Thüringische Landeszeitung (Gera)
Energiekosten sparen und Versorgung in den Kommunen verbessern
Genossenschaftsmodell in Ranis überzeugt bei der Überwindung der Probleme auf dem Land
Stanislav Sedlacik aus Weimar schreibt mit Blick auf zwei Beispiele, was Kommunen attraktiver machen kann: Ein Beispiel zur effektiven Nutzung kommunalen Energiepotenzials bietet das kommunale Energiemanagement Thega. Durch Transparenz beim Energieverbrauch und geringinvestive Maßnahmen in kommunalen Liegenschaften können die Energiekosten und CO2-Emissionen deutlich und dauerhaft reduziert werden. Zum Energiemanagement gehören
• das kontinuierliche Erfassen und Auswerten von Verbrauchsdaten,
• das Überwachen der Gebäudetechnik,
• das Ableiten von technischen und organisatorischen Verbesserungsmaßnahmen.
Dies führt in Kommunen erfahrungsgemäß bereits im nichtinvestiven Bereich zu einer Energiekosteneinsparung von
10 bis 20 Prozent. Ein Beispiel: In Thüringen sorgen etwa 355 000 Leuchten für erhellte Straßen. Die Straßenbeleuchtung im Freistaat verbraucht jedes Jahr so viel Strom wie etwa 50 000 Drei-Personen-Haushalte. Durch eine schrittweise Modernisierung und Optimierung der Straßenlaternen ließen sich in Thüringen mittelfristig jährlich etwa zwölf Millionen Euro Energiekosten und 41 000 Tonnen CO2-Emissionen sparen. Dazu gibt es Förderprogramme von Land, Bund und EU. Eigenverantwortliches Handeln und bürgerschaftliches Engagement sind wichtige Faktoren für die Zukunftsfähigkeit und Lebensqualität von Kommunen und Regionen, besonders im ländlichen Raum. Wo Wandel ist, entstehen neue Freiräume, die Menschen mit Kreativität und Umsetzungswillen füllen können. Es braucht Personen, die die Chancen auf Veränderung sehen, die Ideen entwickeln und umsetzen, die neue Wege ausprobieren und auch Vorbild für Andere werden.
Mit dem deutlichen Rückgang der Bevölkerungszahlen auf dem Lande und der damit sinkenden Kaufkraft verlassen die Discounter-Märkte den ländlichen Raum und konzentrieren sich nur noch auf die Gebiete mit entsprechender Kaufkraft. Lobenswerterweise hat Tegut ein Konzept zur Unterstützung kleinerer Märkte entwickelt und schließt somit diese Lücke im ländlichen Raum. Bisher ist Tegut damit in Hessen, Thüringen und Bayern inzwischen schon an 25 Standorten erfolgreich tätig. Aktuell kommen jährlich etwa zwei Neueröffnungen hinzu.
Im Grundgesetz wird die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse zwar garantiert, aber vor Ort muss man schon selbst etwas dafür tun. Es geht um bürgerliches Engagement gegen die Auswirkungen des demographischen Wandels im ländlichen Raum.
Andreas Gliesing, Bürgermeister der Stadt Ranis, ist auch Aufsichtsrat vom „Marktzentrum Ranis e.G“. Gründungsversammlung des „Marktzentrums Ranis e.G“war am 12. Juni 2015. Am 18. November 2016 wurde es eröffnet. Voraussetzung war die engagierte Arbeit der Initiativgruppe zur Genossenschaftsgründung. Das Genossenschaftsmodell wurde gewählt, weil mit ihm das identitätsstiftende Engagement der Bürger für ein „Marktzentrum Ranis e.G“am stärksten zum Ausdruck kommt. Die Führung der Genossenschaft, das sind der Vorstand und der Aufsichtsrat, die Buchhaltung ist ehrenamtlich. Zum Marktzentrum gehören der Tegut-Laden, ein Blumenladen, eine Bäckerei, ein Lesecafé, eine Poststelle und eine Stadtteilbibliothek. Auch Ministerpräsident Bodo Ramelow besuchte im Juni 2017 bereits dieses Marktzentrum. ● Weitere Infos unter www.mittendrin-in-ranis.de/ ● www.thega.de/kem/