Thüringische Landeszeitung (Gera)
Kein Maßstab für diese Bayern
Der Rekordmeister ist wieder komplett und dominiert die Hertha. Schalke und Werder noch immer bei null
MÜNCHEN. Robben war dankbar. „Es war für mich ein sehr, sehr schöner Moment, vor allem, als ich auf den Platz gekommen bin, mit dem Publikum. Diese Reaktion, das war wahnsinnig“, sagte er. Kurz zuvor hatte der Niederländer bei seinem Comeback für die Bayern gegen Hertha BSC sogar den Treffer zum Endstand von 3:0 (1:0) erzielt. Am 5. März hatte er zum letzten Mal in der Bundesliga gespielt, danach fiel er mit viel Verletzungspech für Monate aus.
„Ich war lange, lange raus“, sagte Robben. Die Erleichterung darüber, dass er wieder da ist, dass er sich fit fühlt, sie war vor allem ihm deutlich anzusehen, aber auch beim Publikum und den Mitspielern spürbar. „Wenn Arjen reinkommt – man hat ja gesehen, wie das Stadion mitgegangen ist. Da macht der seine berühmte Aktion, geht gleich ins Tor“, sagte Thomas Müller. Das 3:0 war ein echter Robben: Von rechts nach innen gezogen, mit links geschossen (72.).
Die Berliner traten erstaunlich demütig auf. Dass die Hertha zwischenzeitlich beinahe durch Valentin Stocker den Ausgleich erzielt hätte (61.), wusste Manuel Neuer zu verhindern. Es wäre auch ein Witz gewesen: Es war ansonsten kaum nachvollziehbar, wieso die Gäste ebenso wie der FC Bayern mit drei Siegen in diese Saison gestartet waren. Der Sieg der Bayern hätte, auch daran bestand kaum ein Zweifel, sogar noch höher ausfallen können, wenn nicht müssen.
Hertha BSC war kein Maßstab für diesen FC Bayern, der aber ja auch, wie der Berliner Trainer Pal Dardai entschuldigend anmerkte, „zum ersten Mal komplett gespielt hat“, also in Bestbesetzung. Das kann man so sehen, zumal auch Jerome Boateng erstmals wieder von Beginn an zum Einsatz kam.
Erst am 19. November wird es für die Bayern wohl zum ersten großen Härtetest in der Bundesliga kommen: bei Borussia Dortmund. „Wenn man in drei Spielen 15, 16, oder 17 Tore macht, dann macht man irgendwas richtig,“sagte Müller dazu.
Zwei wichtige Spieler seien jetzt zurück, brummte Ancelotti mit einem neuen Rekord im Rücken: Die ersten sieben Pflichtspiele zu gewinnen, das ist in der 116-jährigen Geschichte des FC Bayern noch keinem Trainer gelungen. Für die Konkurrenz verheißt das nichts Gutes.
Die Null steht bei Werder Bremen und Schalke 04 – zum Entsetzen aller Beteiligten. Auch nach dem 4. Spieltag zieren die beiden Traditionsklubs ohne jeden Punkt das Tabellenende der Fußball-Bundesliga. In Bremen startete Interimstrainer Alexander Nouri direkt in die Kabine durch. Nachdem er seine schwer getroffene Mannschaft noch auf dem Platz mit emotionalen Worten aufgerichtet hatte, suchte Nouri einen Moment der Ruhe, um das 1:2 (1:0) bei seiner Premiere gegen den FSV Mainz 05 abzuhaken.
„Ich bin nicht hier, um zu jammern. Gott sei dank bleibt nicht viel Zeit bis zum nächsten Spiel“, sagte Nouri, nachdem er sich gesammelt hatte. Auch am Samstag gegen den VfL Wolfsburg soll der 37-Jährige auf der Bank sitzen. Womöglich zum vorerst letzten Mal.
Auf Schalke pfiffen nur wenige Fans, der neue Manager wollte nicht „rumtoben“, der Kapitän „die Ruhe bewahren“. Der Klub ist schlecht wie nie in eine Saison gestartet und leidet still – völlig ungewohnt. „Ich sehe keinen Grund, in die Kabine zu gehen und da rumzutoben“, sagte Christian Heidel nach dem bitteren 1:3 (1:1) gegen Köln. Er habe nicht den Eindruck, „dass hier etwas grundlegend falsch läuft“.
Selbst die Zuschauer nahmen den schlechtesten Saisonstart der Königsblauen ohne laute Misstöne hin: Die meisten hatten die Arena schon lange vor dem Schlusspfiff verlassen. sid