Thüringische Landeszeitung (Gera)
Auf dem Sprung
Der Schleizer Mountainbiker Denny Tischendorf erlebte in Italien seine dritte FourcrossWeltmeisterschaft in Folge
SCHLEIZ. Die Strecke konnte ihm keinen Schrecken einjagen, sie war ihm bekannt. Nach 2015 fanden die Weltmeisterschaften im Fourcross erneut in Val di Sole statt. Entspannt lief Denny Tischendorf die Strecke ab, schaute sich die verschiedenen Sektionen an, suchte für sich die Ideallinie – schätzte die Sprünge ab. Auch im Training lief alles nach Plan, doch in der Qualifikation fürs Finale der 32 besten unterlief dem 23-Jährigen ein Fehler.
Beim zweiten Sprung, um die 12 Meter ist der Mountainbiker in der Luft, setzte er mit dem Hinterrad auf der Kuppe auf, hielt sich zwar im Sattel – doch die Konkurrenten waren weg. 41 Sekunden dauert es und die waghalsigen Radcrosser sind im Ziel, um die 600 Meter weiter unten am Ende der künstlich angelegten Strecke.
„Das war schon ärgerlich“, sagt Denny Tischendorf, „das ganze Jahr arbeitet man auf die WM hin – einmal nicht aufgepasst und die Chance auf eine vordere Platzierung ist hin“. In der Weltcupserie liegt der Schleizer vor dem abschließenden Saisonrennen am Wochenende in Südfrankreich auf Platz 16, sein WM-Ziel war also nicht aus der Luft gegriffen. In die Top Ten zu fahren, ist für ihn allerdings kaum möglich – die Topfahrer sind allesamt Vollprofis. Doch diesen Weg will er nicht gehen. Denny Tischendorf arbeitet als Physiotherapeut in Bad Lobenstein, baut in Schleiz ein altes Haus aus. Dreimal in der Woche schafft er es zum Training, gibt seine Erfahrungen aber auch als Trainer gemeinsam mit Nico Seidel im RSC Schleiz 06 weiter. Der Verein mit derzeit 25 Mitgliedern hat sich dem BMX- und Crossfahren verschrieben, gehe aber auch in die Richtung Breitensport. „Radfahren macht riesigen Spaß, den wollen wir vermitteln – und Fourcross setzt noch einen drauf“, sagt er. Wie beim Ski-Cross schwingen sich die vier Renner aus dem Gatter, nur die ersten acht Meter kommt man ungeschoren davon. Kein Kontakt. Doch dann über die Rampen, durch die ausgebauten Kurven geht es nicht nur mit Karacho, es wird geschoben, gedrückt, sich angelehnt. Nur die Füße haben auf den Pedalen und die Hände am extra breiten Lenker zu bleiben. Denny Tischendorf qualifizierte sich dreimal in Folge für die Fourcross-WM, war Zweiter der Deutschen Juniorenmeisterschaften, DM-Dritter bei den Männern. Zu Hause in Schleiz Denny Tischendorf zieren die Startnummern der großen Rennen die Wände, mit dem Bike geht er zwar nicht ins Bett, aber das zehn Kilo leichte Alurad steht griffbereit in der Nähe. Als 13-Jähriger entdeckte er sein Talent für das BMX-Fahren, die „Funmachines“waren sein Vorbild, er schaute ihnen zu, schaute sich manchen Trick ab. Schnell kam er voran, startete auf Anraten eines älteren Trainingskameraden nicht in der U14, sondern sofort in der U16.
„Ich habe zwar nicht gewonnen, aber viel profitiert, gelernt mich zu behaupten.“Und von Anbeginn stellte er sich der Konkurrenz, nahm an vielen Wettkämpfen teil. Inzwischen kennt er sich aus auf den FourcrossStrecken in Europa. Die härteste – mit spektakulären Sprüngen und krassen Rampen – ist in Jablonec nad Nisou zu finden, das deutsche Publikum zieht es nach Winterberg.
Dass es bei der WM nicht nach Wunsch lief, hat er verdaut, mit 23 ist er längst nicht am Ende seiner Laufbahn. Und vor der langen Autofahrt an die Cote d‘Azur zum Finallauf der 4X ProTour hat er sich auch noch einmal auf seine Kawasaki geschwungen. Motocross und Fourcoss haben einiges gemeinsam, die Sprünge, die Kurvenfahrt. „Mit der Crossmaschine geht alles schneller, weiter. Und wer das meistert, der hat es dann auf dem Fahrrad leichter.“