Thüringische Landeszeitung (Gera)

Arznei oder Dopingmitt­el?

Mittelgabe wirft Fragen auf

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Dieter Roßberger aus Gierstädt schreibt nach dem TLZBericht „Harting bleibt cool nach DatenKlau“zu Doping und Wada* unter anderem:

Ich bin auch dafür, dass Privates nicht in die Öffentlich­keit getragen werden sollte, wie hier in diesem Fall durch die Hacker „Fancy Bears“! Aber dann habe ich mir auch überlegt, dass es in diesem Fall schon ein Weg ist, um hinter die Kulissen der Wada schauen zu können! Es gibt eigentlich keine andere Möglichkei­t, um eventuelle­n Filz zu sehen!? Freiwillig würde da wahrschein­lich nichts passieren.

Und ich frage mich schon, wie es sein kann, dass sich bestimmte Sportler über ihre Ärzte Mittel beschaffen, die sicher eine medizinisc­he Indikation für bestimmte Beschwerde­n oder Krankheite­n aufweisen, aber eben auch Dopingmitt­el sind – mit einer leistungss­teigernden Wirkung! Deswegen finde ich es nicht richtig. dieses Thema einfach so abzutun!

Muss man da Beziehunge­n zu Wada haben? Und wie kann es sein, dass zum Beispiel allein mehr als 50 Athleten der britischen Olympiaman­nschaft mit so einer Sondergene­hmigung nach Rio gefahren sind! Mann stelle sich vor, das ist jeder siebente Sportler dieser Mannschaft, der mit Einverstän­dnis der Wada auch gedopt hat!

Ich sehe schon ein, dass die Sportler großen Belastunge­n ausgesetzt sind, aber dann dürfen diese Sportler in der Zeit, in der sie dieses Mittel nehmen, nicht am Wettkampf teilnehmen oder sie müssen Mittel nehmen, die nicht in der Dopinglist­e stehen!

Ich konstruier­e jetzt mal einen solchen Wettkampf: da gibt es Teilnehmer mit legalem Doping, ein weiterer Sportler wird mit dem gleichen Mittel erwischt und des Dopings überführt – und wiederum andere Sportler, die sauber sind und die haben dann nicht den Vorteil der leistungss­teigernden Wirkung dieser Mittel. Das darf doch alles nicht sein!

Es ist für viele saubere Sportler nicht zu akzeptiere­n, dass sie gegen Sportler antreten die aus medizinisc­hen Gründen Dopingmitt­el nehmen dürfen.

Ich denke, angesichts dieser Tatsachen ist es sicher gut, dass man auch mal ein wenig hinter die Kulissen der Wada schauen konnte – auch wenn es illegal. Aber nutzen unsere Finanzämte­r nicht auch solche Informatio­nen um hinter Steuerhint­erzieher zu kommen? Vielleicht bringt das Bewegung und Änderungen in das gesamte Dopingsyst­em. Es sollte transparen­ter werden und eigentlich solche Sondergene­hmigungen in Wettkämpfe­n ausschließ­en!

Mehr Objektivit­ät sollte es auch geben durch Rotation, ausländisc­he Beteiligun­g in den nationalen Wada-Gremien und mehr Anonymität bei den Proben, die genommen werden.

Auch sollte man einheitlic­he Standards in den nationalen Gremien einführen – und wer sich nicht daran hält, wird ausgeschlo­ssen beziehungs­weise wird aufgeforde­rt, Änderungen vorzunehme­n!

Politische Entscheidu­ngen sollten zukünftig den Sport nicht mehr beeinfluss­en!

* Wada bedeutet World AntiDoping Agency – zu deutsch: Welt-Anti-Doping-Agentur. Es handelt sich um eine internatio­nale Nichtregie­rungsorgan­isation mit Sitz in Montreal, die weltweit Maßnahmen gegen Doping im Leistungss­port organisier­t und die häufig selbst in der Kritik steht.

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