Thüringische Landeszeitung (Gera)
Mehr als hundert Starter beim Vogelzug in Gera
120 Zweiradfahrer kamen am Wochenende zum Vogelzug in Gera. Bei der Traditionsveranstaltung wird eine 75 Kilo meter lange Strecke mit SimsonZweirädern – vornehmlich aus der VogelSerie – gefahren. Mit Sperber, Schwalbe und Co. ging es nicht nur um die beste Zeit auf der Strecke, sondern vor allem um den Spaß – und das Sehen und gesehen werden mit den teils historischen Vehikeln. Foto: Marcel Hilbert
Lisa Ruffert stach heraus aus den 120 Teilnehmern des Geraer Vogelzuges für SimsonZweiräder, vornehmlich aus der Vogel-Serie. Nicht einmal so sehr, weil sie als junge Frau zur Minderheit im von Männern dominierten Starterfeld gehörte. Auch, dass die 23-Jährige in Dänemark lebt und studiert und damit theoretisch die weiteste Anreise zu der Ausfahrt am Sonntag hatte, wird etwas relativiert dadurch, dass ihre Familie, die sie ohnehin besuchte, in Lindenkreuz, also in der Region lebt.
Nein, wirklich außergewöhnlich ist, „dass ich erst am Tag vor dem Vogelzug das Mopedfahren gelernt habe. Ich bin vorher nur Automatik-Roller gefahren.“Weil ihr Vater und Bruder zu den Fahrern beim Vogelzug gehörten, wollte sie auch mitmachen und bekam einen Crashkurs auf der SR50. Offenbar hatte sie einen guten Lehrer, denn nicht nur kamen laut Rennleiter Achim Stößel alle Fahrer und Fahrerinnen heil im Ziel an, Lisas Vater Jens Ruffert schaffte es mit der S51 sogar auf den zweiten Platz. Geschlagen geben musste er sich nach der Orientierungsfahrt nur Dietmar Jacob mit seinem Sperber. Er durfte sich über den „Jugendpokal“der Handwerkskammer freuen, wobei Achim Stößel grinsend anmerkte, dass man den Namensteil „Jugend“hier etwas weiter fassen müsste. Dritter wurde Tim Kneisel mit der Simson Duo.
Ausschlaggebend für den Sieg war dabei nicht die höchste Geschwindigkeit, sondern Wissen und Reaktionsschnelligkeit an den jeweiligen Stationen der Ausfahrt sowie die vollständige Anfahrt aller Stempelstellen entlang des Weges. Und überhaupt: Klar gibt es in irgendeiner Form eine Wertung, doch steht der Spaß und das Treffen mit anderen „Vogel-Liebhabern“im Vordergrund, betont Achim Stößel von der Interessengemeinschaft (IG) Historische Mobile Gera, die den Vogelzug zum sechsten Mal veranstalteten und damit ein Kult-Event rund um die KultMopeds Schwalbe, Star und Co. begründet haben.
Getreu diesem ungezwungenen Ansatz wird auch der „Pechvogel“im Vogelzug, Manuel Schülke, den gleichnamigen Trostpreis mit Humor genommen haben, wenn auch den Anlass dafür womöglich nicht. Ihm ist der Gasbaudenzug seiner S51 Enduro gerissen, erzählt Stößel, so dass er sein Moped abstellen und als Co-Pilot zum Ziel im Bahnbetriebswerk fahren musste. „Das war aber auch der einzige technische Ausfall.“
Nicht schlecht bei immerhin 75 Kilometern Fahrstrecke, die von Gera Richtung Münchenbernsdorf, über Niederpöllnitz, Forstwolfersdorf, Weida und Wünschendorf zurück nach Gera ins Historische Bahnbetriebswerk führte.
Wie familienfreundlich die Zweirad-Tour ist, stellten Sarah und Michael aus Kraftsdorf unter Beweis, die zum Vogelzug ihr „Küken“mitbrachten, den dreijährigen Erwin. Der Kindersitz an der Schwalbe – „ein Originalteil“, wie Papa Michael erzählt – wurde nicht nur für diesen Sonntag angeschraubt. „Erwin fährt auch zu sämtlichen Mopedtreffen mit.“
„Pechvogel“mit Augenzwinkern gekürt