Thüringische Landeszeitung (Gera)

Höhler ist ein Keller unter dem Keller

In Gera gibt es ein großes Volksfest mit Mittelalte­rmarkt, Rummel und Festumzug

- VON ULRIKE MERKEL

GERA. Das Geraer Höhlerfest vom 30. September bis 3. Oktober ist ein großes Volksfest mit Mittelalte­rmarkt, Rummel und Festumzug. Dabei kann man ausnahmswe­ise auch die elf Höhler des Museums für Naturkunde Gera tagsüber ohne Führung ansehen. Mitarbeite­r Frank Hrouda erklärt, was Höhler sind. Herr Hrouda, was verbirgt sich hinter dem Begriff Höhler? Das ist wirklich ein komisches Wort. Es setzt sich aus Höhle und Keller zusammen. Höhler nennt man in Gera den Keller unter dem Keller. Früher gab es mal mindestens 265 Stück. Wofür braucht eigentlich? Heute benötigt man sie nicht mehr. Aber als man im 17. und 18. Jahrhunder­t noch keine Kühlschrän­ke hatte, es aber viele Brauberech­tigte in Gera gab, die also nebenbei mit Bier gehandelt haben, da musste man sich überlegen, wo lagert man das Bier. Im normalen Keller war es im Sommer zu mild, und das Bier wurde sauer. Also gruben die Geraer eine zweite Kellereben­e – bis zwölf Meter tief. man die Haben die Menschen früher eigentlich mehr Bier getrunken als heute? Wesentlich mehr. Im Jahr 1656 trank jeder Geraer Einwohner durchschni­ttlich zehn Liter in der Woche. Warum so viel? Das war lebensnotw­endig. Das Wasser aus den Brunnen der Stadt war ein Risiko, Stichwort Pest und so weiter. Und Bier war sauber? Genau. Durch den Brauprozes­s, also die Bierherste­llung. Tranken Kinder auch Bier? Ja, oder sie aßen es als Biersuppe. Es war aber nicht so alkoholhal­tig wie heute. Es hatte vermutlich nur 0,5 bis ein Prozent. Und spukt es in den Höhlern? Ja. In unseren Museumshöh­lern gibt es ein Gespenst, den Huckauf. Wenn er sich bei Führungen bemerkbar macht, dann müssen alle Kinder dreimal Huckauf rufen. Das beruhigt ihn.

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Frank Hrouda vom Museum für Naturkunde Gera kennt sich mit Höhler aus. Foto: Ulrike Merkel

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