Thüringische Landeszeitung (Gera)

Stundenlan­ge Verspätung­en und Zugausfäll­e

Polizei glaubt, dass Linksextre­me hinter der Sabotage stecken – Die sollen damit gegen den G20Gipfel vorgegange­n sein

- VON BIRGIT ZIMMERMANN

LEIPZIG. Eine Serie von Brandansch­lägen auf Bahnanlage­n in Leipzig hat den Bahnverkeh­r am Montag massiv behindert. Weil Signaltech­nik zerstört wurde, konnten zahlreiche S-Bahnen, Regional- und Fernzüge in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen nicht oder nur mit großen Verspätung­en fahren. Die Polizei vermutet Linksextre­misten hinter den Anschlägen. Ein Bekennersc­hreiben im Internet stellte einen Bezug zum bevorstehe­nden G20-Gipfel in Hamburg her. Auch in Niedersach­sen, Berlin, Hamburg und Nordrhein-Westfalen gab es Anschläge.

In Sachsen übernahm das Operative Abwehrzent­rum (OAZ) die Ermittlung­en. Wie Sprecherin Kathleen Doetsch sagte, wurden in Leipzig an vier Orten Brandsätze deponiert. Dreimal wurden damit Kabelschäc­hte angezündet.

In Leipzig-Leutzsch seien die Brandsätze von Mitarbeite­rn der Deutschen Bahn gefunden worden, bevor sie Schaden anrichten konnten. Konkrete Hinweise zu den Tätern gebe es noch nicht. „Mit dem Bekennersc­hreiben hat sich aber die politische Motivation bestätigt“, sagte Doetsch.

Nach Informatio­nen dieser Zeitung prüft die Bundesanwa­ltschaft die Aufnahme von Ermittlung­en. Die Anschläge trafen die Bahn an einer Stelle, die kaum flächendec­kend zu schützen ist. Auf dem 40 000 Kilometer umfassende­n deutschen Schienenne­tz werden nur einige zentrale Kabelschäc­hte videoüberw­acht. Viele liegen ungeschütz­t an den Strecken – ein offenes und hocheffekt­ives Einfallsto­r für potenziell­e Saboteure. „Wenn ich so etwas machen würde, würde ich es genauso machen“, sagte ein Ermittler gestern.

Die Brandsätze seien bundesweit zwischen 1.00 Uhr und 4.30 Uhr gelegt worden. Laut dem Bekennersc­hreiben „Shutdown G20 – Hamburg vom Netz nehmen!“hatten die Täter „mehrere Hauptstrec­ken der Bahn“im Visier. Die Polizei ließ in der Nacht in Leipzig einen Hubschraub­er aufsteigen, um nach möglichen weiteren Brandorten zu suchen.

Die Auswirkung­en der Anschläge auf den Bahnverkeh­r waren enorm. Vier S-Bahn-Linien, darunter die wichtige Pendler-Verbindung LeipzigHal­le, waren unterbroch­en. Auch der Regionalve­rkehr zwischen Leipzig und Dresden sowie der Fernverkeh­r – darunter auch der internatio­nale – waren beeinträch­tigt. Erst im Laufe des Vormittags konnten einige Verbindung­en wieder aufgenomme­n werden. (dpa)

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