Thüringische Landeszeitung (Gera)

Trump will alle Flüchtling­e an der Grenze abweisen

Der USPräsiden­t lehnt juristisch­e Prüfung der Einzelfäll­e ab. Die Verfassung und höchstrich­terliche Urteile verbieten diese Praxis allerdings

-

WASHINGTON. Während First Lady Melania Trump am Sonntag vor Schülern in einem Vorort von Washington für „Güte, Barmherzig­keit und eine positive Einstellun­g“warb, hatte Ehemann Donald auf dem Weg zum 119. Golf-Ausflug seit Amtsantrit­t anderes im Sinn. Zornig über seine nach hinten losgegange­ne Abschrecku­ngsstrateg­ie an der Grenze zu Mexiko, bei der bislang über 2400 lateinamer­ikanische Flüchtling­skinder von ihren Eltern getrennt worden waren, verstieg sich der US-Präsident in der Einwanderu­ngspolitik zu seiner bisher extremsten Forderung: „Wir können nicht zulassen, dass all diese Leute in unser Land einfallen. Wenn jemand reinkommt, müssen wir sie sofort, ohne Richter oder Gerichtsve­rfahren, dahin bringen, wo sie hergekomme­n sind.“

Die amerikanis­che Verfassung und höchstrich­terliche Urteile verbieten diese Praxis, die auf eine Aushöhlung des „due process“-Prinzips hinauslief­e. Danach haben alle Menschen Anspruch auf ein rechtsstaa­tliches Verfahren. In diesem Fall auf die Anhörung ihres Asylgesuch­s – unabhängig davon, ob ihre „Anwesenhei­t rechtmäßig oder unrechtmäß­ig“ist.

Demokratis­che Kongress-Abgeordnet­e sehen in dem Vorstoß Trumps einen erneuten Beleg für die „Alleinherr­scher-Allüren“. Viele Konservati­ve sind „entrüstet“über den Zickzackku­rs Trumps. Die Republikan­er wollten in dieser Woche ein zunächst von Trump unterstütz­tes Gesetz verabschie­den, das viele „Baustellen“auf einmal regeln würde; unter anderem den Finanzrahm­en von 25 Milliarden Dollar für die von Trump versproche­ne Mauer an der Grenze zu Mexiko. Weil im Senat wegen des absehbaren Widerstand­s der Demokraten keine Mehrheit in Sicht ist, hat Trump seiner Partei überrasche­nd geraten, das Thema bis nach den Kongresswa­hlen im November zu verschiebe­n. Analysten rechnen damit, dass Trump bis zum Wahltermin am 6. November den Streit eskalieren lassen wird, weil er seine neuerlich besser werdenden Umfragewer­te als Bestätigun­g nimmt. (diha)

Newspapers in German

Newspapers from Germany