Thüringische Landeszeitung (Gera)
„Woche der seelischen Gesundheit“sehr erfolgreich
Das Thema „Kunst und Inklusion“brachte spannende Begegnungen zwischen gesunden und seelisch kranken Menschen
GERA. „Diese 14 Tage waren sehr erfolgreich, aber auch sehr streitbar, im positiven Sinne“, schätzt Beate Böhm, Sucht- und Psychiatriekoordinatorin der Stadt über die „Woche der seelischen Gesundheit“ein.
Organisiert von der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft, von Kaktus e.V. und Fachdienst Gesundheit war das Besondere der diesjährigen Aktionswoche die Ausstellung „Wesensart“, resultierend aus einem Kunstwettbewerb, an dem sich gesunde und seelisch kranke Menschen gleichermaßen beteiligen konnten. „Gerade hier entbrannte eine lebhafte Diskussion über das Für und Wider eines offenen Kunstwettbewerbs. Denn dann Arbeit von Sarah Bucholz mit dem Titel „Alice“. Sie erhielt den Publikumpreis im Wettbewerbs „WesensArt" im Kulturzentrum Burgstraße von Kultur in Mitteldeutschland anlässlich der „Woche der seelischen Gesundheit“. Weitere Preisträger: 1. Sinus mit „Limbus“(Fotografie), 2. André Förste „o.N.“(Installation), 3. Anna Baranowski „My mom drunk“(Film), 4. und 5. Awo AJS Kompetenzzentrum „Selbstbestimmtes Leben“(Fotografie) / Mandy Bucholz „Fürchte dich nicht“(Videoinstallation) Foto: Peter Michaelis könne ja jeder etwas bringen. Ist das dann noch Kunst?“, resümiert Beate Böhm. Spannend sei zudem der Ausstellungsort selbst, das geschichtsträchtige Haus als zukünftiges Kulturzentrum gewesen. „Diese Räume sind nicht schön im eigentlichen Sinne, insofern streitbar, lebendig und damit ein Gleichnis für Anderssein.“
Dass sich seelisch Kranke auch aktiv beteiligten, die Schau abzusichern und Besucher zu betreuen, ist für die Organisatoren ein zusätzlicher Gewinn: Betroffene fühlten sich dadurch wertgeschätzt. Beate Böhm konnte zudem intensive Gespräche mit Psychiatrie erfahrenen Personen führen: „Manche von ihnen berichteten, dass sie zwar schon verrentet seien, aber gern noch aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben und sich in die Gesellschaft einbringen wollen. Diskutiert wurde auch, wie man mit Betroffenen umgeht. Eine gelungene Inklusion würde letztlich bedeuten, man bräuchte dieses Wort überhaupt nicht mehr“, so Böhm.
170 Besucher, unter anderem Schüler von Berufsschulen – kamen zum Vortrag „Was braucht ein Kind“. „Das zeigt, wie groß der Bedarf bei diesem Thema ist“, so die Koordinatorin, die nochmals einen solchen Vortrag anbieten möchte. Ein Theaterstück über Glück, das junge Mütter aus einem sozialtherapeutischen Wohnheim in Zwötzen vor 60 Zuschauern aufführten, habe ebenfalls sehr nachhaltig gewirkt. Für beide Seiten.