Thüringische Landeszeitung (Gera)
Umstrukturierung diskutiert
Landwirte nicht glücklich über beabsichtigte Veränderungen im Versuchswesen
GROßENSTEIN. Der Großensteiner Sommerfeldtag ist für viele Landwirte Ostthüringens ein Muss. Werden doch dort, direkt auf den Feldern der Versuchsstation Großenstein Versuche zu aktuellen Problemen des Pflanzenschutzes oder der Sortenwahl präsentiert und erläutert. Landwirte erhalten so wichtige Tipps zur Ertragssteigerung und Gesunderhaltung der Bestände und zur Sortenwahl.
Neu in diesem Jahr, dass der Leiter des Landwirtschaftsamtes Zeulenroda, Arnfried Völlm, Torsten Graf, Referatsleiter Thüringer Feldversuchswesen und nachwachsende Rohstoffe der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, kurz TLL genannt, den Staffelstab überreichte.
Obwohl die Gebietsreform so nicht stattfindet, wie das ursprünglich vorgesehen ist, machen wir unabhängig davon nun eine Verwaltungsreform, begründete Völlm die Regieübernahme von Torsten Graf beim Sommerfeldtag. So werde zum 1. Januar 2019 die Landesanstalt für Landwirtschaft und ländlichen Raum gegründet. Und so werde das Thüringer Feldversuchswesen, das bisher bei den Landwirtschaftsämtern angesiedelt war, dorthin wechseln. Alle Versuchsstationen Thüringens werden also künftig unter diesem Dach zu finden sein. Das Konzept habe das Ministerium erarbeitet. Das heißt, so Arnfried Völm, dass es auch für die Großensteiner Versuchsstation einige Veränderungen geben wird. So sollen künftig nicht mehr die in Ostthüringen vorwiegend angebauten Feldfrüchte wie Getreide, Mais und Zuckerrüben Hauptgegenstand des Großensteiner Versuchswesens sein, sondern der Schwerpunkt soll dann auf Heil-, Duftund Gewürzpflanzen liegen. Man sollte sich aber die Optionen für Versuche mit weiteren Kulturen offenhalten, wünschte sich nicht nur der Leiter des Landwirtschaftsamtes Zeulenroda. Auch seitens der Landwirte wurde gegenüber unserer Zeitung betont, dass es für die Bauern in Ostthüringen, äußerst wichtig sei, eine Versuchsstation mit den für Ostthüringen typischen Böden und darauf durchgeführten Sortenversuchen der Feldfrüchte weiter gibt. Die hohe Teilnehmerzahl zu den Feldtagen in Großenstein beweise, dass diese Versuche für die Praktiker wichtig sind. Die Empfehlungen, die den Landwirten hier zu Düngung, Pflanzenschutz und Sortenwahl gegeben werden, sind spezifisch für diese Böden in Ostthüringen, Sachsen und Teile Sachsen-Anhalts. Auch dank der Großensteiner Versuche seien die Erträge hier so hoch. Empfehlungen anderer Versuchsstationen seien für die dortigen Landwirte sicher richtig, für den Raum Altenburger Land und Landkreis Greiz oder Gera aber nicht relevant. Insofern befürchten die Landwirte hier einen Verlust an Know-how für ihre Betriebe.
„Wir kämpfen weiter“, sagte Arnfried Völlm. Großenstein ist einer der besten Versuchsstationen, was die Arbeit und die Ergebnisse betrifft. Die Mitarbeiter der Versuchsstation unterstützen die Landwirte des Altenburger Landes und des Landkreises Greiz mit ihrer Arbeit, bei der Entscheidungsfindung und erzielen gemeinsam Effekte bei der Ertragserhöhung und der Bestandspflege sowie in der Schädlingsbekämpfung. Eigentlich sind bei jetzigem Profil der Großensteiner Versuchsstation sogar noch mehr wissenschaftliche Befunde nötig als bisher. Aber die Mittel werden eben immer knapper“, so Arnfried Völlms Resümee, das schon Resignation ob der zu erwartenden und aus Sicht der Landwirte unglücklichen Umstrukturierung erahnen ließ.