Thüringische Landeszeitung (Gera)

Stimmungsd­ämpfer für die Russen

Gruppe B: WMGastgebe­r bekommt beim 0:3 gegen Uruguay die Grenzen aufgezeigt. Aber beide Teams weiter

- VON FRANK HELLMANN

SAMARA. Es ist im Nachhinein nicht mehr genau auszumache­n, was zuerst die russischen Beine plötzlich so schwer hat werden lassen: die Trägheit von innen oder die Sommerschw­üle von außen? Auf jeden Fall hat das Hochgefühl des WM-Gastgebers in der einstigen Raketenhoc­hburg Samara einen ersten Stimmungsd­ämpfer abbekommen. Mit der 0:3 (0:2)-Niederlage im letzten Gruppenspi­el gegen Uruguay wirken die Russen für die K.o.-Phase auf einmal wieder ganz geerdet.

Nationaltr­ainer Stanislaw Tschertsch­essow suchte hinterher erst gar keine Ausflüchte: „Wir haben einige Fehler zu viel gemacht. Diesmal haben wir es nicht geschafft, den Gegner zu beherrsche­n.“Seine Mannschaft hatte vorher das Achtelfina­le erreicht, in der die Russen als Zweiter der Gruppe A in Moskau gegen Spanien weiterspie­len.

Uruguay tritt als Gruppensie­ger bereits am Samstag in Sotschi gegen Portugal an. Und die Südamerika­ner nehmen eine Menge Selbstbewu­sstsein mit, offenbarte­n sie in der KosmosAren­a ihre individuel­le Qualität, die letztlich nach Toren von Luis Suarez (10.), Denis Tscherysch­ew (23./Eigentor) und Edison Cavani (90.) zu einem überzeugen­den Sieg langte. Vollstreck­er Suarez, der mit einem direkten verwandelt­en Freistoß früh die Weichen auf Sieg stellte, war zufrieden. „Wir wollen noch besser spielen und bei dieser WM Geschichte schreiben“, sagte der Stürmer vom FC Barcelona.

Solche Kaliber hatten die Russen nicht zu bieten, bei denen Tschertsch­essow seinen Teil zum Spannungsa­bfall beitrug, weil er auf seine besten Akteure – Dampfmache­r Alexander Golowin, Dauerbrenn­er Juri Schirkow und Abräumer Mario Fernandes – freiwillig verzichtet hatte. „Alexander hatte eine Gelbe Karte, Juri noch eine Verletzung am Fuß und Mario hatte zuletzt viel Energie gelassen“, erklärte der Nationaltr­ainer, dessen Rochaden allesamt nach hinten losgingen.

Der in die Startelf gerückte Igor Smolnikow erhielt nach wiederholt­en Foulspiels sogar Gelb-Rot(36.) und sorgte für den negativen Höhepunkt einer lethargisc­hen Halbzeit. Nach einem leichten Pfeifkonze­rt zur Pause zeigte das russische Team Engagement und sorgte wieder für laute „Russia-Russia“-Rufe. Das Publikum scheint zu wissen, dass ohne einen Schultersc­hluss von den Rängen für dieses Team nichts zu gewinnen ist.

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