Thüringische Landeszeitung (Gera)
Rot-Weiß-Krise: So schwört der Kapitän die Mannschaft ein
Nach drei Niederlagen in Folge fordert Sebastian Tyrala mehr Durchschlagskraft und bessere Standards
ERFURT. Drei Niederlagen in Serie, Absturz von Tabellenplatz sechs auf 15 innerhalb einer Woche – die schwächste Phase unter Trainer Stefan Krämer bringt den FC Rot-Weiß vor dem Spiel am Sonntag in Mainz unter Zugzwang. Eine weitere Pleite – und die Erfurter hätten den guten Saisonstart endgültig vermasselt.
Kapitän Sebastian Tyrala hat die Alarmsignale erkannt. Nach zwei trainingsfreien Tagen wird er die Mannschaft vor der heutigen Übungseinheit am Vormittag zusammentrommeln und auf die nächsten Wochen einschwören: „Wir werden dabei alles ansprechen, denn es gibt einiges zu verbessern“, kündigt er an.
So fordert Tyrala „mehr TorGeilheit“. In den jüngsten drei Spielen gab es trotz vielversprechender Gelegenheiten immer wieder Situationen, in denen die Rot-Weißen das Risiko im Einsgegen-Eins scheuten oder nicht mit aller Konsequenz den Erfolg suchten. „Das ist ein Manko von uns allen. Es fehlt momentan an der Durchschlagskraft und somit an Torgefährlichkeit. Vergibt zudem Carsten Kammlott seine Chancen, stehen die Erfurter auf verlorenem Posten.
Auch bei den Standards sieht der Kapitän eine Menge Steigerungspotenzial. Vor allem in den Heimspielen gegen Paderborn (1:3) und Duisburg (0:1) verpuffte eine Vielzahl ruhender Bälle nahezu wirklungslos. „Das liegt nicht immer an unserer geringeren Körpergröße oder schlechten Ausführungen. Manchmal fehlt einfach der letzte Wille, in die Bälle reinzufliegen“, sagt Tyrala. Und er betont noch einmal: „Wir können in dieser engen Liga nur erfolgreich sein, wenn alle an ihr Limit gehen.“Auch das war in der punktlosen englischen Woche längst nicht der Fall. Sebastian Tyrala ballt die Faust. Er appelliert – bei aller Selbstkritik – an die Stärken seines Teams.
Aber der 28-Jährige wehrt sich auch dagegen, aufgrund dieser Schwächephase die Qualität der Mannschaft in Frage zu stellen. Unterstützung erhielt er aus den eigenen Reihen: So stärkten Präsident Rolf Rombach und Manager Torsten Traub in längeren Gesprächen dem Team demonstrativ den Rücken. Und Trainer Krämer sagte trotz aller Enttäuschung nach der Duisburg-Partie: „Ich muss aufpassen, dass sich die Jungs jetzt nicht schlechter machen, als sie sind.“
Ein schwieriger Spagat. Einerseits ist Rot-Weiß der Abstiegszone bedrohlich nahe gekommen. Drei Punkte beträgt das Polster nur noch. Ein Schönreden der Situation wäre fatal. Andererseits waren die Erfurter gegen die drei individuell besser besetzten Gegner nicht chancenlos. Es fehlte an Kleinigkeiten und vor allem an der nötigen Kaltschnäuzigkeit.
Tyrala setzt auf den Entwicklungsprozess: „Wir lernen mit jedem Spiel dazu. Gegenüber dem letzten Jahr haben wir schon viel weniger Schwankungen drin“, erklärt er und ergänzt: „Abgesehen vom 0:3 gegen Halle haben wir nie richtig enttäuscht.“Da jedoch der Fußball ein Ergebnissport ist, weiß der 28-Jährige um die Bedeutung der Partie beim Schlusslicht Mainz II: „Jeder, der die Tabelle lesen kann, erkennt, was auf dem Spiel steht“, sagt er.
Ein Sieg würde Rot-Weiß in ruhiges Fahrwasser befördern, eine erneute Niederlage das Schiff bedrohlich ins Schlingern bringen. Das weiß auch dessen Kapitän. Foto: Sascha Fromm