Thüringische Landeszeitung (Gera)
Jenaer Immobilien gehören zu den teuersten im Osten
Im Schnitt kostet ein Eigenheim in dieser Stadt 339 000 Euro. Halle profitiert von angespannter Marktlage in Leipzig
ERFURT. Dank Niedrigzinsen und einem brummendem Arbeitsmarkt boomt der Immobilienmarkt. Viele parken ihr Geld als Betongold in unbeweglichen Wertanlagen – oder erfüllen sich dank niedriger Zinsen den Traum vom Eigenheim. Aber gilt das auch für den schrumpfenden Osten? Einige Beispiele:
1. Prämien für Zuzügler
Lange Wege nach Berlin – das ist ein Grund, warum es Regionen wie das südbrandenburgische Grenzgebiet zu Polen schwerer haben. Fast jede fünfte Wohnung (17,4 Prozent) der kommunalen Gesellschaften und Genossenschaften steht leer. Viele Kleinstädte überlegen sich, wie sie Zuzügler locken können. Guben mit knapp 18000 Einwohnern etwa hat vor Kurzem ein Förderprogramm aufgelegt. Ein Teil der Umzugskosten wird demnach erstattet, wenn Zuzügler aus anderen Städten kommen – bis zu 1000 Euro pro Antragsteller. Bei Paaren oder Familien erhöht sich die Förderung. Der Kommune zufolge gab es etliche Nachfragen – aus brandenburgischen Städten, aber auch dem Allgäu, Jena oder Sachsen-Anhalt.
2. Teures Pflaster
In Städten, die als wirtschaftliche Leuchttürme gelten und junge Leute anziehen, müssen Immobilienkäufer tief in die Tasche greifen. Als besonders teures Pflaster im Osten gilt die Industrie- und Universitätsstadt Jena. Im Schnitt 339 000 Euro müssen nach dem jüngsten Immobilienmarktbericht der Landesregierung hier Käufer von Ein- und Zweifamilienhäusern auf den Tisch legen. Innerhalb eines Jahres stiegen die Preise in Jena um stolze 11,7 Prozent. Das Angebot sei knapp, die Nachfrage hoch. Das treibe die Preise, berichten Makler. Händeringend suchen sie nach Objekten für Kauf- und Bauwillige. Wie weit sich Jena vom Thüringer Immobilienmarkt entfernt hat, zeigt eine Zahl: Im Durchschnitt kosten freistehende Ein- und Zweifamilienhäuser rund 102 000 Euro.
3. Der Boom strahlt aus
Wenn eine begehrte Stadt dicht ist, freut sich die nächste. Statt nach Immobilien in Leipzig suchten immer mehr Investoren und Privatleute im etwa 40 Kilometer entfernten Halle (Sachsen-Anhalt), so Beate Lüthje, Shopmanagerin bei Engel und Völkers in Halle. Sanierer suchten nach Mehrfamilienhäusern, Zugezogene nach gehobenen Eigentumswohnungen. „Das ist ganz klar der Ausstrahleffekt von Leipzig“, sagt Lüthje. „Leipzig ist für Investoren quasi ausverkauft, und die Preise sind jenseits von Gut und Böse“, sagt sie. Inzwischen sei die Nachfrage nach Eigentumswohnungen in Halle größer als das Angebot. „Da müssen wir noch einige Sanierungen abwarten.“Doch es gibt nicht nur Gewinner: Seit Halle im Aufwind sei, verliere der vorher boomende Speckgürtel zwischen Leipzig und Halle. „Der Trend geht vermehrt zurück in die Stadt“, so Lüthje.