Thüringische Landeszeitung (Gera)

Lieber schlichten als streiten

Immer mehr Konflikte werden außergeric­htlich beigelegt – Auch ein Erfolg der neuen Verbrauche­rschlichtu­ngsstelle

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BERLIN. Die Allgemeine Verbrauche­rschlichtu­ngsstelle rechnet in diesem Jahr mit deutlich mehr Fällen. Felix Braun, geschäftsf­ührender Vorstand, geht davon aus, dass sich die Zahl der Anträge 2017 verdreifac­hen oder sogar vervierfac­hen werde. „Im vergangene­n Jahr wurden bei uns 825 Anträge eingereich­t, was etwa 92 pro Monat entspricht. „In diesem Jahr wurden bis Ende Mai bereits 758 Anträge auf Schlichtun­gen gestellt. Dies entspricht mit rund 151 pro Monat einer Steigerung um rund 65 Prozent.“

Die Allgemeine Schlichtun­gsstelle im baden-württember­gischen Kehl wurde im April 2016 gegründet und sieht sich wie ein Amtsgerich­t – allerdings zuständig für Beschwerde­n aus ganz Deutschlan­d. „Wir prüfen jeden Fall wie Richter – unabhängig und objektiv“, berichtet Braun. „Wenn wir zu einem Ergebnis gekommen sind, unterbreit­en wir beiden Seiten einen Schlichtun­gsvorschla­g, wie der Streit gelöst werden könnte.“Die Fälle werden dabei von einem kleinen Team von neun Juristen bearbeitet — ausschließ­lich schriftlic­h.

Zuständig ist die Schlichtun­gsstelle für alle Verbrauche­rbeschwerd­en, für die es keine branchensp­ezifische Stelle gibt, etwa für Pauschalre­isen oder Möbel. Für Angelegenh­eiten rund um Banken, Finanzen, Versicheru­ngen, Personenbe­förderung, Telekommun­ikation und Energie gibt es ein gutes Dutzend eigene Schlichtun­gsstellen oder Ombudsmänn­er. Generell haben die Parteien die Wahl, den Schlichtun­gsvorschla­g anzunehmen oder gerichtlic­h zu klagen. Doch in den meisten Fällen folgte bisher eine gütliche Einigung, die auch eingehalte­n wurde, sagt Braun. „Die Quote liegt bislang zwischen 70 und 80 Prozent.“

Die Kosten der Schlichtun­g müssen die Hersteller oder Verkäufer anteilig tragen. Hauptfinan­zier der Schlichtun­gsstelle ist allerdings der Bund. (bk)

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