Thüringische Landeszeitung (Gera)
Bund entledigt sich seiner Straßen
In diesem Jahr sind bereits mehr als 30 Kilometer zu Landesstraßen abgestuft worden
ERFURT. Die Kreuzung der Bundesstraße 80 und Bundesstraße 247 in Leinefelde gibt es schon einige Jahre nicht mehr. Einst haben sich in der Eichsfeldstadt diese bedeutenden bundesdeutschen Verkehrswege geschnitten – bis die A 38 durchweg befahrbar wurde.
Seither muss das Land für den großen Teil der ehemaligen B 80 im Thüringer Gebiet einstehen, weil der Bund sich von zahlreichen Kilometern Straße trennte. Mit der Abstufung von Bundesstraßen sehen sich Landesregierungen egal welcher Couleur schon viele Jahre konfrontiert.
Immer dann, wenn Autobahnen eröffnet werden, steht die Frage an: Von welcher Straßen trennt sich der Bund als nächstes? Die B 80 ist dabei ein prominentes Beispiel der Vergangenheit. Allein in diesem Jahr aber musste das Landesamt für Bau und Verkehr schon mehr als 30 Kilometer Straße ins landeseigene Netz übernehmen. Ein großer Teil dieser Kilometer hieß früher mal B 86 und gehört zwischen der Anschlussstelle Heldrungen der A 71 auf 13,6 Kilometern als Landesstraße 3086 nun zum Thüringer Straßennetz. Die durchgängige Befahrbarkeit der Autobahn 71 von Erfurt bis zur Landesgrenze Sachsen-Anhalt hatte den Ausschlag für diese Abstufung gegeben.
Neben der Bundesstraße 86 ist in diesem Jahr auch die Bundesstraße 2 besonders von der Abstufung betroffen, wie ein Sprecher des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft auf TLZ-Anfrage mitteilte.
Rund um Gera und Greiz sind mehr als 15 Kilometer Straße aus der Zuständigkeit des Bundes an den Freistaat gegangen. Auf 8,2 Kilometern ist die B 2/ B92 zur Landesstraße geworden – ein Teil davon führt durch Gera.
Deshalb muss die Stadt auch für die Unterhaltung der 4,8 Kilometer aufkommen, was nach Informationen aus dem Ministerium im Bundesfernstraßengesetz geregelt ist.
Ein weiteres Teilstück der B 2 ist seit diesem Jahr ebenfalls ins Landesstraßennetz übergegangen. Von der B 175 östlich von Großebersdorf bis zur Landkreisgrenze Greiz/Stadt Gera führt jetzt auf sieben Kilometern die L3002. Hinzu kommen bei den Abstufungen noch 4,2 Kilometer der B 7 – davon 700 Meter von der Erfurter Landstraße in Gotha bis zur B 247 und 3,5 Kilometer bei Ronneburg/Posterheim.
Sämtliche abgestuften Straßen sind nach Angaben aus dem Thüringer Ministerium in einem Zustand an den Freistaat übergeben worden, der ihrer Verkehrsbedeutung angemessen sei – bedeutet: Entweder hatte die Sanierung im Vorfeld stattgefunden oder wurde veranlasst, um danach die Abstufungen vornehmen zu können.
Im Freistaat Thüringen gibt es derzeit insgesamt 1519 Kilometer Bundesstraßen und 4262 Kilometer Landesstraßen sowie 521 Kilometer Autobahnen.