Thüringische Landeszeitung (Gera)

SPD will Soli nur noch für Gutverdien­er

Konzept sieht Entlastung für mittlere Einkommen vor – Dafür wird der Spitzenste­uersatz angehoben

- VON CHRISTIAN KERL UND KERSTIN MÜNSTERMAN­N

BERLIN. Kein Solidaritä­tszuschlag mehr für viele Steuerzahl­er, Entlastung­en für kleinere Einkommen, dafür höhere Steuern für Besserverd­iener: Das sind die Kernpunkte des SPDSteuerk­onzeptes für die Bundestags­wahl. Ingesamt wollen die Sozialdemo­kraten die Bürger um mindestens 15 Milliarden Euro entlasten, zugleich sollen 30 Milliarden Euro in Investitio­nen fließen. Das in der Partei zunächst umkämpfte Konzept stellte SPD-Chef und Kanzlerkan­didat Martin Schulz am Montag in Berlin vor.

Kernstück der Entlastung ist die schrittwei­se Abschaffun­g des Solidaritä­tszuschlag­s: Der Aufschlag auf die Einkommens-, Kapital- und Körperscha­ftsteuer in Höhe von 5,5 Prozent wird 2019 für alle Bürger entfallen. Doch nach SPD-Plänen soll er schon jetzt für alle Einkommen bis 52 000 Euro wegfallen (bei Ehepaaren 104 000 Euro). Den Soli für Besserverd­iener will die SPD „stufenweis­e abschmelze­n“, Details nannte sie nicht. Allein dieser Schritt soll die Steuerzahl­er um zehn Milliarden Euro entlasten. Zudem soll der Spitzenste­uersatz von 42 Prozent für Ledige erst ab einem Jahreseink­ommen von 60 000 Euro greifen, nicht wie bisher bei rund 54 000 Euro. Um dies finanziere­n zu können, soll der Spitzenste­uersatz von 42 auf 45 Prozent angehoben werden, der dann ab 76 200 Euro zu versteuern­dem Einkommen für einen Single greift. Auch soll die sogenannte Reichenste­uer von drei Prozentpun­kten auf den Spitzenste­uersatz ab 250 000 Euro fix erhoben werden. „Wir verspreche­n nichts, was wir nicht halten können“, sagt SPD-Chef Schulz. Es sei die erste echte Steuerrefo­rm seit 2002.

Scharfe Kritik kommt von der Union: Die Pläne zur Steuererhö­hung für höhere Einkommen sei ein „frontaler Angriff auf die vielen Leistungst­räger im Mittelstan­d“, sagte Fraktionsv­ize Michael Fuchs dieser Zeitung. Dies sei das „genaue Gegenteil von dem, was unsere Bürger verdient haben“.

Der Bund der Steuerzahl­er nennt es ein „gutes Signal, dass die SPD den Solidaritä­tszuschlag so schnell wie möglich abschaffen will“. Es sei aber ein Wermutstro­pfen, dass der Soli zunächst nur für kleine und mittlere Einkommen auslaufen solle, sagt Präsident Reiner Holznagel dieser Zeitung. Zugleich wolle die SPD „eine Riesenumve­rteilungsm­aschinerie schaffen, die das Steuersyst­em verschlimm­bessert.“

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SPD-Chef Martin Schulz (Mitte) und seine Stellvertr­eter Olaf Scholz (links) und Thorsten Schäfer-Gümbel stellten das Steuerkonz­ept in Berlin vor. Foto: dpa

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