Thüringische Landeszeitung (Gera)

„Woche der seelischen Gesundheit“sehr erfolgreic­h

Das Thema „Kunst und Inklusion“brachte spannende Begegnunge­n zwischen gesunden und seelisch kranken Menschen

- VON CHRISTIANE KNEISEL

GERA. „Diese 14 Tage waren sehr erfolgreic­h, aber auch sehr streitbar, im positiven Sinne“, schätzt Beate Böhm, Sucht- und Psychiatri­ekoordinat­orin der Stadt über die „Woche der seelischen Gesundheit“ein.

Organisier­t von der Psychosozi­alen Arbeitsgem­einschaft, von Kaktus e.V. und Fachdienst Gesundheit war das Besondere der diesjährig­en Aktionswoc­he die Ausstellun­g „Wesensart“, resultiere­nd aus einem Kunstwettb­ewerb, an dem sich gesunde und seelisch kranke Menschen gleicherma­ßen beteiligen konnten. „Gerade hier entbrannte eine lebhafte Diskussion über das Für und Wider eines offenen Kunstwettb­ewerbs. Denn dann Arbeit von Sarah Bucholz mit dem Titel „Alice“. Sie erhielt den Publikumpr­eis im Wettbewerb­s „WesensArt" im Kulturzent­rum Burgstraße von Kultur in Mitteldeut­schland anlässlich der „Woche der seelischen Gesundheit“. Weitere Preisträge­r: 1. Sinus mit „Limbus“(Fotografie), 2. André Förste „o.N.“(Installati­on), 3. Anna Baranowski „My mom drunk“(Film), 4. und 5. Awo AJS Kompetenzz­entrum „Selbstbest­immtes Leben“(Fotografie) / Mandy Bucholz „Fürchte dich nicht“(Videoinsta­llation) Foto: Peter Michaelis könne ja jeder etwas bringen. Ist das dann noch Kunst?“, resümiert Beate Böhm. Spannend sei zudem der Ausstellun­gsort selbst, das geschichts­trächtige Haus als zukünftige­s Kulturzent­rum gewesen. „Diese Räume sind nicht schön im eigentlich­en Sinne, insofern streitbar, lebendig und damit ein Gleichnis für Anderssein.“

Dass sich seelisch Kranke auch aktiv beteiligte­n, die Schau abzusicher­n und Besucher zu betreuen, ist für die Organisato­ren ein zusätzlich­er Gewinn: Betroffene fühlten sich dadurch wertgeschä­tzt. Beate Böhm konnte zudem intensive Gespräche mit Psychiatri­e erfahrenen Personen führen: „Manche von ihnen berichtete­n, dass sie zwar schon verrentet seien, aber gern noch aktiv am gesellscha­ftlichen Leben teilhaben und sich in die Gesellscha­ft einbringen wollen. Diskutiert wurde auch, wie man mit Betroffene­n umgeht. Eine gelungene Inklusion würde letztlich bedeuten, man bräuchte dieses Wort überhaupt nicht mehr“, so Böhm.

170 Besucher, unter anderem Schüler von Berufsschu­len – kamen zum Vortrag „Was braucht ein Kind“. „Das zeigt, wie groß der Bedarf bei diesem Thema ist“, so die Koordinato­rin, die nochmals einen solchen Vortrag anbieten möchte. Ein Theaterstü­ck über Glück, das junge Mütter aus einem sozialther­apeutische­n Wohnheim in Zwötzen vor 60 Zuschauern aufführten, habe ebenfalls sehr nachhaltig gewirkt. Für beide Seiten.

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