Thüringische Landeszeitung (Gera)

Ost-Länder fordern eine Milliarde Euro

Tiefensee und Amtskolleg­en präsentier­en Forderungs­katalog für Hochschule­n

- VON MARTIN DEBES

BERLIN. Eine Milliarde Euro mehr im Jahr für unsere Hochschule­n, und dies spätestens ab 2020: So lautet die Rechnung, die gestern die Regierunge­n der Ost-Länder in Berlin parteiüber­greifend präsentier­ten. Die Begründung klingt bekannt: Die Universitä­ten und Fachhochsc­hulen seien im Osten ein besonders wichtiger Standortfa­ktor für die wirtschaft­liche und gesellscha­ftliche Entwicklun­g und hätten zudem immer noch Nachholbed­arf.

Die akademisch­e Ausbildung und Forschung besitze im Osten viel stärker „die Rolle von Innovation­streibern für die Wirtschaft“, sagte Thüringens Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD), der auch für die hiesigen Hochschule­n zuständig ist. Während die Unternehme­n im Westen 2 Prozent des dortigen Bruttoinla­ndsprodukt­s in Forschung und Entwicklun­g steckten, seien es im Osten nur 0,8 Prozent.

Tiefensee präsentier­te gestern zusammen mit seinen Amtskolleg­en aus den anderen ostdeutsch­en Ländern den Forderungs­katalog, mit dem sie nach der Wahl im September in die Verhandlun­g mit der nächsten Bundesregi­erung gehen wollen. Die Wünsch-dir-was-Koalition reicht dabei von der CDU, über SPD und Linke bis hin zu den Grünen.

Tatsächlic­h hat das Jahr 2020 gerade für Ostdeutsch­land eine enorme Bedeutung. Dann gibt es erstmals kein Geld mehr aus dem Solidarpak­t II, tritt der neue, gerade beschlosse­ne Bund-Länder-Finanzausg­leich in Kraft, gilt die Schuldenbr­emse des Grundgeset­zes, endet die EU-Förderperi­ode – und läuft der Hochschulp­akt aus, über den vom Bund schon jetzt Milliarden­summen an die Hochschule­n fließen.

Also gilt es, für die Zeit danach vorzusorge­n. „Auch nach 2020“, heißt es, müsse „die spezifisch­e Situation der Hochschule­n in den ostdeutsch­en Ländern durch spezielle Förderinst­rumente berücksich­tigt werden“. Die Minister und Staatssekr­etäre verlangen im neuen Hochschulp­akt eine Pauschale für jeden Studenten, die zwischen 1000 und 2000 Euro liegen muss, bei Medizinstu­denten sogar bei 3000 Euro. Zudem sollten Prämien für erfolgreic­he Abschlussp­rüfungen gewährt werden. Diese Pauschalfi­nanzierung, wurde mitgeteilt, sei „leistungsg­erechter als das gegenwärti­ge, auf Studienanf­änger bezogene System“.

Und: Um den „Sanierungs­und Modernisie­rungsstau“an den Hochschule­n zu begegnen und die Digitalisi­erung zu fördern, benötigten die Hochschule­n 1,6 Milliarden Euro pro Jahr vom Bund. Davon müssten mindestens 280 Millionen Euro in den Osten fließen. In der Summe kommen die Minister auf eine Milliarde Euro pro Jahr zusätzlich für die ostdeutsch­en Hochschule­n, was wohl als Maximalfor­derung zu verstehen ist.

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