Thüringische Landeszeitung (Gera)
Stimmungsdämpfer für die Russen
Gruppe B: WMGastgeber bekommt beim 0:3 gegen Uruguay die Grenzen aufgezeigt. Aber beide Teams weiter
SAMARA. Es ist im Nachhinein nicht mehr genau auszumachen, was zuerst die russischen Beine plötzlich so schwer hat werden lassen: die Trägheit von innen oder die Sommerschwüle von außen? Auf jeden Fall hat das Hochgefühl des WM-Gastgebers in der einstigen Raketenhochburg Samara einen ersten Stimmungsdämpfer abbekommen. Mit der 0:3 (0:2)-Niederlage im letzten Gruppenspiel gegen Uruguay wirken die Russen für die K.o.-Phase auf einmal wieder ganz geerdet.
Nationaltrainer Stanislaw Tschertschessow suchte hinterher erst gar keine Ausflüchte: „Wir haben einige Fehler zu viel gemacht. Diesmal haben wir es nicht geschafft, den Gegner zu beherrschen.“Seine Mannschaft hatte vorher das Achtelfinale erreicht, in der die Russen als Zweiter der Gruppe A in Moskau gegen Spanien weiterspielen.
Uruguay tritt als Gruppensieger bereits am Samstag in Sotschi gegen Portugal an. Und die Südamerikaner nehmen eine Menge Selbstbewusstsein mit, offenbarten sie in der KosmosArena ihre individuelle Qualität, die letztlich nach Toren von Luis Suarez (10.), Denis Tscheryschew (23./Eigentor) und Edison Cavani (90.) zu einem überzeugenden Sieg langte. Vollstrecker Suarez, der mit einem direkten verwandelten Freistoß früh die Weichen auf Sieg stellte, war zufrieden. „Wir wollen noch besser spielen und bei dieser WM Geschichte schreiben“, sagte der Stürmer vom FC Barcelona.
Solche Kaliber hatten die Russen nicht zu bieten, bei denen Tschertschessow seinen Teil zum Spannungsabfall beitrug, weil er auf seine besten Akteure – Dampfmacher Alexander Golowin, Dauerbrenner Juri Schirkow und Abräumer Mario Fernandes – freiwillig verzichtet hatte. „Alexander hatte eine Gelbe Karte, Juri noch eine Verletzung am Fuß und Mario hatte zuletzt viel Energie gelassen“, erklärte der Nationaltrainer, dessen Rochaden allesamt nach hinten losgingen.
Der in die Startelf gerückte Igor Smolnikow erhielt nach wiederholten Foulspiels sogar Gelb-Rot(36.) und sorgte für den negativen Höhepunkt einer lethargischen Halbzeit. Nach einem leichten Pfeifkonzert zur Pause zeigte das russische Team Engagement und sorgte wieder für laute „Russia-Russia“-Rufe. Das Publikum scheint zu wissen, dass ohne einen Schulterschluss von den Rängen für dieses Team nichts zu gewinnen ist.