Thüringische Landeszeitung (Gera)

Jenaer Immobilien gehören zu den teuersten im Osten

Im Schnitt kostet ein Eigenheim in dieser Stadt 339 000 Euro. Halle profitiert von angespannt­er Marktlage in Leipzig

- VON SIMONE ROTHE

ERFURT. Dank Niedrigzin­sen und einem brummendem Arbeitsmar­kt boomt der Immobilien­markt. Viele parken ihr Geld als Betongold in unbeweglic­hen Wertanlage­n – oder erfüllen sich dank niedriger Zinsen den Traum vom Eigenheim. Aber gilt das auch für den schrumpfen­den Osten? Einige Beispiele:

1. Prämien für Zuzügler

Lange Wege nach Berlin – das ist ein Grund, warum es Regionen wie das südbranden­burgische Grenzgebie­t zu Polen schwerer haben. Fast jede fünfte Wohnung (17,4 Prozent) der kommunalen Gesellscha­ften und Genossensc­haften steht leer. Viele Kleinstädt­e überlegen sich, wie sie Zuzügler locken können. Guben mit knapp 18000 Einwohnern etwa hat vor Kurzem ein Förderprog­ramm aufgelegt. Ein Teil der Umzugskost­en wird demnach erstattet, wenn Zuzügler aus anderen Städten kommen – bis zu 1000 Euro pro Antragstel­ler. Bei Paaren oder Familien erhöht sich die Förderung. Der Kommune zufolge gab es etliche Nachfragen – aus brandenbur­gischen Städten, aber auch dem Allgäu, Jena oder Sachsen-Anhalt.

2. Teures Pflaster

In Städten, die als wirtschaft­liche Leuchttürm­e gelten und junge Leute anziehen, müssen Immobilien­käufer tief in die Tasche greifen. Als besonders teures Pflaster im Osten gilt die Industrie- und Universitä­tsstadt Jena. Im Schnitt 339 000 Euro müssen nach dem jüngsten Immobilien­marktberic­ht der Landesregi­erung hier Käufer von Ein- und Zweifamili­enhäusern auf den Tisch legen. Innerhalb eines Jahres stiegen die Preise in Jena um stolze 11,7 Prozent. Das Angebot sei knapp, die Nachfrage hoch. Das treibe die Preise, berichten Makler. Händeringe­nd suchen sie nach Objekten für Kauf- und Bauwillige. Wie weit sich Jena vom Thüringer Immobilien­markt entfernt hat, zeigt eine Zahl: Im Durchschni­tt kosten freistehen­de Ein- und Zweifamili­enhäuser rund 102 000 Euro.

3. Der Boom strahlt aus

Wenn eine begehrte Stadt dicht ist, freut sich die nächste. Statt nach Immobilien in Leipzig suchten immer mehr Investoren und Privatleut­e im etwa 40 Kilometer entfernten Halle (Sachsen-Anhalt), so Beate Lüthje, Shopmanage­rin bei Engel und Völkers in Halle. Sanierer suchten nach Mehrfamili­enhäusern, Zugezogene nach gehobenen Eigentumsw­ohnungen. „Das ist ganz klar der Ausstrahle­ffekt von Leipzig“, sagt Lüthje. „Leipzig ist für Investoren quasi ausverkauf­t, und die Preise sind jenseits von Gut und Böse“, sagt sie. Inzwischen sei die Nachfrage nach Eigentumsw­ohnungen in Halle größer als das Angebot. „Da müssen wir noch einige Sanierunge­n abwarten.“Doch es gibt nicht nur Gewinner: Seit Halle im Aufwind sei, verliere der vorher boomende Speckgürte­l zwischen Leipzig und Halle. „Der Trend geht vermehrt zurück in die Stadt“, so Lüthje.

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Archiv-Foto: Sebastian Kahnert Ein Blick auf Jena: Hier sind die Immobilien­preise in einem Jahr um , Prozent gestiegen.

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