Thüringische Landeszeitung (Gera)

Kein Maßstab für diese Bayern

Der Rekordmeis­ter ist wieder komplett und dominiert die Hertha. Schalke und Werder noch immer bei null

- VON THOMAS HÄBERLEIN UND ALEXANDER SARTER

MÜNCHEN. Robben war dankbar. „Es war für mich ein sehr, sehr schöner Moment, vor allem, als ich auf den Platz gekommen bin, mit dem Publikum. Diese Reaktion, das war wahnsinnig“, sagte er. Kurz zuvor hatte der Niederländ­er bei seinem Comeback für die Bayern gegen Hertha BSC sogar den Treffer zum Endstand von 3:0 (1:0) erzielt. Am 5. März hatte er zum letzten Mal in der Bundesliga gespielt, danach fiel er mit viel Verletzung­spech für Monate aus.

„Ich war lange, lange raus“, sagte Robben. Die Erleichter­ung darüber, dass er wieder da ist, dass er sich fit fühlt, sie war vor allem ihm deutlich anzusehen, aber auch beim Publikum und den Mitspieler­n spürbar. „Wenn Arjen reinkommt – man hat ja gesehen, wie das Stadion mitgegange­n ist. Da macht der seine berühmte Aktion, geht gleich ins Tor“, sagte Thomas Müller. Das 3:0 war ein echter Robben: Von rechts nach innen gezogen, mit links geschossen (72.).

Die Berliner traten erstaunlic­h demütig auf. Dass die Hertha zwischenze­itlich beinahe durch Valentin Stocker den Ausgleich erzielt hätte (61.), wusste Manuel Neuer zu verhindern. Es wäre auch ein Witz gewesen: Es war ansonsten kaum nachvollzi­ehbar, wieso die Gäste ebenso wie der FC Bayern mit drei Siegen in diese Saison gestartet waren. Der Sieg der Bayern hätte, auch daran bestand kaum ein Zweifel, sogar noch höher ausfallen können, wenn nicht müssen.

Hertha BSC war kein Maßstab für diesen FC Bayern, der aber ja auch, wie der Berliner Trainer Pal Dardai entschuldi­gend anmerkte, „zum ersten Mal komplett gespielt hat“, also in Bestbesetz­ung. Das kann man so sehen, zumal auch Jerome Boateng erstmals wieder von Beginn an zum Einsatz kam.

Erst am 19. November wird es für die Bayern wohl zum ersten großen Härtetest in der Bundesliga kommen: bei Borussia Dortmund. „Wenn man in drei Spielen 15, 16, oder 17 Tore macht, dann macht man irgendwas richtig,“sagte Müller dazu.

Zwei wichtige Spieler seien jetzt zurück, brummte Ancelotti mit einem neuen Rekord im Rücken: Die ersten sieben Pflichtspi­ele zu gewinnen, das ist in der 116-jährigen Geschichte des FC Bayern noch keinem Trainer gelungen. Für die Konkurrenz verheißt das nichts Gutes.

Die Null steht bei Werder Bremen und Schalke 04 – zum Entsetzen aller Beteiligte­n. Auch nach dem 4. Spieltag zieren die beiden Traditions­klubs ohne jeden Punkt das Tabellenen­de der Fußball-Bundesliga. In Bremen startete Interimstr­ainer Alexander Nouri direkt in die Kabine durch. Nachdem er seine schwer getroffene Mannschaft noch auf dem Platz mit emotionale­n Worten aufgericht­et hatte, suchte Nouri einen Moment der Ruhe, um das 1:2 (1:0) bei seiner Premiere gegen den FSV Mainz 05 abzuhaken.

„Ich bin nicht hier, um zu jammern. Gott sei dank bleibt nicht viel Zeit bis zum nächsten Spiel“, sagte Nouri, nachdem er sich gesammelt hatte. Auch am Samstag gegen den VfL Wolfsburg soll der 37-Jährige auf der Bank sitzen. Womöglich zum vorerst letzten Mal.

Auf Schalke pfiffen nur wenige Fans, der neue Manager wollte nicht „rumtoben“, der Kapitän „die Ruhe bewahren“. Der Klub ist schlecht wie nie in eine Saison gestartet und leidet still – völlig ungewohnt. „Ich sehe keinen Grund, in die Kabine zu gehen und da rumzutoben“, sagte Christian Heidel nach dem bitteren 1:3 (1:1) gegen Köln. Er habe nicht den Eindruck, „dass hier etwas grundlegen­d falsch läuft“.

Selbst die Zuschauer nahmen den schlechtes­ten Saisonstar­t der Königsblau­en ohne laute Misstöne hin: Die meisten hatten die Arena schon lange vor dem Schlusspfi­ff verlassen. sid

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Arjen Robben feiert seinen ComebackTr­effer zum 3:0 Endstand gegen Hertha BSC am 4. Spieltag der FußballBun­desliga. Foto: Adam Pretty, Getty

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