Thüringische Landeszeitung (Gera)
Mit Argumenten der AfD auseinandersetzen
Der Wahlerfolg gerade in MecklenburgVorpommern rührt nicht nur vom Flüchtlingsthema her
Karl Riedel aus Weimar schreibt zum „CDUWahldesaster“und zum Wahlerfolg der AfD:
Mit Bezug auf Ihren redaktionellen Beitrag in der TLZ zu diesem Thema stelle ich Folgendes fest: Angesichts der relativ geringen Flüchtlingszahl in Mecklenburg-Vorpommern muss die Frage erlaubt sein, ob nicht die gegenwärtige Fokussierung der medialen Berichterstattung auf die Flüchtlingswelle als die entscheidende Ursache für den AfD-Wahlerfolg als viel zu kurz gegriffen betrachtet werden muss. Obwohl der Faktor „Migration“sicher stark dazu beigetragen hat, dass sich die Wähler so zahlreich für die AfD entschieden haben, sehe ich dies nicht als Hauptursache für den Wahlerfolg dieser jungen Oppositionspartei an.
Während des Wahlkampfes haben es die Vertreter dieser Partei offenbar verstanden, einen großen Kreis von Wahlbürgern mit den wichtigsten Thesen ihres Grundsatzprogramms, das im Mai 2016 beschlossen wurde, vertraut zu machen. Wenn man sich die Mühe macht, die darin enthaltenen Aussagen etwa zu den Themen „Europa und Euro“, „Innere Sicherheit“, „Sicherheitspolitik“, „Familie“, „Kultur“, „Schule“, „Asyl“und „Energiepolitik“zu überdenken, drängt sich folgende Erkenntnis auf: Dem potenziellen Wähler haben viele der darin enthaltenen Aussagen schlicht und einfach „imponiert“. Er hat hier zum Teil neue, interessante Zungenschläge verspürt, die ihn neugierig gemacht und interessiert haben. Dieser psychologisch leicht erklärbare „Zusatz-Antrieb“könnte ein weiterer wichtiger Grund für den AfD-Wahlerfolg sein. Will man also weitere Wahlerfolge dieser Art verhindern, so ist es unvermeidbar, sich differenziert und überzeugend mit diesen Argumenten der AfD auseinanderzusetzen und sie zu wiederlegen.