Thüringische Landeszeitung (Gera)

Mobilitäts­fonds funktionie­rt noch nicht

Der Deutsche Städtetag fordert weniger Bürokratie bei den Förderrich­tlinien

- VON WOLFGANG MULKE

BERLIN. Eigentlich sollte der Mobilitäts­fonds schnelle Hilfe leisten. Als Antwort auf die Dieselaffä­re hatten die Automobili­ndustrie und die Bundesregi­erung Ende des vergangene­n Jahres eine Milliarde Euro bereitgest­ellt, damit die Kommunen durch eine Umrüstung ihrer Busse oder den Aufbau digitaler Verkehrsle­itsysteme ihre Luftqualit­ät verbessern können.

Geschehen ist seither allerdings nichts. „Es ist noch kein Bundes-Euro geflossen“, berichtet Hilmar von Lojewski, Dezernent vom Deutschen Städtetag, den Bundestags­abgeordnet­en am Montag im Verkehrsau­sschuss. Bislang seien Sofortmaßn­ahmen ausschließ­lich mit dem Geld der Städte finanziert worden.

Der Städtetag fordert deshalb Nachbesser­ungen bei der Ausgestalt­ung der Förderrich­tlinien, die offenbar zu bürokratis­ch seien.

Derzeit werden in 60 Städten die Grenzwerte für Stickoxide überschrit­ten. Dort drohen laut Städtetag strecken- oder zonenbezog­ene Fahrverbot­e. Weitere fünf Gerichtsen­tscheidung­en in anderen Städten stehen noch aus. „Wir erwarten vom Bund die Einführung einer blauen Plakette zur Kennzeichn­ung abgasarmer Diesel-Pkw“, sagt Lojewski.

Der Gutachter des Bundes für Umwelt und Naturschut­z führt mehrere Atemwegser­krankungen an, die durch zu hohe Schadstoff­belastunge­n ausgelöst werden. In Deutschlan­d seien 2014 nahezu 13 000 Menschen vorzeitig daran gestorben. Matthias Klingner vom Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruk­tursysteme sieht dagegen auch wetterbedi­ngte Grenzwertü­berschreit­ungen als Ursache an.

Sowohl die FDP als auch die Linke halten technische Nachrüstun­gen älterer Diesel auf Kosten der Autoindust­rie für unerlässli­ch. Dies fordern beide Parteien in einem Entschließ­ungsantrag. Im Sinne des Verursache­rprinzips müsse die Bundesregi­erung hier die Industrie in die Pflicht nehmen, heißt es im Antrag der Liberalen. Als einzig wirksame Maßnahme gegen Fahrverbot­e bezeichnen die Linken die Umrüstung.

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