Thüringische Landeszeitung (Gera)
Kulturerbe-Urkunde für Eisenacher Sommergewinn
Heiligenstädter Palmsonntagsprozession und Altenburger Skatspiel werden ebenfalls in das Verzeichnis aufgenommen
EISENACH/HEILIGENSTADT. Sie sind von Generation zu Generation weitergegeben worden und erreichen bis heute Zehntausende Menschen: Der Eisenacher Sommergewinn, die Heiligenstädter Palmsonntagsprozession und das erstmals in Altenburg erwähnte Skat-Spiel. Nun werden sie in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. An diesem Montag, 29. Mai, übergibt Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) entsprechende Urkunden für diese sowie 31 weitere Traditionen und Bräuche. Es ist eine Würdigung der Arbeit der Engagierten und verweist zugleich auf die Notwendigkeit des Schutzes der vergänglichen Kulturformen. Über viele Generationen hinweg haben sie zur Identität der Menschen beigetragen.
Vielfalt der Ausdrucksformen
So zieht der Eisenacher Sommergewinn – eines der ältesten und größten Frühlingsfeste Deutschlands – jedes Jahr Zehntausende Besucher an. Das Volksfest wird vermutlich seit dem 13. Jahrhundert gefeiert. Es verbindet heidnische und christliche Bräuche. Höhepunkt ist das jährliche Streitgespräch zwischen Frau Sunna und dem greisen Herrn Winter, der nach seiner Niederlage symbolisch als Strohpuppe verbrannt wird.
Bei der Palmsonntagsprozession in Heiligenstadt wird mit lebensgroßen Figuren in sechs Szenen an den Leidensweg von Jesus Christus erinnert – vom Abendmahl bis zum Heiligen Grab. Die Prozession gilt als eine der größten am Palmsonntag in Deutschland. Sie soll Christen auf die bevorstehende Karwoche einstimmen. Ursprünglich zog sie am Karfreitag durch die Stadt, seit 1734 jeweils am Palmsonntag eine Woche vor Ostern. Der Überlieferung nach war Jesus Christus bei seinem Einzug in Jerusalem kurz vor seinem Tod mit Palmzweigen begrüßt worden – daran erinnert der Palmsonntag. Heiligenstadt im Thüringer Eichsfeld ist eine der wenigen katholischen Hochburgen in Ostdeutschland.
Das Skatspiel wurde 1813 im thüringischen Altenburg erstmals erwähnt und ist heute weltweit populär. Es entstand aus Elementen der Kartenspiele Tarock, Schafkopf, L’Hombre und Solo. Zum Skat braucht es drei aktive Spieler. Allein in Deutschland spielen nach Angaben des Internationalen Skatverbandes Millionen Menschen in ihrer Freizeit Skat.
Das Verzeichnis umfasst derzeit insgesamt 68 Kulturformen sowie vier „Gute Praxis-Beispiele“. Es soll jährlich wachsen und langfristig die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen in und aus Deutschland sichtbar machen. Dabei ist etwa das Märchenerzählen, heißt es weiter.