Thüringische Landeszeitung (Gera)
Bargeld nur noch ab 50 Euro
Einige Direktbanken schränken ihre kostenlosen Girokonten ein – um zu sparen
WEIMAR. Vor dem Kneipenbesuch schnell 30 Euro am Geldautomaten ziehen – für Kunden der Direktbank ING-Diba ist das künftig nicht mehr so einfach möglich. Europas größte Direktbank will den 2,1 Millionen Kunden ihres kostenlosen Girokontos vom 1. Juli an nur noch Beträge ab 50 Euro auszahlen. Bei der Deutschen Kreditbank (DKB) und der Commerzbank-Tochter Comdirect gibt es diese Grenze bereits.
Den Direktbanken geht es im wahrsten Sinne ums Geld. Anders als Sparkassen, Volksbanken und weitere Filialbanken unterhalten sie kein großes Automatennetz. Stattdessen ermöglichen sie ihren Kunden kostenlose Abhebungen bei fremden Instituten. Das gilt als ein Grund für den Erfolg der Direktbanken.
So stellt auch die ING-Diba für Auszahlungen mit der VisaKarte keine Gebühren in Rechnung, muss dafür aber nach eigenen Angaben im Schnitt 1,60 Euro aufbringen. Wer also regelmäßig an fremden Geldautomaten kleinere Beträge abhebt, beschert dem Institut hohe Rechnungen der Wettbewerber. Der Betrieb eines Apparats kostet rund 20 000 Euro im Jahr, heißt es in der Branche. „Wir haben uns für diesen Schritt entschieden, weil wir für jede Abhebung Gebühren zahlen müssen“, sagt ING-Diba-Sprecherin Zsófia Köhler. Auch an den 1200 eigenen Automaten gilt der Mindestbetrag von 50 Euro.
Bei einem geringeren Kontostand soll es weiterhin Bares geben. Für zehn Euro im Monat können sich Kunden zudem vom Mindestbetrag freikaufen. Ähnlich ist es etwa bei der DKB. Vergangenes Jahr haben die Deutschen laut BundesbankStatistik im Schnitt 189 Euro pro Besuch am Geldautomaten abgehoben. Jeder Achte ließ sich weniger als 50 Euro auszahlen.
Ohnehin wird die Versorgung mit Bargeld schwieriger. Die Zahl der Bankfilialen sinkt rapide. Umgekehrt verhielt es sich lange mit den Automaten. Eine bislang kaum genutzte Möglichkeit ist das Geldabheben im Supermarkt. Nur vier Prozent der Deutschen nutzen das.