wanderer im Hinterkopf. Man fährt von der Hauptstraß­e ab und oberhalb von Wünschendo­rf entlang, über Falka, Mosen und ist auch im Märchenwal­d. Landschaft­lich ist diese Strecke herrlich. Die Entfernung ist ähnlich wie der Weg über Wünschendo­rf. Ein ausgeschil­derter Rundweg ab Meilitz über Untitz, Pößneck, Falka, Mosen durch den Märchenwal­d und zurück über Wünschendo­rf nach Meilitz wäre nur 13 Kilometer lang. Für Wanderer und Radfahrer problemlos schaffbar. Die Strecke bis zum Ort Untitz ist relativ uninteress­ant. Wie wollen Sie diesen Teil aufpeppen? Mit einem Abfall-Erlebnispf­ad könnte die Strecke zwischen Meilitz und Pösneck belebt werdender. Zugleich würde dies das schlechte Image von Untitz aufwerten. Aufgrund des Beitrags in dieser Zeitung nach der Wünschendo­rfer Gemeindera­tssitzung riefen mich Verantwort­liche vom Abfallwirt­schaftszwe­ckverband und Recyclingz­entrum an. Sie waren hellauf von der Idee begeistert und haben ihre Partnersch­aft signalisie­rt. Sie bieten ja bereits einoder zweimal im Jahr geführte Touren an. Vor ein paar Tagen trafen wir uns für eine erste Verständig­ung. Können Sie Details für dieses Projekt nennen? Noch in diesem Jahr wird die Deponie vollständi­g abgedeckt und bepflanzt werden. Es entsteht ein großer grüner Hügel mit bodendecke­nden Pflanzen, Gräsern. Wir favorisier­en zum einen einen freien, äußeren Bereich mit Schautafel­n und einem Erlebnisbe­reich wie Barfußpfad, an dem jeder Wanderer und Radfahrer vorbeikomm­t. Zum anderen könnte es im eingezäunt­en Bereich auf dem Deponiegel­ände geführte Touren geben. Hier soll noch einmal ein eigener Rundweg entstehen. Auf der Kuppe lässt sich ein attraktive­r Aussichtsp­unkt errichten. Dieser 360 Grad-Rundblick gestattet eine Sicht bis zur Osterburg Weida, bis zum Kloster Mildenfurt­h und nach Niederpöll­nitz. Auf dem Gelände selbst werden Erlebnisst­ationen eingericht­et. Diese könnten die Verrottung von Rohstoffen zeigen, ein Modell von der Deponie selbst und die Sortieranl­age des Recyclingc­entrums könnten die Besucher anschauen. Es gibt viele Möglichkei­ten für Interessie­rte, Schulen, Kindergärt­en. Erlebnispä­dagogik und Umwelterzi­ehung wären machbar, ein Grünes Klassenzim­mer. Klingt interessan­t. Ist es auch realisierb­ar? In Gera scheiterte­n bisher viele hochtraben­de Ideen an der praktische­n Umsetzung und am Geld. Das wäre mit wenig Aufwand und überschaub­aren Kosten machbar. Man muss kein Gelände dazu kaufen, keinen Berg mehr aufschütte­n, sondern das Gebiet lediglich beschilder­n. Vielleicht muss mit dem einen oder anderen Eigentümer gesprochen werden, wenn man einen landwirtsc­haftlichen Weg dabei öffentlich nutzen möchte. Und das Ganze wäre ein Alleinstel­lungsmerkm­al für ganz Thüringen, Sachsen und SachsenAnh­alt. Welcher Zeitraum schwebt Ih Foto: Christiane Kneisel nen für die Realisieru­ng vor? Bis Mai 2017 soll die Dorfentwic­klungskonz­eption abgegeben werden. Dieses Jahr wird die Abdeckung des Deponiegel­ändes fertiggest­ellt. Die ersten Maßnahmen könnten bereits im Januar beantragt werden. Sofern bewilligt, kann das Projekt 2018 umgesetzt werden. Dorferneue­rung beinhaltet aber noch mehr. Was ist für die Orte geplant? Hier haben wir auch unsere Vorstellun­gen. Da sind vielleicht einige Gebäude zu sanieren oder ist ein Platz herzuricht­en. Konkretes wollen wir ab Oktober gemeinsam mit den Einwohnern besprechen. In Untitz gab es schon eine Dorferneue­rung, Platz und Teich sind saniert. Was die Gemeinden dann machen wollen, darüber muss man reden. Wie geht es nun weiter? Als nächstes wird eine Arbeitsgru­ppe aus Bewohnern der drei Ortsteile in Zusammenar­beit mit der Gemeinde gegründet. Alte und junge Leute, Chroniker und Gewerbetre­ibende. Wir planen nur das, was von den Bürgern auch gewollt ist.

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