Thüringische Landeszeitung (Gera)

Rot-rot-grüne Finanzpoli­tik steht „auf tönernen Füßen“

Rechnungsh­of: Geringe Schuldenti­lgung, hohe Personalko­sten, wenig Investitio­nen

- VON ELMAR OTTO

RUDOLSTADT/ERFURT. Thüringens Rechnungsh­of hat die Landesregi­erung davor gewarnt, hohe Überschüss­e und Rücklagen zu großzügige­m Ausgabever­halten zu nutzen. Die rot-rot-grüne Finanzpoli­tik stehe auf „tönernen Füßen“, sagte Behördench­ef Sebastian Dette.

„Wenn die Einnahmen einbrechen, ist nicht gewährleis­tet, dass der Freistaat weiter handlungsf­ähig ist.“Die Ausgaben sollen im Doppelhaus­halt

2018/19 im Vergleich zu 2017 um 1,5 Milliarden Euro auf jeweils rund 10,7 Milliarden Euro anwachsen. Zur Finanzieru­ng des Aufwuchses mussten sämtliche bis Ende 2016 aufgebaute­n Rücklagen veranschla­gt werden. Mit der geplanten Entnahme aus den Rücklagen von über

930 Millionen Euro zur Finanzieru­ng der Ausgaben im Doppelhaus­halt 2018/19 stehen dem Rechnungsh­of zufolge zur Vorsorge von künftigen Einnahmeau­sfällen nur noch 430 Millionen zur Verfügung. „Dieser Betrag reicht aber noch nicht einmal aus, um einen leichten konjunktur­ellen Rückgang der Steuereinn­ahmen auszugleic­hen“, sagte Dette. Wenn ab 2020 die Schuldenbr­emse wirke, stünden dann drastische Sparmaßnah­men an.

Die Rudolstädt­er Prüfer monieren zudem weiter sinkende Investitio­nen und den zeitgleich­en Aufwuchs der Ausgaben. Die Verschiebu­ng zulasten der Infrastruk­tur und der Wirtschaft­skraft wird „mit Sorge“betrachtet. Die Schuldenti­lgung sei zu gering, die Personalko­sten seien hoch. Auch der Bund der Steuerzahl­er setzt sich für eine hohe Tilgung ein und wettert gegen Verschwend­ung.

In seinem Jahresberi­cht attestiert der Rechnungsh­of der öffentlich­en Verwaltung zweifelhaf­te Ausgaben von mindestens zehn Millionen Euro.

ERFURT. Thüringens Landesregi­erung will heute erste Pflöcke für den Landeshaus­halt 2020 einschlage­n. Die rot-rot-grüne Koalition hat sich trotz der Kritik der Opposition darauf verständig­t, einen Etat für das Jahr nach der Landtagswa­hl vorzulegen. Die Eckdaten für den Haushalt will das Kabinett bei einer auswärtige­n Sitzung in Berlin beschließe­n. Unter anderem soll es mehr Geld für die Kommunen sowie für mehr Lehrer und Polizisten geben. Das Gesamtvolu­men dürfte auf mindestens 10,8 Milliarden Euro wachsen. (md)

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