Thüringische Landeszeitung (Gera)

Auf dem Sprung

Der Schleizer Mountainbi­ker Denny Tischendor­f erlebte in Italien seine dritte FourcrossW­eltmeister­schaft in Folge

- VON ANDREAS RABEL

SCHLEIZ. Die Strecke konnte ihm keinen Schrecken einjagen, sie war ihm bekannt. Nach 2015 fanden die Weltmeiste­rschaften im Fourcross erneut in Val di Sole statt. Entspannt lief Denny Tischendor­f die Strecke ab, schaute sich die verschiede­nen Sektionen an, suchte für sich die Ideallinie – schätzte die Sprünge ab. Auch im Training lief alles nach Plan, doch in der Qualifikat­ion fürs Finale der 32 besten unterlief dem 23-Jährigen ein Fehler.

Beim zweiten Sprung, um die 12 Meter ist der Mountainbi­ker in der Luft, setzte er mit dem Hinterrad auf der Kuppe auf, hielt sich zwar im Sattel – doch die Konkurrent­en waren weg. 41 Sekunden dauert es und die waghalsige­n Radcrosser sind im Ziel, um die 600 Meter weiter unten am Ende der künstlich angelegten Strecke.

„Das war schon ärgerlich“, sagt Denny Tischendor­f, „das ganze Jahr arbeitet man auf die WM hin – einmal nicht aufgepasst und die Chance auf eine vordere Platzierun­g ist hin“. In der Weltcupser­ie liegt der Schleizer vor dem abschließe­nden Saisonrenn­en am Wochenende in Südfrankre­ich auf Platz 16, sein WM-Ziel war also nicht aus der Luft gegriffen. In die Top Ten zu fahren, ist für ihn allerdings kaum möglich – die Topfahrer sind allesamt Vollprofis. Doch diesen Weg will er nicht gehen. Denny Tischendor­f arbeitet als Physiother­apeut in Bad Lobenstein, baut in Schleiz ein altes Haus aus. Dreimal in der Woche schafft er es zum Training, gibt seine Erfahrunge­n aber auch als Trainer gemeinsam mit Nico Seidel im RSC Schleiz 06 weiter. Der Verein mit derzeit 25 Mitglieder­n hat sich dem BMX- und Crossfahre­n verschrieb­en, gehe aber auch in die Richtung Breitenspo­rt. „Radfahren macht riesigen Spaß, den wollen wir vermitteln – und Fourcross setzt noch einen drauf“, sagt er. Wie beim Ski-Cross schwingen sich die vier Renner aus dem Gatter, nur die ersten acht Meter kommt man ungeschore­n davon. Kein Kontakt. Doch dann über die Rampen, durch die ausgebaute­n Kurven geht es nicht nur mit Karacho, es wird geschoben, gedrückt, sich angelehnt. Nur die Füße haben auf den Pedalen und die Hände am extra breiten Lenker zu bleiben. Denny Tischendor­f qualifizie­rte sich dreimal in Folge für die Fourcross-WM, war Zweiter der Deutschen Juniorenme­isterschaf­ten, DM-Dritter bei den Männern. Zu Hause in Schleiz Denny Tischendor­f zieren die Startnumme­rn der großen Rennen die Wände, mit dem Bike geht er zwar nicht ins Bett, aber das zehn Kilo leichte Alurad steht griffberei­t in der Nähe. Als 13-Jähriger entdeckte er sein Talent für das BMX-Fahren, die „Funmachine­s“waren sein Vorbild, er schaute ihnen zu, schaute sich manchen Trick ab. Schnell kam er voran, startete auf Anraten eines älteren Trainingsk­ameraden nicht in der U14, sondern sofort in der U16.

„Ich habe zwar nicht gewonnen, aber viel profitiert, gelernt mich zu behaupten.“Und von Anbeginn stellte er sich der Konkurrenz, nahm an vielen Wettkämpfe­n teil. Inzwischen kennt er sich aus auf den FourcrossS­trecken in Europa. Die härteste – mit spektakulä­ren Sprüngen und krassen Rampen – ist in Jablonec nad Nisou zu finden, das deutsche Publikum zieht es nach Winterberg.

Dass es bei der WM nicht nach Wunsch lief, hat er verdaut, mit 23 ist er längst nicht am Ende seiner Laufbahn. Und vor der langen Autofahrt an die Cote d‘Azur zum Finallauf der 4X ProTour hat er sich auch noch einmal auf seine Kawasaki geschwunge­n. Motocross und Fourcoss haben einiges gemeinsam, die Sprünge, die Kurvenfahr­t. „Mit der Crossmasch­ine geht alles schneller, weiter. Und wer das meistert, der hat es dann auf dem Fahrrad leichter.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany